König 01 - Königsmörder
bestehen mag, auf dich nehmen kannst, kann ich es ebenfalls. Lass dir von mir helfen.
Bitte.
Niemand sollte dies allein durchstehen.«
Er stieß einen tiefen, bebenden Seufzer aus. Dann löste er sich von ihr und ging zurück in die Küche. Als er wieder herauskam, hatte er den Krug mit Eiswein an die Lippen gesetzt und trank.
»Ich weiß nicht, ob ich das nüchtern schaffe«, sagte er beinahe entschuldigend und hielt ihr den Krug hin. »Und ich weiß auch nicht, ob du es kannst.« Sie stellte den Krug beiseite. »Erzähl es mir.«
Mit gequälter Miene und weit aufgerissenen Augen zauderte er wie ein Pferd am Rand eines Grabens, der zu breit war, um ihn ohne Gefahr zu überspringen. »Dathne…«
Sie lächelte so einladend, wie sie es nur vermochte. »Es ist schon gut. Ich habe keine Angst.«
Er zuckte zusammen. »Ich habe mit Gar das Wetter gemacht.«
»Oh«, sagte sie, nachdem sich das Schweigen zwischen ihnen unerträglich in die Länge gezogen hatte. Sie verschränkte die Hände hinterm Rücken, um sich daran zu hindern, auf seinen dummen Holzkopf einzuhämmern. »Und wessen kluge Idee war das?«
»Seine – am Anfang.«
»Aber dann hast du dir die Idee zu eigen gemacht?« So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte den schneidenden Sarkasmus nicht aus ihrer Stimme fernhalten.
»Irgendjemand muss bei ihm sein«, antwortete er verletzt. »Du hast ja keine Ahnung, wie es ist! Die verdammte Magie weidet ihn förmlich aus, Dathne. Er blutet wie ein Schwein beim Schlachter und kann eine ganze Stunde lang nicht einmal mehr stehen oder gehen. Manchmal noch länger. Das kann er nicht allein ertragen.«
Sie hätte ihn am liebsten geschüttelt, bis ihm die Zähne aus dem Mund fielen. Jahrhunderte des Wartens waren vorangegangen, und es standen vielleicht nur noch wenige Wochen bevor. Und er setzte alles aufs Spiel, wofür der Zirkel lebte. Alles! »Und du kannst es nicht mit ihm ertragen! Es bedeutet den Tod, wenn man sich an ihrer Magie versucht…«
»Ich versuche mich nicht daran!«
»Aber du bist
dabei,
Asher!«, rief sie. »Als Zeuge ihrer geheimsten, heiligsten Magie! In den Augen aller anderen wird es dasselbe sein. Wenn das herauskommt…«
»Wie könnte es herauskommen? Ich rede nicht darüber, Gar redet nicht darüber. Hast du die Absicht…«
»Nein, natürlich nicht!« Gepeinigt von Furcht, schlang sie die Finger um das Ende ihres Zopfs und zerrte daran, bis ihre Kopfhaut um Gnade schrie. Dies hatte sie nicht kommen sehen. Warum hatte sie es nicht kommen sehen? Alle Pläne der Prophezeiung waren wegen seiner Freundschaft mit Gar in Gefahr! »Asher…«
Er fuhr herum und begann im Raum auf und ab zu laufen. »Denkst du, ich
wollte
dabei sein und die Schüssel halten, während Gar sich Nacht um Nacht die Eingeweide aus dem Leib würgt? Denkst du, es machte mir Spaß, all das Blut von seinem Körper abzuwaschen und von meinem? Dass ich gern im Turm um– herschleiche und wie ein Barlsmann bete, dass der verdammte Willer mir nicht über den Weg läuft, wenn ich fortgehen muss oder heimkomme, wenn ich eigentlich schon zu Hause sein sollte?«
»Aber es ist nicht richtig, dass der König das von dir verlangt. Dass er dich so in Gefahr bringt. Ich glaube, es gibt keinen einzigen Doranen, der ihm nicht helfen würde, bis Durm sich entweder erholt hat oder ersetzt wird.«
Jetzt blieb er stehen und warf sich wie ein von einem Pfeil getroffenes Reh in ihren schäbigen Sessel. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, schlug er die Hände vors Gesicht. »Wer? Nicht Nix. Das würde genau die Art von Botschaft vermitteln, auf die Jarralt nur wartet. Nicht Holze. Er würde es als seine moralische Pflicht erachten, etwas
zum Wohle des Königreichs
zu sagen. Es ist niemand da, Dathne. Niemand, dem er sich in dieser Verfassung zeigen kann, niemand außer mir.«
Er klang so mutlos. Sie setzte sich auf die Armlehne seines Sessels und kämpfte gegen den Drang, ihm die Finger durchs Haar zu ziehen. Er trug es jetzt länger als früher. »Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe«, sagte sie sanft. »Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast.«
»Es ist die einzige Möglichkeit, wie ich ihm helfen kann, Dathne«, erwiderte er und lehnte den Kopf an sie. »Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Er redet immer nur davon, eine weitere Spaltung vermeiden zu müssen. Dass etwas Derartiges ein Verrat an seinem Pa wäre. Er ist davon überzeugt, dass Conroyd Jarralt ihn für untauglich erklären würde, wenn der Bastard
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