König Artus
Augenblick – aber das kann sich natürlich ändern – denke ich daran, das alles zu übersetzen, aber vielleicht die Sache mit dem Kaiser wegzulassen, dann zurückzugehen, die übersetzten Teile mit noch größerer Freiheit zu überarbeiten und anschließend zwischen die Erzählungen meine eigene Arbeit einzuschieben, in die ein großer Teil des Wissens eingehen würde, das Chase und ich zusammengetragen haben. Das würde dann einen sehr profunden und gewichtigen ersten Band abgeben. Auch wüßten wir dann, wo wir stehen und ob die Arbeitsmethode standhält. Es sollte auch so weit abgeschlossen sein, daß es in diesem Zustand fast schon gedruckt werden könnte. Wenn meine Methode den Anforderungen nicht genügen sollte – und ich muß damit rechnen, daß es sein könnte –, dann sollte ich mit Tristan fortfahren und schließlich den Gral und den morte machen. Ich denke, das wäre der Probeband. Sollte sich zeigen, daß er nichts taugt, könnten wir den ganzen Plan entweder aufgeben oder abändern. Das bedeutet also vom Anfang bis zum Ende des ersten Teils von Lancelot, unter Weglassung von Kaiser Claudius. Was halten Sie beide davon? Es ist mehr als möglich, daß ich, ehe ich nach Hause komme, diesen ersten Band zumindest in der Rohfassung abschließe. Wenn ich die ganze Arbeit mache und dann feststelle, daß sie nichts taugt – das wäre zuviel! Lassen Sie sich die Sache bitte durch den Kopf gehen.
Ich kenne eines der Probleme mit den Dingen, die ich Ihnen zuschicke, und wieder kommt es davon, daß ich die Sache nicht richtig klargemacht habe oder nicht ausführlich genug erklärt habe. In manchen Partien der Übersetzung habe ich mich bemüht, den Sinn von Malorys Text möglichst getreu und vollständig herauszubringen. Sie sind nicht in der endgültigen Form. Sobald sie stehen, dienen sie als Arbeitsrohstoff, und ich werde nicht noch einmal zu Malory zurückgehen, sondern anhand meiner Übertragung arbeiten, die in diesem Stadium keine Beziehung zum Mittelenglischen mehr haben wird. Ich weiß, das ist ein weiter Umweg, aber für mich die einzige Möglichkeit, der machtvollen und ansteckenden Prosa Malorys aus dem Weg zu gehen. Also haben Sie bitte ein bißchen Geduld mit mir. Ich glaube zu wissen, was ich will, und bemühe mich, es zu erreichen.
AN CHASE – SOMERSET, 22. MAI 1959
Danke für Ihre schriftliche Vertrauenserklärung. Man kann weitermachen, auch wenn man auf Widerstand trifft, aber anders ist es viel leichter. Ich lerne jeden Tag etwas Neues. In einer so umfangreichen Sache wie dieser ist es unmöglich, erst einmal einen großen Block herauszuschnitzen. Es ist wie bei meiner Schnitzarbeit – das Holz hat auch seinen Willen und gibt zu erkennen, welchen Weg es gehen will, und wenn man gegen seine Wünsche handelt, schnitzt man schlecht.
Gestern habe ich den ersten Teil von Morgan – Accolon betitelt – abgeschlossen. Ein unglaublicher Charakter und ein Teufelsweib. Ich werde einen Essay über Malorys Einstellung zu den Frauen mit hineinnehmen.
Ich bin ein schlechter Philologe, habe zudem nicht viele Nachschlagewerke zur Hand und bin obendrein skeptisch gegenüber vielen dieser Werke, die unbesehen akzeptiert werden, nur weil sie gedruckt sind. Manchmal liegt eine Wahrheit in einem Namen oder einer Bezeichnung tiefer verborgen als irgendwo sonst. Nun, hier ist eine These, eine Art induktiver Spekulation, die nach Ihrem Herzen sein dürfte. Ich kam in der Nacht darauf, als ich lange über Cadbury nachdachte. Denken Sie an die Ortsnamen – Cadbury, Caddington, Cadely, Cadeleigh, Cadishead, Cadlands, Cadmore, Cadnaur, Cadney, Cadwell. Nach dem Oxford-Band »Place Names« [Ortsnamen] bezieht sich das erste Element auf jemanden namens Cada …
Dann die Chad-Orte, beginnend mit Chadacre und viele andere mehr bis zu Chadwick als letztem. Diese werden Ceadvalla zugeordnet, dem keltischen Gegenstück. Es gibt noch zahlreiche andere Variationen. Wenn Sie nun die Cad-Wörter im Wörterbuch durchgehen, dann sehen Sie, worauf so viele von ihnen hindeuten. Caddy, cadet, caduceus, das arabische cadi [Kadi], und dann kommen Sie auf Cadmos [Kadmos], einen Phönizier, der Theben gründete und das Alphabet nach Griechenland brachte. Caduceus [Kaduzeus], der Heroldsstab, später Sinnbild des Wissens, insbesondere des ärztlichen, und der Schlangenstab, der heute noch auf Nummernschildern verwendet wird. Cadmos hat auch die Drachenzähne gesät, vielleicht eine andere Version des Turmbaus von Babel, doch
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