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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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das Wesentliche ist, daß der Mythos ihm zuschreibt, er sei aus Phönizien gekommen. Waren die Trojaner Vorläufer der Phönizier? Geographisch dürften sie der gleichen Gruppe angehört haben, und der Name Brut [Brutus] ist hier ebenso fest eingewurzelt wie die trojanische Tradition.
    Aber kehren wir zu den Cads zurück. Wir wissen, daß die einzigen Fremden, die in einem Zeitraum von 1500 bis 2000 Jahren auf diese Inseln kamen, Phönizier waren, daß sie Dekor, Ideen, vermutlich die Schrift und sicherlich ihre Vorstellungen direkt aus dem Mittelmeerraum mitbrachten. Sie hielten diese Inseln auch vor der Welt geheim, um nicht bekannt werden zu lassen, aus welcher Quelle sie ihre Metalle bezogen. Damit wollten sie ihr Monopol auf das Zinn schützen, aus dem sämtliche Bronze in der damals bekannten Welt gemacht wurde. Und woher kamen diese Phönizier? Nun, ihre letzte Zwischenstation war Cadiz – ein phönizisches Wort, das sich niemals verändert hat.
    Ist die Mutmaßung zu weit hergeholt, daß die Cad-Namen wie die Cead-Wörter, die »Cedric«-Wörter aus Cadiz kamen, das seinen Namen von Cadmos hatte, der nach dem Mythos von außerhalb die Kultur brachte? Solche Dinge haben ein sehr langes Leben. Cadi ist bis auf den heutigen Tag ein Richter, Caddie ein Gentleman, Cadet ein junger Adeliger, Caduau ein Geschenk oder eine Bestechungssumme. Ich habe keine Ahnung von den semitischen Sprachen. Aber ich wette, Sie werden den hebräischen und anderen semitischen Ursprüngen der Silbe Cad oder Kad bis zurück zu den Mesopotamiern-Babyloniern, Tyriern etc. nachspüren. Warum sollen diese reichen und geradezu mythischen Menschen, die auf Schiffen kamen und seltsame und schöne Dinge mitbrachten, nicht Namen ihrer Herkunft gehabt haben? Die Leute aus Cadiz, die Leute des Cadmos, der das Wissen brachte, die Boten der Götter? Den Steinzeitmenschen müssen sie götterähnlich erschienen sein. Sie haben wohl ihre Götter und ihre Gewänder aus tyrrhenischem Purpur mitgebracht; ihre Dekors sind noch auf frühem englischem Metall und Schmuck zu sehen. Ihre Faktoren {*} dürften im Kreis der Einheimischen gelebt haben, und die Erinnerung an sie drang allmählich in die Ortsnamen ein. Es besteht kaum ein Zweifel, daß sie das Christentum auf diese Inseln brachten, noch ehe es in Rom Fuß faßte.
    In keinem meiner Nachschlagewerke finde ich auch nur die Spur eines Hinweises auf diese These. Es wird angenommen, daß nach 1500 Jahren ständiger Verbindung mit dem West Country die einzigen über Wissen und Kultur verfügenden Menschen verschwanden und keine Erinnerungsspur hinterließen. Ich glaube es einfach nicht. Ich glaube, daß die Erde selbst laut von ihnen kündet.
    Was meinen Sie?

    AN CHASE – SOMERSET, 25. MAI 1959
    (von Elaine Steinbeck)
    Dies ist mehr oder weniger eine Art Postskriptum zu dem Brief, den ich am Sonnabend an Elizabeth schrieb. Übers Wochenende las mir John die neuesten Manuskriptseiten vor, und sie sind sehr, sehr viel besser. Er hat sich auch Vinavers Bemerkungen über Malory noch einmal vorgenommen und sagt zu mir: »Malory hat das Französische gekürzt und überarbeitet, also kann ich das gleiche mit Malory tun.« Ich glaube, die Steinbeck-Version erwacht langsam zum Leben, und ich möchte unbedingt, daß Sie das erfahren. Er sagt, dieser erste Entwurf ist nicht mehr als das, ein erster Entwurf, und er wird daraus seine eigene Fassung machen. Ich sagte zu ihm: »Warum hast du das denn nicht geschrieben?«, und darüber wurde er ungehalten! Sie sehen, es bildet sich langsam heraus. Ich finde, Sie haben beide viel dazu beigetragen, daß Klarheit geschaffen wurde.

    AN CHASE – SOMERSET, 8. JUNI 1959
    Ich habe über E. O. nachgedacht. Wissen Sie, in den langen Jahren unserer Verbindung hat es kaum einen Augenblick ohne eine persönliche Krise gegeben. Sie muß sich oft von Herzen wünschen, daß wir alle mit gebrochenem Rückgrat in der Hölle liegen. Wenn wir doch einfach brav unsere kleinen Sachen schrieben, sie bei ihr ablieferten, das Geld oder die Ablehnung akzeptierten, je nachdem, und unser Privatleben aus der Sache heraushielten. Wir müssen ihr sehr auf die Nerven gehen. Und auch wie das jetzt läuft, muß für sie etwas Altgewohntes und Ermüdendes sein. Wir decken sie mit unseren Sorgen und Nöten ein, und das sind sicher immer die gleichen. Es würde mich gar nicht überraschen, wenn sie plötzlich aufbegehrte. Statt fabelhaft fehlerfreier Manuskripte bekommt sie Ausreden und Theater und

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