König Artus
Kummer und Hin und Her und Rechnungen. Die Schriftsteller sind ein trauriger Verein. Zu ihren Gunsten läßt sich nur sagen, daß sie immerhin besser als die Schauspieler sind, aber das heißt nicht sehr viel. Ich frage mich, wie lange es her sein mag, daß einer ihrer Klienten sie gefragt hat, wie sie sich fühlt – falls es überhaupt jemals vorkommt. Es ist ein undankbares Geschäft mit undankbaren Kindem. Um wie vieles schärfer als einer Schlange Zahn sticht es, mit einem Autor zu tun zu haben. Von allem, was ein Autor tut, ist das Schreiben, so scheint es, das Geringste. Wenn seine Seelenqualen, seine Begierden, seine Irrtümer in Buchform veröffentlicht werden könnten, würde die Welt bis zum Nabel in Büchern stecken. Einer der positiveren Aspekte des Fernsehens liegt darin, daß es einiges davon absorbiert.
Nun zurück zu Malory oder vielmehr zu meiner Interpretation seiner Interpretation, auf die hoffentlich meine Interpretation meiner Interpretation folgen wird. Beim Arbeiten überrascht mich immer wieder, daß ein großer Teil des Stoffes blanker Unsinn ist. Sehr vieles darin ergibt überhaupt keinen Sinn. Zwei Drittel bestehen aus müßigem Geplapper von Kindern, die im Dunkeln träumen. Und wenn man dann drauf und dran ist, das Ganze angeödet hinzuwerfen, fällt einem das Kongreßprotokoll ein oder der Sacco- und Vanzetti-Prozeß oder der »Präventivkrieg« oder unsere Parteiprogramme oder Rassenprobleme, die nicht vernünftig gelöst werden können, oder Familienprobleme oder die Beatniks, und das öffnet einem die Augen dafür, daß die Welt vom Unsinn angetrieben wird – daß der Widersinn einen großen Teil der Weltläufe ausmacht und daß das fahrende Rittertum auch nicht verrückter war als unser heutiges Gruppendenken und -handeln. So sind eben die Menschen. Wenn man sie und ihr Treiben unter die Lupe der Vernunft nähme, würde man den ganzen Verein ertränken. Und wenn ich die Sache dann so richtig sarkastisch sehe, denke ich an mein eigenes Leben, wie ich damit umgegangen bin, und es ist keine Spur anders. Ich sitze im gleichen Boot mit der verblödeten Spezies. Ich bin mit der Unvernunft verschwistert, da gibt es kein Entrinnen. Aber auch die Unvernunft ist wie die aus Dämpfen und Drogen geborenen Offenbarungen der pythischen Priesterin in Delphi, die erst post factum plausibel werden.
Ich arbeite jetzt an Gawain, Ewain und Marhalt, nachdem ich ein bißchen Zeit mit der jungen Generation verloren habe. Aus diesem Teil hängen die losen Fäden heraus, er ist voller Details ohne Sinn, voller Versprechungen, die dann nicht gehalten werden. Der weiße Schild zum Beispiel – er wird nie wieder erwähnt. Ich glaube, es gelingt mir, der Episode etwas Leben einzuhauchen, vielleicht aber nicht genug. Je weiter ich vorankomme, um so mehr schwindet meine Scheu davor. Aber eine gewisse Ehrfurcht vor dem Stoff ist notwendig, denn wenn man diese Erzählungen achselzuckend abtut, tut man die Menschen ab.
Es gibt zwei Kategorien Menschen auf der schöpferischen Ebene. Die große Masse der mehr Kreativen denkt nicht. Sie ist zutiefst überzeugt, daß die Zeit, als die Welt noch in Ordnung war, dahingegangen ist. Menschen, die am Status quo hängen, wissen zwar, daß es für sie keine Rückkehr in die Zeit der Vollkommenheit gibt, kämpfen aber darum, sich nicht zu weit davon zu entfernen. Und dann gibt es den Kreativen, der an die Möglichkeit zur Vervollkommnung glaubt, an ein Fortschreiten – er ist selten, er richtet nicht sehr viel aus, unterscheidet sich aber zweifellos von den anderen. Lachen und Weinen – beides wird von einander nicht unähnlichen Muskelzuckungen ausgelöst, beides treibt Tränen in die Augen und bewirkt, daß einem die Nase läuft, und beides schenkt Erleichterung, wenn es vorüber ist. Marihuana stimuliert induziertes Lachen und die Sekundärwirkung von Alkohol falsche Tränen, und beides führt zu einem Kater. Und diese beiden physischen Gefühlsmanifestationen lassen sich entwickeln und steigern. Wenn ein Ritter von einem Gefühl derart übermannt wird, daß er ohnmächtig zu Boden sinkt, so ist das, glaube ich, buchstäblich die Wahrheit. Es war Konvention, wurde akzeptiert, und so tat er es. So viele Dinge, die ich tue und empfinde, spiegeln die Konvention und das, was akzeptiert wird. Ich frage mich, wieviel davon andere Beweggründe hat.
Ist es nicht merkwürdig, was es für Parallelen gibt? Vor ungefähr einem Monat, als ich mich mit Kritzeleien auf die Arbeit
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