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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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selbst wäre.« Sein harter Blick ruhte jetzt auf Gar. »Nicht einmal wenn er ein Königssohn wäre.«
    Gar nickte. »Und genauso sollte es sein. Dieses Königreich erwartet nichts Geringeres von Euch und den Männern, die unter Eurem Befehl stehen. Orrick, Ihr habt gesagt, diese Todesfälle seien durch ein Unglück hervorgerufen worden, nicht durch Mord. Unter Gefahr für Eure Seele selbst frage ich Euch zum letzten Mal: Steht Ihr nach wie vor zu dieser Schlussfolgerung?«
    Orrick drückte die Schultern durch und verschränkte die Hände hinterm Rücken. »Ja, Eure Hoheit.«
    »Also schön«, sagte Gar. »Ihr habt für Eure schnelle und gründliche Untersuchung dieser Ereignisse die Dankbarkeit des Kronrats. Lasst Euch jedoch einen Rat geben: Sollten neue Tatsachen ans Licht kommen und Euch veranlassen, noch einmal über Eure Schlussfolgerung nachzudenken, erwarten wir, unverzüglich davon ins Bild gesetzt zu werden.«
    Orrick nickte. »Darauf könnt Ihr Euch verlassen, Herr.«
    Gar drehte sich zu Jarralt um, und hinter seinen kalten, grünen Augen spulte sich eine Reihe von Gedanken ab. Als er schließlich sprach, war sein Tonfall milde, höflich, aber mit einer Unterströmung von Eis. »Mylord, es ist kein Geheimnis, dass wir unsere Meinungsverschiedenheiten gehabt haben. Aber ich glaube, dass aufrichtige Uneinigkeit nicht schlecht ist. Wenn unsere Entscheidungen einer näheren Beleuchtung nicht standhalten können, dann verdienen wir die Autorität nicht, sie zu treffen. Ich habe Hauptmann Orricks Ergebnisse in dieser Angelegenheit akzeptiert. Der tragische Tod meines Vaters, meiner Mutter und meiner Schwester – des Königs, der Königin und der zukünftigen Wettermacherin dieses Reiches – sind nicht durch menschliches Handeln verursacht worden. Falls ich jemals Eure Ehre in Bezug auf dies hier in Zweifel gezogen haben sollte, erkläre ich jetzt, dass ich mich im Irrtum befand. Und ich biete Euch meine Hand zum Zeichen eines neuen Anfangs zwischen uns.«
    Um die Entschuldigung des Prinzen anzunehmen, musste Jarralt näher herantreten. Musste seine Position aufgeben. Asher hielt den Atem an. Wenn der Bastard es nicht tat, wenn er auf seinen verrückten Behauptungen von Verschwörung und Mord bestand, würde das Königreich in Flammen aufgehen, oder doch zumindest beinahe…
    »Ein neuer Anfang«, sagte Conroyd Jarralt, als seien die Worte Glassplitter in seinem Mund. Er trat vor und packte Gar am Unterarm.
    Seine Finger fest auf Jarralts Ärmel, lächelte Gar. »Dann akzeptiert Ihr also Hauptmann Orricks Schlussfolgerung? Weder ich noch mein Gehilfe, Asher, oder irgendein Mann, eine Frau oder ein Kind, die mit mir zu tun haben oder mir oder ihm bekannt sind, haben die Ermordung meiner Familie geplant oder den versuchten Mord an Meistermagier Durm.«
    Das Lächeln, mit dem Jarralt antwortete, war vielschichtig. »Ich akzeptiere, dass Orrick keinerlei Beweise hat. Ich akzeptiere, dass er einen aufrichtigen Versuch unternommen hat, die Wahrheit der Angelegenheit zu enthüllen. Ich akzeptiere… die Rolle des aufrichtigen Andersdenkenden.«
    Gar sah ihn an. »Und akzeptiert Ihr ebenfalls, dass ich meines Vaters wahrer und rechtmäßiger Erbe des Throns von Lur bin? Des Titels des Wettermachers? Offen gesprochen, Herr: Akzeptiert Ihr, Lord Conroyd Jarralt, an diesem Ort und zu dieser Zeit und vor diesen Zeugen, dass ich durch Barls große Barmherzigkeit Euer König bin?«
    Jarralt nahm den Kopf zurück, als wappne er sich gegen einen Schlag. Asher beobachtete ihn mit angehaltenem Atem. Wenn Jarralt sich dafür entschied, Gars Ansprüche anzufechten… Aber er tat es nicht. Stattdessen bedachte er Gar mit einem schroffen Nicken. »Ja. An diesem Ort und zu dieser Zeit akzeptiere ich Euch als König. Eure Majestät.«
    Das Licht der Herausforderung in Gars Augen verblasste. Er ließ Jarralts Arm los und verzog die Lippen zu einem distanzierten Lächeln. »Hervorragend. Mir scheint, dass wir einander endlich verstehen, Herr.«
    Asher verschluckte um ein Haar seine Zunge. Hatte Gar einen Sonnenstich? Glaubte er, eine kurze Berührung am Arm und ein widerstrebend gegebenes Zugeständnis bedeuteten das Ende von Jarralts Gegnerschaft? Das Ende seiner Feindschaft und seines wahrscheinlich bevorstehenden Kampfes zur Eroberung der Krone? Glaubte das
irgendeiner
hier?
    Der verdammte Holze glaubte es offenkundig – oder wollte es glauben. Er strahlte wie eine altjüngferliche Tante bei der Geburt eines neuen Neffen. Orrick?

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