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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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zurechtrücken, bevor sie sich lächerlich machte? »In einem großen, stinkenden Fass mit seinem eigenen Urin?«
    Diese Bemerkung brachte ihn zum Lachen, aber das Gelächter ging in einem Stöhnen unter. Er kam mit zwei Gläsern zurück, die mit hellgrünem Eiswein gefüllt waren. »Führe mich nicht in Versuchung.« Er schüttelte den Kopf. »Barl steh mir bei, Dathne. Ich gehe in die
Halle der Gerechtigkeit.«
    Sie nahm das Glas entgegen, das er ihr hinhielt. »Und nicht in Ketten, was die größte Überraschung überhaupt ist.«
    Er lachte abermals. Es tat gut zu wissen, dass sie die Fähigkeit besaß, ihn zu erheitern.
Vorsicht,
ermahnte sie eine Stimme in ihrem Innern. Aber sie wollte nicht vorsichtig sein. Der Eiswein war hervorragend, herb und fruchtig. Sie nahm einen zweiten Schluck, dann stellte sie das Glas auf den Esstisch. »Setz dich. Ich werde den Eintopf servieren.«
    Es fühlte sich eigenartig an, ihm an dem Tisch, den sie für gewöhnlich mit niemandem teilte, gegenüberzusitzen. Verstohlen beobachtete sie ihn mit halb geschlossenen Lidern beim Essen. Selbst in dieser Hinsicht hatte er sich verändert. Seine Manieren waren geschliffen, und er trug seine teure Kleidung jetzt geradeso, als sei sie ein Teil von ihm wie sein Haar. Früher war er, wie sie sich lebhaft erinnerte, in Samt und Brokat umhergegangen, als rechnete er jeden Augenblick damit, dass die Stoffe ihn beißen würden. Er war ihr nie besonders jung erschienen, nur ungeschliffen – aber auch dieser Eindruck war verflogen. Die Last seiner Pflichten hatte ihn altem lassen und sein Gesicht gegerbt wie grünes Bauholz, das lange Regen und Sonne ausgesetzt gewesen war. Sie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen oder Mitleid haben sollte mit dem Fischer, der auf dem Trockenen gestrandet war.
    Bei näherem Hinschauen überwog das Mitgefühl. Schon gestern Abend hatte sie gespürt, dass er unter Druck stand, und die Krise mit Meister Glospottle hatte nicht zu seiner Entspannung beigetragen. Was immer ihm gestern zu schaffen gemacht hatte, machte ihm auch jetzt noch zu schaffen. Ein Geheimnis nagte an ihm; der Schmerz lag in seinen Augen, in seiner Stimme, seinem von Bart– stoppeln überzogenen Gesicht.
    Sie tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab. »Und wie geht es unserem neuen König? Man hat ihn seit seiner Krönung nicht in der Öffentlichkeit gesehen. Du musst wissen, dass die Leute anfangen, sich Fragen zu stellen.«
    Asher leerte sein Weinglas. »Es geht ihm gut.«
    »Bist du dir sicher?«
    Er hob die Schultern, ein ärgerliches Zucken wie bei einem Pferd, das Fliegen verscheuchte. »Du denkst, ich lüge?«
    »Ich denke, du hältst die Wahrheit zurück, was dem Lügen nahe verwandt ist.« »Verdammt, Dathne!« Er stieß seinen Stuhl zurück, ließ sein Messer und die Gabel auf den Teller klirren und ging zum Fenster hinüber. Dort zog er die verblassten Vorhänge beiseite und starrte auf die Straße hinaus. »Ich habe es gestern Abend schon gesagt, es ist kompliziert. Hör auf, mir damit zuzusetzen!« Ihr war der Appetit vergangen, und sie faltete ihre Serviette zusammen, strich sie glatt und faltete sie erneut. »Ich versuche nur, dir zu helfen.«
    »Das kannst du nicht.«
    »Woher willst du das wissen, wenn du mir nicht erlaubst, es zu versuchen?« »Verstehst du denn nicht? Ich versuche, dich zu
schützen!«
    Zum Kuckuck mit ihm und seinen drolligen Vorstellungen von Anstand. Sie musste es wissen! »Ich habe dich niemals um deinen Schutz gebeten.« »Aber du würdest es tun, wenn…« Er drehte sich zum Fenster um und verbarg abermals das Gesicht vor ihr. »Dies ist kein Spiel, Dathne. Wir reden über das Gesetz und seine Konsequenzen und über Dinge, die man am besten auf sich beruhen lässt. Ich bin dir dankbar für deine Freundschaft, und dein Kanincheneintopf war vorzüglich. Das kann ich dir nicht vergelten, indem ich dich in Gefahr bringe.«
    Er klang so zerrissen. So eindeutig versucht, sich ihr anzuvertrauen und sie in sein Geheimnis einzuweihen. Dies war also der entscheidende Augenblick. Wenn sie sich jetzt durchsetzte, würde er wahrhaft ihr gehören. Sie erhob sich lautlos von ihrem Stuhl, trat neben ihn ans Fenster und legte die Hände flach auf seinen Rücken. Er zuckte zusammen, und sie spürte, dass er vor Anspannung vibrierte. Die Muskeln unter ihren Händen waren so hart wie Marmor.
    »Es ist meine Entscheidung, Asher«, flüsterte sie. »Meine Entscheidung. Wenn du diese Gefahr, worin auch immer sie

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