König 01 - Königsmörder
Tür.
»Ich werde aufbleiben, bis Ihr zurückkommt, Herr«, sagte Darran und trat beiseite. Sein Blick war voller Furcht.
Gar ging die Treppe hinunter. »Spart Euch die Mühe. Es könnte spät werden.« »Es ist keine Mühe«, rief Darran ihm nach.
Kurz bevor er in Conroyds protzige Kutsche stieg, hielt er inne und drehte sich um. »Schön.Tut, was Ihr wollt.«
Er kletterte hinein. Der Lakai schlug die Tür zu und nahm wieder seinen Platz auf der Trittleiter ein. Ein Peitschenknall. Ein Knarren von Geschirren und Holz. Dann fuhren sie.
Gar ließ den Kopf in die Kissen sinken und wünschte, er wäre tot. Oder wirklich betrunken.
Der Marktplatz war ein einziges Meer von olkischen Zuschauern, die sich warm angezogen hatten gegen die mitternächtliche Kühle. Sie drängten sich auf drei Seiten rund um den Platz in der Mitte, auf den sich noch immer der Karren, der Käfig und Asher befanden. Pellen Orricks Stadtwachen waren, auffällig gewandet in Blau und Dunkelrot, überall postiert, unter den Zuschauern, neben dem Käfig, wo immer noch ein Mann hinpasste. Die mit Piken und Knüppeln bewaffneten Wachen wirkten angespannt und grimmig.
An der vierten Seite des Marktplatzes befand sich ein ungewöhnlich hohes Podest, das für den König und diejenigen Würdenträger, die sich noch in der Stadt aufhielten, reserviert war. Die meisten von ihnen waren ebenfalls Olken. Gar blickte durch das Fenster der Kutsche, während sie langsam zum Stehen kam, und sah, wie wenige Doranen unter ihnen saßen. Er runzelte die Stirn. Eigenartig. Er hatte erwartet, dass sie mehr als alle anderen erpicht sein würden, den Emporkömmling sterben zu sehen.
Die Kutschentür wurde geöffnet, und er stieg aus, einige Schritte entfernt vom Fuß der Treppe, die zu dem Podest hinaufführte. Mit unangenehm hämmerndem Herzen betrachtete er den Marktplatz und die Menschen, aber nicht den Käfig oder den Mann darin. Und nur für einen kurzen Übelkeit erregenden Moment ließ er den Blick über den Henkersblock, das Stroh und den in einen schwarzen Kapuzenumhang gewandeten Mann daneben gleiten. Der Mann hielt eine geschärfte, silbern glänzende Axt in den Händen. War es derselbe, der Timon Spake enthauptet hatte? Er konnte es nicht erkennen.
Die riesigen Bälle aus Glimmfeuer, die über der Menge schwebten, spendeten so viel Licht, als sei es heller Tag. Als einer von ihnen sich funkenstiebend bewegte, erklang ein zischendes Geräusch. Einen Moment später folgte ein zweiter Lichtball. Dann ein dritter. Die Leute, die von der spuckenden Magie getroffen worden waren, schrien auf.
Payne Sorvold stand in der Nähe und unterhielt sich mit Nole Daltrie. Zwei von Conroyds engsten Freunden; natürlich würden sie hier sein. Zweifellos erwarteten sie hohe Ämter am neuen doranischen Hof. Als er das unsichere Glimmfeuer sah und die lauten Protestrufe der Menge hörte, brach Sorvold, der soeben zu einer witzigen Bemerkung angesetzt hatte, ab und verstärkte die ins Wanken geratene Magie.
Im selben Moment drehte Sorvold sich um und bemerkte Conroyds Kutsche sowie den Neuankömmling, den sie hergebracht hatte. Er entschuldigte sich bei Daltrie und kam näher, und seine Miene zeigte nichts als gewissenhafte Höflichkeit. »Eure Hoheit«, sagte er mit einer knappen Verbeugung. »Seine Majestät hat mich gebeten, Euch zu begrüßen und zu Eurem Platz zu geleiten. Er wird selbst gleich hier sein.«
»In der Hoffnung auf einen großen Auftritt?«, fragte Gar. Sein Kopf hämmerte; er hatte nicht annähernd genug Wein getrunken. »Typisch. Was ist los mit dem Glimmfeuer?«
Sorvolds Augen hatten sich bei seiner Bemerkung geweitet. Mit wachsamem Tonfall erwiderte er: »Nichts, Herr. Es sind viele Glimmfeuer dort oben, und sie sind größer, als man sie normalerweise heraufbeschwören würde, aber Ihr habt keinen Grund zur Sorge.«
»Habe ich mich besorgt angehört?«, entgegnete er.
Sorvold suchte Zuflucht hinter Förmlichkeit. »Wenn es Euch beliebt, jetzt mit mir zu kommen, Herr?«
»Oh, Payne«, seufzte er. »Es gibt nichts, was mir weniger belieben würde.« »Herr?«
»Vergesst es«, sagte er schroff. »Gehen wir.«
Während er Sorvold folgte, erblickte er Pellen Orrick, prächtig anzusehen in Dunkelrot. Er stand etwa zehn Schritte entfernt und behielt die Menge genau im Auge. Als er seinen Blick spürte, drehte der Hauptmann sich um und nahm seine Anwesenheit mit einem Nicken zur Kenntnis. Gar nickte zurück, wobei er sich fragte, was hinter diesem
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