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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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sein, aber manche Familien waren erlauchter als andere. Sorvold. Boqur. Daltrie. Hafar. Direkte Abkömmlinge der großen Exilanten aus Alt–Dorana, jener weisen Magier, die die Situation durchschaut hatten und geflohen waren, bevor Morgans Wahnsinn sie vernich– ten konnte, so wie er hundert andere, weniger vorausschauende Magier vernichtet hatte. Es waren Namen, auf die man stolz sein konnte. Geschichten, die niemanden in Verlegenheit brachten, erst recht nicht ihren Gastgeber. Und alle waren sie ranghohe Mitglieder des Großrats und hatten ihre vielbeschäftigten Finger auf etlichen Pulsen.
    Ein Mann konnte ein Freund sein und gleichzeitig nützlich. Tatsächlich war es besser, wenn es sich so verhielt.
    Natürlich war keiner der Namen, ob ihr Besitzer nun im Rat saß oder nicht, so erlaucht wie sein eigener. Conroyd Jarralt aus dem Hause Jarralt, begründet von Lindin Jarralt, einem der hervorragendsten Magier, die die doranische Rasse je hervorgebracht hatte. Einzig das Königshaus konnte sich eines besseren Stamm– baums und größerer Magier rühmen, und selbst das war ein Thema, über das sich streiten ließ. Und hatte das Haus Jarralt einen Krüppel als Erben des Throns hervorgebracht?
    Nein. Ganz gewiss nicht.
    Wären da nicht der Verrat und die Missgeschicke gewesen, die seiner Familie in den Turbulenzen von Trevoyles Spaltung widerfahren waren, hätten Wettermacher aus dem Haus Jarralt und nicht aus dem Haus Torvick das Königreich Lur regiert. Die verstaubten Erinnerungen hatten noch immer die Macht, sein Blut zum Kochen zu bringen; die Verwandtschaft zwischen seinem Urahn und dem wahnsinnigen Morgan war nur entfernt gewesen. Kaum der Rede wert. Gerade mal gut für eine winzige Fußnote in den Annalen der Geschichte, wenn überhaupt. Und was wichtiger war: Es hatte zwischen dem irrsinnigen Zauberer und Lindin, seinem Vetter zweiten Grades, niemals auch nur den Hauch eines Bündnisses gegeben. Bei Barl, Lindin war einer der Ersten gewesen, die ihre Sorge über Morgans Experimente geäußert hatten! Konnte Borne Torvick dasselbe über seinen eigenen Urahn sagen? Nein, das konnte er nicht. Aber das zählte anscheinend nichts. Morgs Schatten verfolgte sie alle. In den Augen mancher besudelte dieser Schatten ihn noch immer, obwohl niemand es gewagt hätte, ihm das ins Gesicht zu sagen.
    Erst jetzt, da das Haus Torvick vor dem Aussterben stand, hatte das gezeichnete Haus Jarralt eine Chance, seinen rechtmäßigen Platz in der doranischen Geschichte einzunehmen. Wahrhaftig, wäre Gar zusammen mit seiner Familie gestorben oder hätte sich das Wunder, das ihm sein magisches Geburtsrecht beschert hatte, nie ereignet, so wäre Conroyd Jarralt heute König von Lur gewe– sen.
    Aber Gar war nicht tot, und seine spät erblühten Kräfte schienen beeindruckend zu sein. Was bedeutete, dass dem Hause Jarralt einmal mehr sein geziemender Platz in der Welt verweigert wurde.
    Das Schicksal konnte grausam ungerecht sein.
    Nicht zum ersten Mal bedauerte Jarralt, dass er keine Tochter hatte. Eine Tochter hätte er mit dem vom Schicksal begünstigten Spross des Hauses Torvick verheiraten können, und er wäre weniger unglücklich gestorben in dem Wissen, dass sein Blut in den Adern von Gars Kind floss, dem nächsten Wettermacher des Königreichs. Aber nein. Selbst dieser kleine Trost blieb ihm verwehrt. Zwei Kinder waren ihm gewährt worden, wie den meisten Bürgern von Lur. Selbst wenn sich eine Erlaubnis für die Geburt eines dritten Kindes aushandeln ließe, wäre es jetzt viel zu spät gewesen, und höchstwahrscheinlich würde seine langweilige, pflichtbewusste Frau die Mühe nur auf einen weiteren Sohn vergeuden.
    Trotzdem. Wenn es um die Aussicht auf rechtmäßige Anerkennung ging, war noch nicht
alle
Hoffnung verloren. Das Leben des fetten Durm hing an einem seidenen Faden, zumindest hatten diskrete Nachforschungen dies bestätigt. Da der Meistermagier es sorgloserweise versäumt hatte, einen Nachfolger zu benennen, würde Gar gezwungen sein, diese Entscheidung selbst zu treffen. Und es war offenkundig, dass es im ganzen Königreich niemanden gab, der von besserer Herkunft war als Lord Conroyd Jarralt, niemanden, der sich für das Amt besser eignete oder diese Ehre mehr verdient hätte als er.
    »Mein Lieber«, erklang eine leise Stimme neben ihm. »Der Wein.« Jarralt blinzelte und nahm seine Umgebung, die zuvor vor seinen Augen verschwommen war, wieder deutlich wahr. Seinen üppig eingerichteten Speisesaal. Seine

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