König 01 - Königsmörder
anerkennend. »Und was ist mit Eurer Krönung?«
Gar blickte stirnrunzelnd auf seine ineinander verschlungenen Finger hinab. »Die Tradition schreibt vor, dass ein Wettermacher in Anwesenheit seines Meistermagiers gekrönt wird.«
»Dann«, sagte Conroyd Jarralt glatt, »sieht es so aus, als hätten wir ein Problem. Eure Majestät.«
»Noch nicht, o nein, Conroyd.«
»Aber wie Ihr so treffend festgestellt habt, könnt Ihr nicht zum Wettermacher gekrönt werden, ohne dass…«
»Doch, ich kann«, antwortete Gar und funkelte ihn an. »Es ist eine Tradition, kein Gesetz.«
»Das ist wahr«, räumte Jarralt ein. »Zumindest soweit es die Krönung betrifft. Es
ist
jedoch im Gesetz verankert, dass ein Wettermacher ohne die Leitung eines Meistermagiers nicht herrschen darf. Und auch wenn Durm heute noch atmet, könnte jeder Augenblick sein letzter sein. Gebt zumindest so viel zu. Eure Majestät.«
»Ich wäre ein Narr, diese Möglichkeit nicht in Betracht zu ziehen«, sagte Gar, und seine Stimme war dünn vor unterdrückter Wut. »Aber das ist alles, was es ist: eine Möglichkeit. Zum Wohle des Königreichs werde ich um Mitternacht am übernächsten Barlstag zum Wettermacher gekrönt werden, ob Durm genesen ist oder nicht. Zwei Wochen danach werde ich über seine Position noch einmal nachdenken.«
Hungrig wie eine jagende Katze beugte Jarralt sich vor. »Gegen alles Drängen und alle Ratschläge hat Durm weder einen Nachfolger bestimmt noch jemanden als solchen ausgebildet. Die Wahl wird bei Euch liegen.«
»Er war der Meinung, dass eine vorzeitige Ernennung seines eigenen Erben Unruhe im Volk wecken könnte«, entgegnete Gar kalt. »Es gibt historische Ereignisse, die seine Sorge rechtfertigen. Mein Vater war zufrieden mit der Entscheidung, daher…«
»Euer Vater hat die gegenwärtige Krise nicht vorausgesehen. Wenn er das getan hätte, dann würden wir jetzt nicht…«
»Conroyd!«, rief Holze schockiert. »Bitte!«
Gar hob die Hand. »Es ist wahr, dass unser Leben einfacher wäre, hätte Durm seine Entscheidung früher getroffen. Aber das hat er nicht getan. Und da er noch atmet, habe ich nicht die Absicht, ihn zu ersetzen oder ihm das Recht streitig zu machen, seinen Nachfolger zu bestimmen. Zumindest nicht so lange, bis es un– bedingt sein muss. Sein Leben liegt jetzt in Barls Händen, meine Herren. Ich schlage vor, wir warten ab, was sie damit zu tun gedenkt, bevor wir uns diesem Thema noch einmal zuwenden.«
Holze räusperte sich und durchbrach damit das aufgeladene Schweigen. »Eines gibt es noch, worüber wir sprechen sollten, wenn auch nur kurz.« »Die Bestattungen«, sagte Gar. »Ja. Meine Familie wird einen Monat lang öffentlich aufgebahrt sein, Holze, und zwar in der Großen Empfangshalle des Palastes, sodass alle Menschen im Königreich, die dies wünschen, ihnen die letzte Ehre erweisen können. Nach Ablauf dieser Frist werden sie privat in unserer Hausgruft bestattet. Asher…« Er richtete sich auf. »Herr?«
»Dich, Darran und Hauptmann Orrick betraue ich mit der Aufgabe, die öffentliche Aufbahrung zu organisieren.«
»Herr«, sagte er und unterdrückte einen Seufzer. Es machte ihm nichts aus, eng mit Orrick zusammenzuarbeiten. Aber mit
Darran?
»Und die eigentliche Bestattung? Ihr wolltet, dass ich…«
Gar schüttelte den Kopf. »Darum werde ich mich kümmern, Holze, wir beiden werden uns zusammensetzen, um darüber zu sprechen.«
»Gewiss, Herr«, antwortete Holze. »Wann immer es Euch recht ist. Und Euer Umzug in den Palast? Wann können wir damit rechnen?«
»Eine gute Regierung beruht nicht darauf, dass mein Nachtgewand in einem Schrank im Palast hängt«, erwiderte Gar. »Wenn ich eine größere Vertrautheit mit meinem neuen Stand erlangt habe, werde ich noch einmal darüber nachdenken, den Turm zu verlassen. Nicht früher.«
Holze, der kein Narr war, erkannte, wann ihm eine Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Er nickte. »Gewiss, Eure Majestät.«
»Und die Mauer, Majestät?«, fragte Jarralt. »Das Wetter?«
»Sind Themen, um die Ihr Euch nicht zu sorgen braucht, Mylord«, antwortete Gar. »Dank Durms Klugheit und Voraussicht verfüge ich über die notwendigen Fähigkeiten.«
»Aber in Ermangelung eines Meistermagiers, Herr, und angesichts der Tatsache, dass Ihr selbst in der Kunst des Wettermachens … unerfahren… seid, wollt Ihr doch sicher…«
»Ich bin meines Vaters Sohn, Conroyd«, erklärte Gar. »Eine weitere Qualifikation benötige ich nicht.« Er stand
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