König 01 - Königsmörder
sich seinen Glauben bewahren und schweigen würde!« Inzwischen war ihm so übel, dass er kaum noch klar sehen konnte. »Aber Spake hat geschwiegen. Du hast dich in ihm geirrt, Dathne, und du hast dich in mir geirrt. Ich bin nicht euer Unschuldiger Magier. Ich bin ein Narr, der sich von süßen Worten und Lügen die Sinne hat verwirren lassen. Von deinen Lügen. Matts. Gars. Alle haben sie gelogen.«
»Nein, nein«, widersprach Dathne atemlos. »Bitte, glaub mir.
Ich liebe dich. Wir brauchen dich. Du bist die Erfüllung der Prophezeiung, die einzige Hoffnung dieses Königreichs!«
Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, und er schlug sie weg. Stieß Dathne zur Seite, während die Macht in ihm Atem holte wie ein Drache und drohte, ihn zu verbrennen.
»Geh weg von mir, Miststück! Geh weg von hier, alte Frau, oder ich werde für meine Taten nicht verantwortlich sein. Geht, alle beide,
geht!«
Die Magie entzündete sich. Schoss in einem Tosen brennenden Schnees und flammenden Regens aus seinen Augen, aus seinem Mund und seinen Fingern. Er ließ sich davon verzehren, scherte sich nicht darum, ob sie ihn tötete. Oder Dathne oder Veira.
Er scherte sich um gar nichts mehr…
Dathne ließ sich schluchzend durch das Haus und in die Küche schieben. Sie hörte die Tür zuschlagen und spürte Veiras Hand, als die alte Frau sie auf einen Stuhl drückte.
»Wir… wir… müssen zu ihm zurückkehren. Wir müssen ihn
aufhalten!«
»Er wird sich bald genug selbst aufhalten«, erwiderte Veira und füllte den Kessel. »Er tobt sich am besten aus, bevor wir noch einmal versuchen, vernünftig mit ihm zu reden. Ich habe das Schlafzimmer befeuchtet, Kind. Er wird keinen Schaden anrichten.«
Sie bekam einen Schluckauf und rang um Selbstbeherrschung. »Du hast es befeuchtet? Wann?«
»Während ihr euch unterhalten habt.«
»Du hast dies erwartet?«
»Einen Wutanfall?« Veira nickte und setzte den Kessel auf den Herd, dann öffnete sie die Ofentür, um mit einem Schüreisen in der Kohle zu stochern. »Natürlich. Du etwa nicht?«
»Es ist mehr als ein Wutanfall! Das Wort trifft es nicht. Er ist zornig, Veira, und er hat jedes Recht dazu. Ich habe ihn tatsächlich hintergangen. In gewisser Weise habe ich auch gelogen.«
Veira rümpfte die Nase. »Du hast deine Pflicht als Jervales Erbin getan.« »So denkt er aber nicht«, flüsterte sie.
»Er wird seine Meinung ändern, mit der Zeit.«
Abermals stiegen Dathne Tränen in die Augen. »Er hat mich Miststück genannt.« »Das bist du. Genau, wie ich es bin. Glaubtest du, das hier sei eine Beschäftigung für feine Leute?«
Sie hielt Veiras herausforderndem Blick einen Moment lang stand, dann wandte sie den Kopf ab. »Die Sache mit Timon Spake tut mir leid. Wenn es kein Missgeschick gegeben hätte – die Kuchen erreichten ihn nicht –, hätte ich dir erzählt, was ich getan habe.«
Veira zuckte mit den Schultern. »Wie du ganz richtig sagst, Kind. Es liegt in der Vergangenheit. Und nach der Geschichte mit Rafel… Wer bin ich, dich zu verurteilen?«
Der Kessel auf dem Herd blubberte und stieß Dampf aus. Veira stellte Becher und Milch heraus und runzelte die Stirn, als sie den fast leeren Krug sah. »Morgen früh könntest du dich nützlich machen, wenn du magst, und ins Dorf hinübergehen. Du könntest mir Milch holen, da ich fast keine mehr habe und wir Gesellschaft erwarten.«
O ja. Unglaublicherweise hatte sie das ganz vergessen. Matt, Gar und Darran. Würden sie bald hier sein? Sie hoffte es. »Warum hältst du dir keine Kuh? Oder eine Ziege?«
»Weil ich hier ganz allein lebe, deshalb«, antwortete Veira, während sie Teeblätter in die Kanne gab. »Und meine wenigen Kuicks helfen dem Milchmann. Wirst du ins Dorf gehen? Ich werde dir den Weg beschreiben. Es ist leicht zu finden.«
Sie nickte. »Du versuchst, mich von Asher fernzuhalten?«
»Ich denke, es wäre ratsam«, sagte Veira und brühte den Tee auf. »Zumindest für ein Weilchen. Außerdem kannst du auch noch Schinken mitbringen. Im Garten sind Möhren und Gemüse, und ich habe einen großen Krug mit eingelegtem Kohl und jede Menge Eier. Ich denke, wir werden mit den Vorräten hinkommen.«
Dathne nahm den Becher entgegen, den Veira ihr hinhielt. »Werden die Dorfbewohner nicht neugierig sein, wenn sie mich sehen?«
»Neugierig, ja. Unhöflich, nein«, erwiderte Veira mit einem flüchtigen Lächeln. »Sag ihnen, du seiest meine Nichte, die zu Besuch gekommen ist, das wird genügen.«
Der Tee war
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