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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Zeit war gekommen. »Ich schätze, ich bringe es wohl am besten zu Ende.« Die Art des Schweigens hinter ihm veränderte sich. Der Zorn verebbte, und an seine Stelle trat Trauer. Unausgesprochene letzte Worte hingen in der Luft. Er wollte sie nicht hören. Er tat dies, weil sie ihn darum gebeten hatten. Ihn angefleht hatten. Weil niemand außer ihm es tun konnte. Weil er versprochen hatte, ihnen zu helfen, ganz gleich um welchen Preis, und im Gegensatz zu manchen Leuten hielt er sein Wort.
    Was nicht bedeutete, dass er eine Szene wollte.
    »Was tust du? Geh nicht dort hinaus!«, sagte Dathne. »Bekämpfe ihn von hier aus, wo du in Deckung bist!«
    Pellen Orrick antwortete ihr. »Wie könnte er das tun, Dathne? Es sind Menschen im Weg.«
    Der Marktplatz war voller Olken und einer Handvoll Doranen. Menschen, die nirgendwohin flüchten konnten. Einige von ihnen kannte er aus früheren Zeiten, als er ein anderer Mann gewesen war. Benommen und taumelnd krochen sie durch die Trümmer, das ziellos umherirrende Vieh, die am Boden liegenden Leiber. Einige mühten sich, Barlsmann Holze zu erreichen, die letzte Autorität, die in der Stadt verblieben war. Der Geistliche lag reglos und mit gespreizten Gliedern auf der Treppe seiner Barlskapelle.
»Asher!«,
rief Dathne, als er noch einen Schritt in Richtung Tür trat. Er blieb stehen, die Finger auf das schartige Mauerwerk gepresst.
Schau nicht hin, schau nicht hin, es hat verdammt noch mal keinen Sinn!
    Er schaute hin. Er musste es tun.
    All ihre Liebe lag in ihrem Gesicht. Als er sie sah, zerbrach etwas in ihm. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Es ist schon gut, Dathne. Der Bastard wird dich nicht anrühren.«
    In ihren Augen und auf ihren Wangen waren Tränen. »Da ist etwas, das ich dir sagen muss, ich…«
    Er ging zu ihr und ließ sich auf ein Knie nieder. Strich mit den Fingern sachte den Bogen ihrer Augenbrauen nach, ihre geschwungenen Wangenknochen, ihre Lippen. »Erzähl es mir später.«
    »Aber…«
    Er stand auf, und sie wurde still. Mit einem letzten Lächeln kehrte er ihr den Rücken zu. Kehrte ihnen allen den Rücken zu: Veira, Darran, Pellen, Matt und Gar. Dann trat er aus ihrer dürftigen Zuflucht heraus und betrachtete die Kreatur, die über ihm in der Luft umherwirbelte und nichts anderes wahrnahm als ihren eigenen privaten Schmerz.
    Aber für wie lange…
    In seinem Geist wartete der Zirkel.
    Er lief, ohne auf seine Schritte zu achten, die Treppe der Kapelle hinunter, wich immer wieder Tieren aus und ignorierte die am Boden liegenden Menschen, die seine Hilfe brauchten, selbst die Kinder. Holze richtete sich jetzt auf. Als er ihn sah, sog der Geistliche scharf die Luft ein.
»Asher?«
    Er streckte die Hand aus. Über ihren Köpfen baumelte Morg stöhnend in der Luft. »Holze.«
    Fünf verkohlte Fingerabdrücke waren auf dem schmerzverzerrten Gesicht des Geistlichen zu sehen. »Ihr
lebt?«
    »Nein, ich bin ein Geist«, sagte er und half dem zitternden Holze auf die Füße. Trotz der schmutzigen Vergangenheit, die sie miteinander teilten, empfand er einen widerstrebenden Respekt: Holze hätte fliehen können und hatte es nicht getan.
    Die bleichen Lippen des Barlsmannes wurden schmal. »Wisst Ihr, was
das
ist?«, fragte er und deutete auf Morg.
    »Ja. Wisst Ihr es auch?«
    »Ich denke, möglicherweise ja«, erwiderte Holze stirnrunzelnd. »Obwohl mein Verstand es kaum glauben kann.«
    Asher schnaubte. »Glaubt es, Holze. Das ist Morg.«
    Der letzte Rest von Farbe wich aus dem Gesicht des Geistlichen, sodass die Fingerabdrücke noch deutlicher hervortraten, und er küsste mit Inbrunst seinen Heilsring. »Barl rette uns.«
    »Wenn Ihr es sagt.« Asher drehte sich um und betrachtete die benommenen Menschen auf dem Platz. »Diese Leute können nicht hier draußen bleiben. Könnt Ihr sie wieder in die Kapelle bringen?«
    »Ja, ja, natürlich, aber warum? Was habt Ihr vor?« Er deutete mit dem Kopf nach oben. »Dieses Ding umbringen.«
    Holze schnappte nach Luft. »Wie?«
    »Was glaubt Ihr?«, fuhr er ihn an und beschwor eine Flamme herauf. Kein zahmes, sanftes Glimmfeuer, sondern die grausame, gierige Hitze von Kriegsfeuer. Einer von vielen Tricks, den man in Barls Tagebuch finden konnte, auf das er so gut hätte verzichten können.
    »Was ist das für eine Ketzerei?«, fragte Holze und starrte das Feuer an, das von olkischen Fingern züngelte. »Das ist keine Magie, die ich kenne! Wie kommt Ihr dazu? Wer hat sie Euch gelehrt?
Morg?«
    Asher grinste boshaft.

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