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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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üppig mit Juwelen herausgeputzte Frau. Seine Freunde, die geduldig auf seine nächste unanfechtbare Ankündigung warteten. »Wein?« Der tadellos gekleidete olkische Diener, der hinter ihm stand, verneigte sich und hielt ihm eine Flasche zur Begutachtung hin. »Wie Ihr verlangt habt, Mylord. Vontifair Eiswein, Jahrgang Fünfhundertvierundsechszig. Genau fünfundvierzig Minuten gekühlt.«
    Nole Daltrie drohte ihm spielerisch mit dem Zeigefinger. »Fünfhundertvierundsechzig? Ist das nicht sehr gewagt, Con? Eiswein hält sich nicht länger als achtzig Jahre. Danach könntet Ihr uns ebenso gut ein Glas Pisse und Essig einschenken.«
    Con.
Jarralt verbarg seinen Ärger hinter einem ausdruckslosen Lächeln. »Keine Bange, Nole. Der achtzigste Geburtstag dieser Jahrgangsflasche ist erst morgen.« Daltrie grölte vor Lachen und schlug auf den Tisch. »Gut gereifter Eiswein und gut gereifter Conroyd! Was für ein Abend!«
    Jarralt nickte dem Diener zu, der das entzauberte Siegel der Flasche brach und einen Schluck in das Weinglas für den nächsten Gang füllte. Das dünne, nach Schnee duftende Aroma des Eisweins überlagerte die anderen Gerüche im Raum, die von in Honig gebackenem Lamm, Wildbret mit Muskatellertrauben und gewürztem Schweinefleisch aufstiegen. Jarralts Gäste leckten sich seufzend die Lippen. Er berührte den Rand des Glases mit den Zähnen, unterdrückte seine Gier und ließ sich einige Tropfen klaren, blauen Genusses in den Mund rinnen. Der Wein reinigte seinen abgestumpften Gaumen wie Magie.
    »Perfekt«, sagte er, ließ das Glas sinken und nickte dem Diener abermals zu. Die anderen Gläser wurden genau drei Daumenbreit mit Eiswein gefüllt, kein Tropfen mehr; die Enttäuschung in den Augen seiner Gäste hätte ihn beinahe laut auflachen lassen. Abwartend betrachtete er ihre Gesichter. Als der Diener sich zurückgezogen hatte und sie wieder allein waren, bemerkte er: »So. Für unser geliebtes Königreich bricht ein neuer Morgen an.« Als hätte jemand unsichtbare Schnüre durchschnitten, stießen seine Gäste lautlose Seufzer der Erleichterung aus und entspannten sich auf ihren Stühlen. Morel, Sorfolds auf derbe Weise attraktive Gemahlin, wedelte mit ihren juwelenübersäten Fingern. »Ich muss sagen, mein lieber Conroyd, es ist alles schrecklich beunruhigend. Ich meine, der Junge ist ein
Kind.
Zumindest in magischer Hinsicht, wenn nicht tatsächlich, und selbst in dieser Hinsicht ist er noch jung. Was für eine Art König wird er abgeben? Weiß das irgendjemand? Kennt irgendjemand ihn? Ich kenne ihn gewiss nicht!«
    Iyasha Hafar nickte heftig; das Glimmfeuer brach sich in ihren mit Diamanten besetzten Ohrgehängen und warf bunte Regenbögen auf das Tischtuch. »Genau! Er ist praktisch ein Fremder! Ich glaube, er hat nur ein einziges meiner Gartenfeste besucht, und ich bin davon überzeugt, dass er auch das nicht aus freien Stücken getan hat! Ich schwöre, man könnte die Zahl der Einladungen, die er während des letzten Jahres angenommen hat, an den Fingern einer einzigen Hand abzählen.«
    »Doranischer Einladungen«, ergänzte ihr Gemahl trocken. »Soweit ich es beobachtet habe, steht er nur für Zechgelage mit den Olken bereit.« Tobin Boqur stellte sein geleertes Weinglas auf den Tisch und rülpste. »Seid nicht zu hart mit ihm, Gort. Zum einen ist es seine Aufgabe, Kontakte zur olkischen Gesellschaft zu pflegen, und zum anderen…«
    »Zum anderen«, sagte Madri Boqur und lächelte ihren Gemahl an, während sie seinen Satz mit ihrem aufreizenden Kleinmädchengetuschel beendete, »zum anderen glaube ich nicht, dass er sich unter seinesgleichen je wirklich wohl gefühlt hat. Nicht solange er…« Sie errötete. »Ihr wisst schon.«
    »Ich denke, das Wort, das Ihr vermeidet, ist ›verkrüppelt‹«, erwi derte Jarralt. »Nein, nein, meine Freunde, macht bitte nicht solche Gesichter. Ich versichere Euch, er selbst hat diesen Ausdruck oft genug verwendet. Wenn Bornes Sohn eines ist, dann realistisch.«
    »Ihr müsst es wissen, da Ihr mit ihm im Kronrat sitzt«, bemerkte Payne Sorvold. »Was glaubt Ihr, ist er sonst noch?«
    »Unser König«, sagte Lynthia Daltrie. Ihr scharf geschnittenes, vorspringendes Kinn wirkte halsstarriger denn je. Nole hatte den Kampf, sie unter Kontrolle zu halten, schon lange verloren, was ein Jammer war. »Auserwählt von Barl und daher über jeden Tadel erhoben. Ich muss sagen, seine Ansprache auf dem Marktplatz heute hat mir gut gefallen. Sie hat Herz gezeigt. Mut.

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