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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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ein Lied.
    »Du
verdammter
Kerl, Asher! Warum konntest du nicht abscheulich sein? Oder… oder verheiratet oder hässlich oder alt? Warum konntest du nicht jeder andere sein, nur nicht du selbst?«
    »Mit wem sprecht Ihr, meine Liebe?«
    Dathne drehte sich erschrocken um. Sie schob die Hände in die geräumigen Taschen ihres Rocks und setzte eine nichtssagende Miene auf. »Meister Beemfield! Es tut mir leid, ich hatte nicht bemerkt, dass ich Kundschaft habe. Kann ich Euch helfen?«
    Meister Beemfield saß der Hut schief auf dem Kopf, und in seinen verblassten, blauen Augen standen Tränen. »Oh, meine Liebe«, rief er mit bebender Stimme, unglücklich und verwirrt. »Habt Ihr es schon gehört? Es ist der König, Mädchen. Und die Königin auch und ihre hübsche Tochter. Tot, tot, alle tot. Die Herolde rufen es überall in der Stadt aus!«
    »Nein!«, stieß sie geziemend erschrocken hervor und versuchte, sich ein oder zwei überraschte Tränen abzuringen. Als ihr das nicht gelang, tastete sie nach ihrem Taschentuch und verbarg ihr Gesicht. »Wie furchtbar!«
    Meister Beemfield schüttelte den Kopf. »Ihr solltet Euren Laden für den Tag am besten schließen, meine Liebe. Heute Nachmittag wird niemand Bücher kaufen. Die Herolde verkünden, es werde um fünf Uhr auf der Treppe zur Halle der Gerechtigkeit eine Ankündigung geben. Wenn Ihr wollt, werde ich Euch jetzt dorthin begleiten. In den Straßen herrscht ein ziemliches Gedränge, und niemand kann sagen, was geschehen könnte, wenn die Menschen so außer sich von Kummer sind.«
    Er war derjenige, der hingehen wollte, begriff sie. Er wollte hingehen und hatte vielleicht Angst davor, denn er fühlte sich gebrechlich und überwältigt von der Tragödie. Gewiss hatte er nicht Unrecht, was die Straßen betraf. Ein Blick durch das Fenster zeigte ihr eine geballte Masse von Städtern, die allesamt auf den Hauptplatz der Stadt zuströmten. Ein einziger falscher Schritt, ein Stolpern, und es konnte durchaus geschehen, dass der alte Mann gedankenlos niedergetrampelt wurde. Sie selbst hätte auf die Zusammenkunft durchaus verzichten können. Was immer die Ankündigung besagte, sie würde es bald genug erfahren. Aber Meister Beemfield bedeutete es so viel, und er war ein sehr guter Kunde…
    Außerdem bestand eine gute Chance, dass Asher dort sein würde. »Das ist ein sehr freundliches Angebot, mein Herr«, entgegnete sie. »Lasst mich nur meinen Umhang holen.«
    Lady Marnagh hatte geweint. Ihre hellgrauen Augen waren blutunterlaufen und aufgedunsen, und ihre Unterlippe zitterte unaufhörlich. Ab und zu, wenn sie glaubte, dass Asher nicht hinsah, wischte sie sich verstohlen eine Träne von der Wange. Er hätte ihr ein Taschentuch angeboten, aber sie erfüllte ihn nach wie vor mit Ehrfurcht. Außerdem hatte sie wahrscheinlich ein eignes. Vermutlich versuchte sie, diskret zu sein.
    Sie standen mit den übrigen Dienstboten der Halle der Gerechtigkeit in dem Gebäude, während Barlsmann Holze jenseits der offenen Doppeltüren auf der Treppe zum Platz vor der versammelten Menschenmenge betete. Die Stimmung in der Halle war ernst, das Schweigen beinahe absolut. Ein gedämpftes Schluchzen hier, ein schaudernder Seufzer dort: Dies waren die einzigen Ge– räusche, abgesehen von Holzes gemessener, würdevoller Stimme. Magie trug seine Worte durch die Luft zu den Bewohnern der Stadt, die sich auf dem Platz so dicht drängten, dass Asher bezweifelte, dass auch nur eine Feder zwischen ihnen Platz gefunden hätte. Weitere Menschen hatten sich an den Fenstern der verschiedenen Gebäude versammelt, die den Platz säumten. Er vermutete, dass sie sogar versucht hatten, sich in das Wachhaus zu zwängen, falls Hauptmann Orr… falls Pellen es zugelassen hatte.
    Während er all die lauschenden Menschen betrachtete, ertappte er sich dabei, dass er Köpfe zählte. So viele gelbe, so viele schwarze. Von seinem Platz so hoch oben konnte er sehen, dass sie ein Muster formten. Viele gelbe Köpfe im vorderen Bereich des Platzes, um den Fuß der breiten Marmortreppe der Halle der Gerechtigkeit herum, und weitere an den Rändern des Platzes, sodass das Ganze aussah wie eine Pastete: goldene Teigränder mit einer dicken Brombeerfüllung.
    Ihm fiel auf, dass er große Mühe gehabt hätte, den meisten der doranischen Gesichter dort draußen einen Namen zuzuordnen. Die einzigen Doranen, die auch nur oberflächlich zu kennen er behaupten konnte, waren Barlsmann Holze und Conroyd Jarralt. Lady Marnagh. Und

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