König Artus
habe gelernt, wie man ein richtiges indisches Curry-Gericht zubereitet. Die Zutaten gibt es im Bombay Emporium in London zu kaufen. Im Herbst machen wir eine Curry-Dinner-Party.
Ich hoffe, morgen Text zu bekommen. Ich habe Mittwoch bei Mrs. Webb vorbeigeschaut, um sie daran zu erinnern. Sie tippte gerade eine Stelle, wo John ein Mädchen die Leibwäsche eines Ritters waschen und sie zum Trocknen an einen Stachelbeerbusch hängen läßt, ehe sie die Nacht im Wald verbringen. Sie wollte wissen, ob ich weiß, daß in England die Babys aus Stachelbeerbüschen herauskommen. Ich wußte es nicht und John auch nicht, und er war entzückt.
AN ERO UND CHASE – SOMERSET, 13. JULI 1959
Natürlich habe ich nichts geschrieben, während ich unterwegs war. Ich denke immer, ich werde es tun, tue es aber doch nicht. Ich habe mir allerdings eine Unmenge Gedanken gemacht und werde meinen Anfang von Lancelot wegwerfen und noch einmal beginnen, weil ich jetzt zu wissen glaube, wie es gehen muß. Und nach dem Lancelot, denke ich fast, werde ich zurückgehen und noch mal von vorne anfangen. Vielleicht habe ich jetzt den Bogen raus. Es dauert seine Zeit.
Chase, vielen Dank für die Arbeit am Maiden Castle. Mein Verdacht läßt mich noch immer nicht los. Der Grund liegt vor allem darin, daß ich weiß, wie in Mexiko die Sache ablief. Spanier kamen ins Land, hörten ein aztekisches Wort und benannten den betreffenden Ort nach dem Wortklang auf spanisch um. Es gibt Hunderte solcher Beispiele. Etwa Cuernavaca – Kuhhorn. Der aztekische Name lautete Cuanahuatl, was ein bißchen wie Cuernavaca klingt, aber Ort der Adler bedeutet. Es war der Klang , worauf es ankam, nicht die Bedeutung. Ich habe den Verdacht, daß das »Maiden« in Maiden Castle nach dem Klang eines Wortes in einer früheren Sprache gebildet ist, und möchte wetten, es handelt sich um die indogermanische Wortwurzel »mei«, was verändert oder angehäuft oder unnatürlich bedeutet. Und die großen Schanzen sind »Haufen«.
Aber all das ist nur interessant, nicht mehr. Ich versuche, an den »Menschen« der Erzählungen zu arbeiten. Es freut mich, daß Ihnen die »Triple Quest« ein bißchen gefällt, Chase. Zumindest liefert sie eine gewisse Erklärung für das Auftreten der drei Damen. Der Lancelot-Teil, so wie ich jetzt den Anfang sehe, beginnt mir etwas einzuleuchten, sogar im Hinblick auf den Grund für die Gralssuche, die später folgt. Man hat immer angenommen, daß der Gral zuerst kommt und dann die Suche. Aber angenommen, eine Ausfahrt wurde notwendig und als Ziel dafür der Gral gesetzt? Ich bin jedoch nicht gewillt, noch weitere Probeläufe zu machen. Wenn es fertig ist, werde ich es als fait accompli schicken. Vielleicht habe ich schon zu viele Testläufe gemacht. Trotzdem ist mir jetzt wohler.
AN ERO – SOMERSET, 25. JULI 1959
Nachdem ich Ihr Telegramm erhalten hatte, schickte ich gestern den allerersten Teil vom Lancelot, was ich für richtig halte. Sollte er unterwegs verlorengehen, habe ich hier eine Kopie, zwar schwach, aber durchaus leserlich. Und außerdem ist mir noch nie etwas verlorengegangen. Dieses Mskr. nimmt allmählich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem an, was ich zustande bringen möchte. Sie werden sehen, daß ich mich zwar an die Geschichte halte, aber Dinge, die unklar sind, peu à peu mit Eigenem überbaue und Dinge, die entweder keinen Sinn hatten oder ihn inzwischen eingebüßt haben, überhaupt beseitige. Und wenn diese Arbeit etwas von einem Traum an sich hat – nun ja, das ganze Leben hat etwas davon. Die meisten Menschen leben zeit ihres Lebens in einem Halbtraum und nennen ihn Realität. Und überall dort, wo ich, wie erwähnt, die Geschichte mit der Gegenwart verbinden kann, indem ich eine damals wie heute glaubwürdige Situation ausbaue, habe ich das getan. Und da dieser Stoff etwas eigentümlich Dekoratives hat, habe ich versucht, ihm etwas von der Art mittelalterlicher Malerei zu geben, ein bißchen zeremoniell, aber nicht immer. Zumeist mußte ich die Personen überhaupt erst einmal zum Leben erwecken. In diesem ersten Teil – und er ist beileibe noch nicht fertig – mußte Lancelot sich noch nicht seinem doppelten Ich stellen. Er ist moralisch noch nicht auf die Probe gestellt worden. Deswegen habe ich Lancelot wohl ins Herz geschlossen: er muß sich einer Prüfung stellen, besteht sie nicht und bleibt gleichwohl ein edler Charakter.
Sie zeigen sich besorgt über Vinavers Einfluß auf die Art, wie ich arbeite. Ich kann es
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