König Artus
aller Stätten, die wir während dieses großen Unternehmens besichtigten. Diese Arbeit ist dazu bestimmt, die aufwendigste und, wie ich hoffe, bedeutendste von allen zu werden, die ich bisher in Angriff genommen habe. Während der ganzen Reise ergänzte ich meine Bibliothek durch Bücher, Dokumente, Photographien und sogar Mikrofilm-Aufnahmen von Dokumenten, die den Sammlungen nicht entnommen werden können. Die Arbeit gewährt mir große Befriedigung, und ebenso der Respekt und der Zuspruch von Seiten der Autoritäten auf diesem Gebiet. Weit davon entfernt, mich als einen lästigen Störfaktor zu empfinden, gaben sie sich die größte Mühe, mir jede ihnen nur mögliche Unterstützung zu gewähren.
AN CHASE – NEW YORK, 4. OKTOBER 1957
Es scheint mir kein Problem zu sein, wie Malory an Bücher herankam. Hätte er keine bekommen, wäre er ein Dummkopf gewesen, und ein Dummkopf war er nicht.
Verdammt – dieses Thema dehnt sich endlos, nicht? Ich freue mich darauf, Sie am Dienstag zu sehen. Und ich habe mir vorgenommen, die ganze Woche zu Hause zu bleiben, so daß wir alles noch einmal durchgehen können. Auch scheint meine Energie allmählich wiederzukehren. Dem Himmel sei Dank dafür! Ich war schon ganz verzagt.
Malory zeigt sich unsicher beim »Ritter auf dem Karren«, vermutlich, weil ihm das nichts sagte. Das Faktum, daß Karren früher ausschließlich für verurteilte Gefangene verwendet wurden, war ihm, falls er es kannte, nicht genug. Es gibt zahlreiche Stellen im Morte , an denen er sich unsicher fühlt, weil er weder den Grund noch den Hintergrund kennt, wenn er sich aber sicher ist – in der Behandlung von Menschen und Landschaft –, zeigt er nicht die geringste Schwäche.
AN CHASE – NEW YORK, 25. OKTOBER 1957
Natürlich bin ich ganz aus dem Häuschen über das Lesegerät für die Mikrofilme. Es wiegt zwar acht Kilo, aber man kann eine große Bibliothek in einem Schuhkarton mit sich herumtragen. Wir werden damit eine Menge Spaß haben. Als Archie MacLeish Direktor der Kongreßbibliothek war, hat er viele Dinge, die nicht bewegt werden durften, auf Mikrofilm aufgenommen. Ich bin überzeugt, daß manche von den Universitäten und vermutlich auch die New York Public Library das auch tun. Ließe sich irgendwie herausfinden, was die verschiedenen Sammlungen auf Film aufgenommen haben und ob man es ausleihen kann?
Hoffentlich hat Ihr Gerät einen Rücklauf. Es kommt ja ziemlich oft vor, daß man zurückgehen möchte. Wird das nicht toll sein, die Sachen aufzuspüren, die wir haben wollen und die man nicht ausleihen kann? Wirklich aufregend. Ich habe soeben den zweiten Band von Henry V. {*} zu Ende gelesen. Ich glaube, Wylie ist gestorben, nachdem er die Korrekturfahnen des ersten Bandes gelesen hatte. Jedenfalls steht es so in der Einleitung zu Band II. Seine Detailschilderung ist großartig. Und haben Sie das bemerkt: es hat ihn derart hineingezogen, daß er die alten Wörter verwendete und sogar die alten Konstruktionen. Es ist ein großartiges historisches Werk, und es läßt sich durchaus vorstellen, daß Henry für Malory die Arthur-Symbolfigur war.
Im Augenblick halte ich mich von Malory fern. Doch wenn ich zu ihm zurückkehre, dann wohl mit einer neuen Dimension, und das, mein Freund, ist ganz allein Ihr Verdienst. Diese Arbeit ist eine Gemeinschaftsarbeit, machen Sie sich da keine anderen Vorstellungen. Daß ich die Schlußfassung schreiben werde, mindert daran gar nichts. Im Augenblick tue ich mich an den Büchern gütlich. Und dafür werde ich mir so viel Zeit nehmen, wie ich brauche – oder vielmehr möchte, und das ist viel. Ich habe sogar das Briefeschreiben eingestellt, von Ihnen und Elizabeth abgesehen. Ich möchte das Schreiben verlernen und wieder ganz neu lernen, wenn es aus dem Stoff herauswächst. Und darin werde ich ganz stur bleiben.
AN CHASE – NEW YORK, 4. MÄRZ 1958
Gestern habe ich die allerersten Zeilen des Buches geschrieben, entweder für die erste gedruckte Seite oder für das Vorsatzblatt. Ich lege sie hier bei. {*}
Ich nehme an, das ist das erste Mal, daß ich einen Anfang als erstes schreibe. Es ist vermutlich auch die einzige Stelle in der ganzen Geschichte, die in der Sprache des 15. Jahrhunderts geschrieben ist. (Vielleicht abgesehen von einer Fußnote oder Material, das hinten angehängt werden wird.)
AN ERO – NEW YORK, 4. MÄRZ 1958
Ich denke, die Zeit ist reif für einen Bericht über die Entwicklung in Sachen Malory. Ich möchte auch eine Art
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