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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Wenn wir am 15. Juli in den Norden aufbrechen, haben wir zehn Tage. Wir würden durch Warwickshire hinauffahren, dann zum [Hadrians-]Wall und dann, nachdem wir uns vor Hadrian verbeugt haben, im Westen langsam südwärts, um uns etwas von Wales und auch Glastonbury und Tintagel etc. anzusehen.
    Ich werde die Bücher mitnehmen, die Sie geschickt haben, und außer dem Kartenatlas habe ich auch die großformatigen Karten von einem Teil des Landes, vor allem von Warwickshire.

    AN ERO UND CHASE – LONDON, 13. JULI 1957
    Wir werden also am Montag mit einem Chauffeur namens Jack in einem Humber losfahren. Wir sind bewaffnet mit Büchern, Papieren, Ihren Briefen, Kameras und Skizzenblöcken – letztere nur zum Angeben, weil wir nicht zeichnen können. Wir freuen uns beide sehr auf diese Fahrt. Natürlich werden wir eine Menge Dinge nicht sehen, aber eine Menge doch. Der beigelegten Liste können Sie entnehmen, was wir vorhaben.

    Reiseplan
    Von diesem Ausgangspunkt aus werden wir das für
    uns interessante Gebiet in Warwickshire abfahren.
    Donnerstag Grand Hotel, Manchester (Vinaver)
    Freitag Lord Crew Armes, Blanchland
    Sonnabend Rothbury und der [Hadrians-]Wall
    Sonntag Wall und hinunter nach Wales, möglicherweise nach Malvern
    Montag Tresanton St. Mawes bei Falmouth
    Dienstag Winchester (Manuskripte)

    AN ERO UND CHASE – LONDON, 14. JULI 1957
    Während ich mich vergangene Nacht herumwälzte und -warf, kam mir eine Idee, die mir viel Einleuchtendes zu haben schien, und ich möchte Sie fragen, was Sie davon halten. Der Jammer mit solchen Einfällen ist meine Unwissenheit. Ich meine damit, daß vielleicht schon viele Leute darauf gekommen sind und daß das Gebiet möglicherweise schon gründlich beackert ist. Jedenfalls werde ich die Gedanken so aufschreiben, wie sie mir gekommen sind, und dabei so tun, als wären sie bisher noch niemandem eingefallen. Leider habe ich meinen Morte nicht bei mir, weil er bereits zum Schiff geschickt worden ist. Also werde ich mich ein bißchen auf mein Gedächtnis stützen müssen, mit dem es nicht sehr weit her ist. Okay, die Sache geht so:
    Wenn man sich mit einem Mann beschäftigt, über den nur wenige und nur karge Daten bekannt sind, kann man dreierlei Richtungen einschlagen, um eine Art realer Welt um ihn aufzubauen: sein Werk (am wichtigsten), die Zeit, in der er lebte (wichtig, weil er ein Kind dieser Zeit war) und schließlich die Menschen, mit denen er umging oder vielleicht umgegangen ist. Im Fall Malorys hat man seine Verbindung mit Beauchamp [Richard Neville, Earl of Warwick], dem gelehrten, vollkommenen Ritter, weltklug, romantisch, tapfer und erfahren, stark herausgestellt. Es erscheint mir völlig einleuchtend, daß man sich damit so eingehend beschäftigt hat. Doch es gibt einen anderen Mann, einen, der mir in meiner Lektüre nicht begegnet ist, aber über den eine Menge bekannt sein muß: seinen Verleger Caxton. Wenn ich mich recht erinnere, läßt Caxton in seiner Vorrede nirgendwo erkennen, daß er Malory kannte. Ja, seine Worte scheinen dafür zu sprechen, daß dies nicht der Fall war. Wir wissen, daß es zwei, vermutlich drei und vielleicht noch mehr Kopien des Morte gab. Doch seit der Vollendung des Buches waren erst ganz wenige Jahre vergangen, als Caxton es druckte. Ich glaube nicht, daß es in Partien, so, wie es fertig wurde, herauskam, und deshalb müssen wir annehmen, daß der Morte kaum vor 1469 zum erstenmal erschienen sein kann. Zwischen diesem Datum und der Zeit, als Caxton es druckte, lag nur eine sehr kleine Spanne, die nicht ausreichte, daß die Handschriften in großem Umfang kopiert, unter die Leute gebracht, dem Gedächtnis eingeprägt und gelesen oder vorgetragen wurden.
    Warum suchte Caxton ausgerechnet diesen Text aus und druckte ihn als Buch? Wäre es sein Wunsch gewesen, die Arthur-Sage als ein potentiell populäres Buch zu drucken, hätte er die Stabreimdichtung, die ungleich bekannter war, wählen oder die klassischen Erzählungen übersetzen lassen können, den Romaunt, den Lancelot etc. Aber er entschied sich für das Werk eines Unbekannten ohne einen Hintergrund von Bildung und Gelehrsamkeit, für einen Mann, der im Gefängnis saß. Ich kann nicht glauben, daß Malorys Morte zu der Zeit, als Caxton ihn druckte, schon weithin bekannt war. Warum also druckte er ihn? Ich glaube, diesem Problem kommt man nur näher, wenn man sich damit befaßt, für welche Texte er sich sonst entschied. Hat Caxton auch andere unbekannte Werke unbekannter

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