Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
Ich glaube, sein Vater wäre stolz auf ihn gewesen.«
    Es trat ein nachdenkliches Schweigen ein. Jarralt wartete darauf, dass seine Gemahlin es brach: Barl stehe ihm bei, sie war eine Frau, die einen Raum ohne Worte darin nicht ertragen konnte.
    »Ich weiß nur eins«, meinte Ethienne reizbar, »es wird sich höchst eigenartig anfühlen, diesen unglücklichen jungen Mann mit ›Eure Majestät‹ anzusprechen. Er ist jünger als meine beiden Söhne!«
    »Ich nehme an, er hat das, was es braucht, um König zu
sein«,
erwiderte Madri unsicher. »Ich meine… Barl würde nicht gestatten, dass ein unfähiger Mann den Thron erbt, nicht wahr?«
    Fast alle Menschen im Raum blickten unwillkürlich zu den gläsernen Balkontüren hinüber, durch die man den fernen, goldenen Schimmer der Mauer sehen konnte. Jarralt verbarg ein Lächeln im Angesicht ihrer ängstlichen Mienen. Selbst die durch und durch ergebene Lynthia hatte ihre Zweifel. Was durchaus angebracht war. Die Gefahr, die Lur drohte, war heute größer denn je, größer selbst als während der Spaltung. Wie glücklich seine Freunde und ihre Kinder sich schätzen konnten, dass Conroyd Jarralt bereit stand. Während er ihr stillschweigendes Entsetzen beobachtete und die Art, wie sie versuchten, einander nicht anzuschauen oder wenig schmeichelhafte Furcht zu offenbaren, verspürte er abermals den Wunsch, laut aufzulachen.
    Sie waren durchaus gute Menschen, seine Freunde, aber so durchschaubar wie die Fenster seines Speisesaals. Es gebrach ihnen an echtem Ehrgeiz oder innerem Feuer. Sie stellten das Beste dar, was die doranische Gesellschaft zu bieten hatte, und doch war nicht einer von ihnen stark genug, um mit echter Macht umgehen zu können. Um das Königreich in der entscheidenden Rolle des Meistermagiers zu balancieren oder die Krone des Wettermachers zu tragen.
    Er war der Einzige, der das konnte. Und dafür wollte er Barl preisen. Sollte Gars Macht sich als unzureichend erweisen… sollte die Anstrengung des Wettermachens ihn vor der Zeit töten, wie es in der Vergangenheit mehr als einmal geschehen war… Sollte es ihm misslingen, einen Erben hervorzubringen, oder sollte er einen Krüppel zeugen, wie er selbst einer gewesen war… Nun.
    Ein Donnerschlag krachte über ihren Köpfen und ließ die Fensterscheiben und die geleerten Weingläser auf dem Tisch erbeben. Jarralts verstohlenes Lächeln erstarb. »Was war das?«, rief er und sprang auf.
    Ethienne deutete auf den Himmel jenseits der Türen. »Seht! Wolken!« »Und Blitze!«, fügte Tobin Boqur hinzu. Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als der Raum ein zweites Mal von Licht durchflutet wurde, während draußen Speere aus blauweißem Feuer zur Erde schössen. Vor ihren Augen wurde das goldene Leuchten der Mauer schwächer und schwächer, bis es zur Gänze verschwand.
    Gort Hafar stand auf, durchquerte den Raum, riss die Türen auf und hielt die Hand hinaus. Dann blickte er über seine Schulter. »Es wird regnen«, verkündete er. »Die Luft ist erfüllt davon. Ihr habt uns gar nichts davon gesagt, dass Gar die Wettermagie empfangen hat, Conroyd.« Gorts Stimme klang tadelnd. In seinen Augen stand ein Anflug gekränkter Überraschung.
    Narr. Nur weil er seinen Eiswein mit anderen geteilt hatte, glaubte Gort doch nicht, dass er auch seine Geheimnisse teilen würde? »Ihr brauchtet es nicht zu wissen«, antwortete er schroff. »Vor dem Unfall stand die Nachfolge noch immer im Zweifel. Niemand konnte ermitteln, wer sich als der stärkere Wettermacher entpuppen würde, Fane oder Gar. Zuerst hätte man sie einer Prüfung unterziehen müssen.«
    Payne Sorvold räusperte sich mit missbilligender Miene. »Ihr seid ein Risiko eingegangen, Conroyd. Das Gesetz drückt sich in diesem Punkt sehr klar aus. Es dürfen immer nur zwei Menschen gleichzeitig im Besitz der Wettermagie sein: der Wettermacher und der zukünftige Wettermacher. Ein solches Tun hätte einer weiteren Spaltung Tür und Tor geöffnet. Als Mitglied des Kronrats hättet Ihr das verhindern müssen.«
    Jarralt bedachte den Mann mit einem ungeduldigen Blick, obwohl er innerlich kochte. Wer war Payne Sorvold,
ihn
zu belehren? »Außerordentliche Umstände machen es erforderlich, Risiken einzugehen und das Gesetz zu beugen. Als Mitglied des Kronrats ist es meine Pflicht, das zu erkennen. Außerdem war die Gefahr einer Spaltung Bornes Werk, nicht meins. Wenn er nicht die Erlaubnis für ein zweites Kind erzwungen hätte, hätten wir überhaupt nie vor der Frage

Weitere Kostenlose Bücher