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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Privatsekretär Seiner Majestät habe ich…«
    »Schweigen«, unterbrach Lord Jarralt ihn. »Ja. Schweigen ist oft nützlich und wird so häufig unterschätzt. Und wenn man es weise handhabt, kann es sogar eine Waffe sein. Könnt Ihr mir folgen, Willer?«
    Er klappte den Mund zu und nickte eifrig. Lord Jarralt lächelte. »Hervorragend.« Etliche Fragen lagen Willer auf der Zunge. Warum bin ich hier? Wohin fahren wir? Was wollt Ihr von mir? Warum treffen wir uns heimlich? Er erstickte vor Neugier, konnte kaum atmen. Und er hielt die Krempe seines Huts so fest umschlungen, dass er glaubte, seine Knöchel würden brechen.
    Lord Jarralt sagte: »Ihr mögt Asher nicht, nicht wahr.«
    Es war keine Frage. Stumm schüttelte er den Kopf.
    »Ihr seid nicht allein. Verratet mir eins… Wenn man Euch bitten würde, ihn zu beschreiben, was würdet Ihr sagen?«
    Was würde er sagen? Was würde er
nicht
sagen? Er erstickte beinahe an all den grimmigen Worten, die ihm in den Sinn kamen. »Ich würde sagen, er ist – er ist ein widerwärtiger Kopfschmerz, Mylord.«
    Diese Bemerkung entlockte Lord Jarralt ein lautes Lachen. »Ein widerwärtiger Kopfschmerz! Ja. Wie wahr. Aber er ist noch mehr als das. Er ist ein giftiges Unkraut, das wild und unkontrolliert in unserem Garten wächst, unserem geliebten Königreich Lur. Ich habe gehört, dass er zum Tribun für Olkische Angelegenheiten ernannt worden ist. Eine Tragödie, so viel steht fest.« Willer schluckte. »Ja, Mylord.«
    »Um aufrichtig zu sein«, meinte Lord Jarralt, während er mit den Fingern müßig auf ein Knie klopfte, »ich dachte, die Wahl würde auf Euch fallen, aber… so ist es leider nicht gekommen. Zweifellos trägt Asher die Schuld daran. Er hat den König gegen Euch eingenommen.«
    Ein Stich der Hoffnung durchzuckte Willers Herz. Er beugte sich vor, und sein zerdrückter Hut fiel unbeachtet auf den Boden der Kutsche. »O Mylord«, hauchte er. »Ich habe solche Angst. Seine Majestät ist so gütig, so freundlich, so vertrauensvoll. Ich fürchte, er hat, ohne es zu ahnen, eine Schlange an seinem Busen genährt. Solange Darran genauso dachte wie ich, hatte ich eine gewisse Hoffnung, dass Ashers Verderbtheit ans Licht kommen würde, aber jetzt ist auch Darran seinem Zauber verfallen. Ich möchte nicht unbescheiden erscheinen, aber ich denke, ich bin der Einzige, der sieht…«
    »Bescheidenheit bleibt am besten jenen vorbehalten, die Grund haben, bescheiden zu sein«, erklärte Lord Jarralt. »Für Männer wie uns, Willer, Männer mit einer Vision, ist sie eine nutzlose Tugend. Ihr habt nichts zu befürchten. Ihr seid nicht der Einzige, der Asher durchschaut.«
    Willer stieß einen lautlosen Seufzer der Ekstase aus und lehnte sich auf seinem Sitz zurück. Die kalte Leere in ihm war verschwunden, und an ihre Stelle war prickelnde Wärme getreten.
Männer wie wir.
»Mylord, ich bin über alle Maßen erleichtert, Euch das sagen zu hören. Aber was können wir tun? Wir sind zwei einsame Stimmen, die in der Wildnis rufen.«
    »Ich weiß«, sagte Lord Jarralt und lächelte so bekümmert, dass Willer glaubte, es könne ihm das Herz brechen. »Es ist ein einsamer Weg, den wir gehen, Willer. Habe ich Euch recht verstanden, dass Ihr unseren neuen König liebt?« Willer sog scharf die Luft ein. »Natürlich!«
    Lord Jarralt zog den Vorhang vom Fenster der Kutsche zurück und starrte eine Weile in die nachtdunkle Landschaft hinaus. Willer hatte keine Ahnung, wo sie jetzt waren. Die Pferde liefen nicht mehr über Pflastersteine, so viel konnte er aus ihrem Hufschlag entnehmen. Das bedeutete, dass sie die Stadt verlassen haben mussten. Spielte es eine Rolle? Nicht im Geringsten. Dieses unglaubliche Gespräch hatte ihn weiter über die Grenzen der Stadt hinausgeführt, als er je in seinem Leben gekommen war.
    »Gar könnte vom Alter her mein eigener Sohn sein«, fuhr Lord Jarralt mit einem beinahe sehnsüchtigen Tonfall fort. »So habe ich ihn immer betrachtet. Und wie jeder andere Vater mache ich mir Sorgen. Ich stelle mir eine Unzahl von Gefahren vor, die ihm jederzeit drohen könnten.« Sein Blick flackerte. Eine Warnung oder eine Aufforderung?
    Willer holte tief Luft, um sein dröhnendes Herz zu beruhigen. »Ihr denkt, der König ist in
Gefahr,
Mylord?«
    Jarralt ließ den Vorhang wieder fallen. »Was denkt Ihr?«
    Willer starrte ihn an. »Ich… ich weiß es nicht.«
    »Ich denke, Ihr wisst es sehr wohl. Ihr habt es selbst gesagt. Eine Schlange an seinem Busen.«
    »Ja… das

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