König Artus
eine kopfstarke und wohlorganisierte Bevölkerung gelebt haben. Man kann ohne Maschinen keine Berge verschieben, es sei denn, man verfügt über Menschen in großer Zahl. Und der Umfang und die konsequente Gestaltung der Anlage sprechen nicht nur für eine straffe Organisation, sondern auch für eine große Kontinuität. An dem Werk – alles nach einem einheitlichen Konzept – muß generationenlang gearbeitet worden sein. Die Linien sind sauber und gerade gezogen, und der Plan blieb unverändert. Es ist erstaunlich.
AN ERO – SOMERSET, JUNI 1959 (SONNTAG)
Elaine ist in der Kirche, und ich stecke mitten in meinem Tagespensum. Heute morgen sagte sie zu mir: »Du bittest Elizabeth, sich um allen möglichen Kram zu kümmern. Ich bin mir sicher, sie hätte lieber einen Klienten, der nur schreibt und ihr Texte schickt.«
Ja, das ist wahr. Sie hat recht. Als Klient war ich immer ein hoffnungsloser Fall.
Angesichts dessen, finde ich, wäre es angebracht, Ihnen einmal in einem Brief zu sagen, daß ich weiß, wieviel Sie tun und die ganze Zeit getan haben, und Ihnen zweitens einen Brief zu schreiben, in dem nichts von Kümmernissen, Bitten, Klagen, Erklärungen oder Ausflüchten steht. Wäre das für Sie nicht eine Erholung?
Ich möchte Ihnen etwas sagen, was mir endlich klargeworden ist: Der Arthur-Zyklus ist, wie praktisch alles Sagengut, das die Zeiten überdauert hat und in tiefen Schichten wurzelt, eine Mischung aus Tiefgründigkeit und kindlichem Unsinn. Aber wenn man das Tiefgründige bewahrt und den Unsinn hinauswirft, geht etwas vom Wesensgehalt verloren. Hier werden Träume erzählt, unveränderliche, allgemein-menschliche Träume, und sie haben die Inkonsequenz von Träumen. Na bitte, sage ich – wenn es sich um Träume handelt, werde ich ein paar von mir dazutun, und das habe ich getan.
Inzwischen ist es viel später, und ich habe einen wunderbaren Arbeitstag hinter mir, angefüllt mit köstlichen Aufregungen, vielleicht nicht gerechtfertigt, gleichwohl aber genossen. Es ist eine verrückte Geschichte, aber irgendwo steckt irgendein Sinn darin.
Seit Monaten spreche ich jetzt unausgesetzt von mir. Wie geht es denn Ihnen? Werden Sie ein bißchen ausspannen? Werden Sie nach Sag Harbor hinausfahren? Mir fällt kein schönerer Wunsch ein als der, sie könnten einen Abstecher hierher machen und sich in unserem »Kuhstall« einquartieren, der ein sehr angenehmer Raum ist. Ich wünschte, sie könnten die Atmosphäre hier spüren, sie einfach in sich einsickern lassen. Ich habe nichts davon erwähnt, aber schon seit einiger Zeit versuche ich, einen Gedanken in ihre Richtung zu strahlen, von der Hoffnung bewegt, er würde unterwegs an Stärke gewinnen, so daß Sie sich eines Morgens sagen würden, Sie müßten einfach hierherkommen, ohne auch nur einen Grund dafür zu wissen. Manchmal sitze ich da, streite mit Ihnen, ringe sogar geistig mit Ihnen und versuche, Ihre Argumente zu Fall zu bringen. »Unsinn«, sagen Sie. »Es ist kostspielig. Ich mag die Provinz nicht. Ich habe keinen Grund hinzufahren.«
»Aber es ist nicht unsinnig und nicht einmal kostspielig. Und Provinz ist es eigentlich nicht. Es kommt einem vor, als hätte man noch nie eine so bevölkerte Gegend erlebt, und hier ist nach der Plackerei richtig wohl sein. Irgend etwas hier klärt den Blick.« Sie darauf: »Mein Blick ist mir klar genug. Es bringt nichts.« Ich: »Aber hier gibt es etwas, von dem ich glaube, es wird eine verwandte Saite in Ihnen zum Klingen bringen. Ich möchte einfach, daß Sie es sehen und spüren. Es hat einem etwas zu sagen – was, das weiß ich nicht, aber ich weiß, was für ein Gefühl es einem gibt.« Und dann werfen Sie den Kopf zurück wie ein Pony, wie ich es oft an Ihnen erlebt habe, recken das Kinn nach vorne und wechseln das Thema. »Sie wollen es sich also nicht überlegen?«
»Nein.«
»Ich werde nicht lockerlassen. Hier ist eine Macht, die ich auf Sie ansetzen werde.«
»Tun Sie das lieber nicht, und lassen Sie mich in Frieden.«
»Hier gibt es viel mehr als nur Wiesen und Hecken – viel, viel mehr als nur das. In der Erde sind Stimmen.«
»Gehn Sie weg.«
»Nein, das werde ich nicht tun. Ich werde warten, bis Sie eingeschlafen sind, und ein Geschwader Somerset-Feen schicken, die Sie umsurren wie Moskitos – richtig zähe Feen.«
»Ich werde sie mit Insektenspray beschießen.«
AN ERO – SOMERSET, JULI 1959 (SONNABEND)
Die Arbeit geht erfreulich und gut von der Hand. Ich werde Ihnen nichts davon
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