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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Königs zu feiern?
    Und was gab es überhaupt zu feiern? An dem Tag, an dem Gars Familie in eine Schlucht gestürzt war, war mehr zerstört worden als nur eine Kutsche. Mehr als die Menschen, die gestorben waren. Zu dem Zeitpunkt war ihm das nicht klar gewesen, aber jetzt wusste er es. Auch seine Zukunft war zerstört worden. Seine Träume waren eines genauso blutigen Todes gestorben wie der alte König. Bebend vor Entrüstung, nahm Willer noch einen Schluck von seinem zugegebenermaßen vorzüglichen Bier.
    Er konnte es nicht verstehen. Wie hatte Barl ihm das antun können? Ein weiterer Trinkspruch auf den neuen König ließ die von Rauch umwehten Dachsparren des Gasthauses erzittern. Er zuckte zusammen. Was, in Barls Namen, hatte ihn in diese Höhle der Lasterhaftigkeit geführt? Er gehörte nicht hierher, er gehörte in den Goldenen Gockel, wo die einzige Störung, mit der man jemals rechnen musste, das behutsame Räuspern des Kellners war, der sich höflich erkundigte, ob der Herr noch weiteren Wein wünsche. Im Gockel gab es Geigenmusik. Im Gockel gab es eine exquisite, in Seidengewänder gehüllte Sopransängerin. Im Gockel gab es Kristallglas und poliertes Silber und feine Speisen. Was hatte er sich nur dabei gedacht, hierherzukommen? Eine hinterhältige kleine Stimme in seinem Kopf antwortete:
Du hast gedacht, dass du hier sicher sein würdest. Dass du hier keine lächelnde, tapfere Miene aufzusetzen brauchtest. Dass du hier unsichtbar sein würdest.
    Was im Gockel nicht der Fall war. Dort war er wohlbekannt, wurde umschmeichelt, war berühmt und sichtbar. Dort war es unmöglich, unerkannt zu bleiben. Und schlimmer noch, im Gockel warteten seine vornehmen königlichen Kollegen, die anderen Sekretäre und Untersekretäre, die ebenfalls Stammgäste in Doranas angesehenstem Lokal waren.
    Diejenigen, die gewiss in eben diesem Augenblick sagten:
»Armer Willer. Zweimal hat man ihn übergangen. Zuerst zugunsten des Fischers und jetzt zugunsten dieser eigenartigen Frau – Ihr wisst, welche ich meine, nur Haut und Knochen, hängt diesem Stallburschen am Schürzenzipfel. Die Buchhändlerin. Ja, die. Nicht mal sein eigener Vorgesetzter tritt für ihn ein.«
    »Nein! Wollt Ihr damit sagen, dass Darran die Ernennungen unterstützt? Meine Güte! Ah, nun. Es heißt ja, dass jeder Mann seine Grenzen erreicht, und anscheinend hat der arme Willer die seinen erreicht. Aber wer hätte gedacht, dass die Latte so tief hängen würde?
    Stöhnend nahm er noch einen kräftigen Schluck Bier.
    Es war natürlich töricht, wegen Gars Entscheidung verletzt zu sein. Er hätte die Kränkung erwarten sollen;
jeder
wusste, dass der Pri… der König, wenn es um Asher ging, die Scharfsichtigkeit eines neugeborenen Säuglings besaß. Womit er nicht gerechnet hatte, war Darrans Verrat. Nach drei Jahren getreulichen Dienstes, in denen er klaglos geschuftet hatte und absolut verlässlich und diskret gewesen war, in denen er auf private Vergnügungen verzichtet und private Pläne hintangestellt hatte, öffentlich derart gedemütigt zu werden. Als entbehrlicher Schreiberling eingestuft zu werden. Mitansehen zu müssen, wie Darran diesen unaussprechlichen Asher unterstützte, ihren gemeinsamen Erzfeind, und hören zu müssen, wie er den Rüpel ohne jede Ironie rühmte.
»Unser guter Freund, Asher, der Seiner Majestät und dem Königreich hervorragende Dienste als Tribun für Olkische Angelegenheit leisten wird.«
    Willer erbebte in neuerwachtem Zorn und versuchte, die quälende Erinnerung in noch mehr Bier zu ertränken, schüttete sich aber stattdessen die restlichen Schlucke in seinem Humpen übers Hemd.
    »Verdammt!«
    Er versuchte vergeblich, die Aufmerksamkeit einer der drei schlampigen Kellnerinnen der Gans auf sich zu ziehen, aber die nutzlosen Frauenzimmer waren zu beschäftigt damit, Matts Stallburschen einzuladen, ihre zweifelhaften Reize anzugaffen. Entmutigt sackte er noch weiter in sich zusammen und starrte mürrisch in sein leeres Bierglas.
    Jemand zwängte sich zu ihm an den Ecktisch. Ohne zu fragen. Was für eine Frechheit! »Seid so freundlich und sucht Euch einen anderen Platz«, sagte er hochmütig und ohne aufzublicken. »Mir steht der Sinn nicht nach…« Ein voller Humpen Bier wurde vor ihm auf den Tisch geknallt. Jetzt blickte er doch auf und sah in ein ihm unbekanntes Gesicht. Lang, dünn, in mittleren Jahren. Ein Olk. Unangenehm. Das Gesicht lächelte.
    »GutenAbend, Meister Driskle«, begrüßte der Fremde Willer.
    Er

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