König Artus
vorbereitete, schrieb ich einen kurzen Text und legte ihn in meinem Ordner ab, wo er sich noch befindet. Ich zitiere daraus:
Wenn ich über ein expandierendes Universum, über Novas und Rote Zwerge, von gewaltigen Umbrüchen, Explosionen, dem Verschwinden von Sonnen und der Geburt anderer lese, und wenn mir dann bewußt wird, daß die Nachrichten von solchen Ergebnissen, mit Lichtwellen transportiert, Dinge melden, die sich vor Jahrmillionen zugetragen haben, frage ich mich manchmal, was gegenwärtig dort geschehen mag. Wie wollen wir wissen, daß ein Prozeß und eine Konstellation, die so weit zurückliegen, sich nicht radikal verändert oder umgekehrt haben? Es ist denkbar, daß das, was die großen Teleskope heute aufnehmen, überhaupt nicht existiert, daß diese ungeheuren Emanationen der Gestirne vielleicht schon vorüber waren, ehe unsere eigene Welt Form gewann, daß die Milchstraße nur eine Erinnerung ist, getragen auf den Armen des Lichts.
AN ERO – SOMERSET, JUNI 1959
Ach ja! Ich kann Ihnen nur beipflichten – Arthur ist ein Trottel. Man wird so weit gebracht, daß man schreien möchte: Nicht schon wieder! Paß doch auf – er hat eine Knarre! Wie wir es früher in den alten Filmen taten, wenn unser angebeteter Held in die Höhle des Schurken tappte. Genauso wie Arthur. Aber es geht noch weiter und erwischt sogar die Schlauen. Denken Sie an Morgan – ohne sich zu vergewissern, ob ihr Plan, Arthur zu ermorden, geglückt ist, macht sie munter weiter, als wäre es so. Aber es ist ja Literatur. Wenn Sie wollen, denken Sie an den Jehova im Alten Testament. Da haben wir einen Gott, den General Motors nicht einmal als Lehrling nähme. Er macht etwas falsch, wird dann wütend darüber und schlägt sein Spielzeug kaputt. Denken Sie an Hiob. Es hat fast den Anschein, daß Dämlichkeit in der Literatur etwas Notwendiges ist. Schlau dürfen nur die Bösewichter sein. Könnte es nicht sein, daß der Spezies Haß auf die Intelligenz und Furcht davor eingebaut sind, so daß die Helden notwendigerweise Dummköpfe sein müssen? Fast immer wird Klugheit mit Bösartigkeit gleichgesetzt. Es ist rätselhaft, aber so sieht’s aus.
Ich habe das Gefühl, daß ich jetzt bei den Geschichten von Ewain, Gawain und Marhalt so richtig in Fahrt gekommen bin. Zum einen sind sie besser erzählt, und zum zweiten baue ich sie aus. Wo Malory eine Begebenheit anfängt und sie dann vergißt, nehme ich sie wieder auf. Die Erzählung ist lang und meine Version davon in manchen Teilen noch länger, aber ich kürze auch hin und wieder. Ich habe Spaß dabei.
Immer wieder erstaunt mich die Einstellung zu Frauen. Malory hat für sie nicht viel übrig, es sei denn, sie sind blutlos. Und auch nicht für Zwerge – hier zeigt sich beinahe eine Angst um die eigene Männlichkeit. Nun waren die Menschen im 15. Jahrhundert keine Trottel. Wir wissen aus den Paston Letters und aus vielen anderen Quellen, daß sie durchtriebene Teufel und durchaus imstande waren, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Die Menschen des 15. Jahrhunderts hatten mit den Menschen in der Arthur-Sage nicht mehr Ähnlichkeit als der Alte Westen mit dem Western. Doch in beiden Fällen findet sich die Sehnsucht nach der kindlichen Einfachheit einer Zeit, in der die Großen nicht klug waren. Irgend jemand war klug genug, Malory während seines letzten Lebensabschnitts hinter Gittern zu verwahren, ohne ihn irgendwann vor den Richter zu bringen. Hier ist keine Tugendhaftigkeit im Spiel. Irgendein verdammt schlauer Kopf wollte ihn nicht auf freien Füßen sehen. Die Welt war nicht jung und unschuldig, als Malory schrieb, sie war alt und sündhaft und zynisch. Und sie ist auch heute, in einer Zeit, da die gekonnt geschriebene Story ohne jede Tiefe und der Western in Blüte stehen, nicht unschuldig. Könnte es sein, daß Mickey Spillane die wahre Zukunftsliteratur verkörpern wird? Denkbar ist es zumindest.
Gestern nachmittag stieg ich nach der Arbeit auf den Cruch Hill, wo eine Gruppe Schuljungen unter der Anleitung trefflicher Leute aus dem British Museum mit Ausgrabungen beschäftigt ist. Eine Festung aus der Jungsteinzeit und darüber eine aus der Eisenzeit und über beidem ein römischer Tempel. Die Menschen aus der Jungsteinzeit haben ein wunderbares System von Mauern und Wehranlagen gebaut. Mein Gott, was sie geleistet, wieviel Erdreich und Gestein sie bewegt haben! Eine Großtat. Und ganz Somerset ist mit solchen gewaltigen Befestigungsanlagen übersät. Damals muß hier
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