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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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entstand. Nun, meine Damen, führt uns zu der Stelle, von der wir aufbrechen wollen.«
    Die Damen standen auf und nahmen die Zügel des jeweiligen Pferdes, und dort, wo sich der Weg in drei Pfade gabelte, gelobten die drei Ritter, in Jahresfrist zu dieser Stelle zurückzukehren. Dann umarmten sie einander, und jeder ließ seine Dame hinter ihm aufsitzen. Wohlgemut traten sie ihre dreifache Ausfahrt an, Sir Ewain westwärts, Sir Marhalt nach Süden, und Gawain schlug den Pfad ein, der gen Norden führte.

    Zuerst wollen wir Sir Gawain folgen, wie er mit dem hübschen Fräulein, das enttäuscht hinter ihm saß, vergnügt durch den grünen Wald ritt.
    »Was für ein Glück, daß Ihr mir zugefallen seid«, sagte er. »Wenn es nicht so gekommen wäre, hätte ich um Euch gefochten. Ihr antwortet mir nicht. Nun ja, das erklärt sich leicht. Ihr seid noch sehr jung und wart noch nie mit einem galanten Ritter aus der großen Welt zusammen. Ich weiß, obwohl ich Euer Gesicht nicht sehen kann, daß Ihr jetzt errötet. Nun, das gehört sich bei einem solch jungen Fräulein auch so. Vielleicht bringt Ihr aus Verwirrung über die Euch widerfahrene Ehre kein Wort heraus. Oder vielleicht hat man Euch beigebracht zu schweigen, wenn ein Ritter spricht. Das ist gute alte Sitte. Heutzutage zu selten geübt. Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben, müßt nicht eingeschüchtert sein. Ihr werdet sehen, daß ich trotz meiner erhabenen Stellung in der Welt, meiner Aura als Ritter und entgegen meiner Erscheinung ein Mensch bin, wie Ihr es seid, ein Mann, um es genau zu sagen. Ihr seid geblendet, mein Kind. Ja, das ist nur zu verständlich.«
    Das Fräulein saß mit finsterer Miene hinter ihm und trat mit ihren Absätzen dem Pferd in die Flanken, so daß es scheute.
    »Vielleicht hat es irgendein Tier gesehen, vielleicht eine Schlange«, sagte Gawain. »Wenn Ihr Euch fürchtet, legt den Arm um mich. Ich werde Euch davor bewahren, daß Ihr herunterfallt. Ich muß Euch sagen, ein Mädchen, das nicht die ganze Zeit plappert, das ist mein Fall.«
    »Ist Sir Ewain Euer Bruder?« erkundigte sich das Fräulein.
    »Nein, mein Vetter und ein sehr braver Junge. Ich merke Euch an, daß er wegen seiner Jugend und Unerfahrenheit für Euch uninteressant wäre – und er ist ja auch kaum den Kinderschuhen entwachsen. Aber wenn er erst einmal von der Welt so viel gesehen hat wie ich, wird aus ihm ein trefflicher Ritter werden. Er ist von edler Abkunft. Aber Mädchen haben natürlich ältere Männer lieber.« Das Pferd scheute wieder. »Ich verstehe das nicht«, sagte Gawain. »Das Pferd ist doch sonst so ruhig. Wenn Ihr Musik gern habt, könnte ich Euch etwas vorsingen. Ich bin zwar selbst nicht dieser Meinung, aber man sagt, ich hätte eine schöne Stimme. Welches Lied würdet Ihr gerne hören?«
    »Ich mag keine Lieder«, sagte das Fräulein. »Schaut, dort vorne ist ein hübsches Gutshaus. Ich habe Durst, Sir.«
    »Ein echtes Mädchen«, sagte Gawain. »Mal durstig, mal hungrig, mal ist ihm kalt, dann wieder heiß, mal traurig, mal glücklich, bald zärtlich, bald voller Haß – immer irgend etwas, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nun ja, vielleicht ist das das Anziehende an den Mädchen.«
    Nahe dem Weg saß ein alter Mann vor dem Gutshaus. Gawain ritt zu ihm hin und hielt an. »Gottes Segen, Sir«, sagte er. »Wißt Ihr hier in der Gegend für einen edlen fahrenden Ritter Möglichkeiten, Abenteuer zu bestehen?«
    »Zuerst segne Gott Euch, wenn Ihr Mangel an Segen habt«, antwortete der alte Ritter verbindlich. »Abenteuer? Ja, mehr als genug für eine einzelne Lanze, doch der Tag geht zur Neige. Was bei Tageslicht ein Abenteuer ist, sieht nachts ganz anders aus. Steigt ab, junger Herr, und bleibt die Nacht über. Morgen früh werde ich Euch zu Abenteuern führen.«
    »Wir sollten weiterreiten«, sagte Gawain. »Es gehört sich eigentlich, daß wir unser Nachtlager unter dem Laubdach eines Baumes aufschlagen.«
    »Unsinn«, sagte das Fräulein. »Ich bin müde und durstig.«
    »Sie ist noch sehr jung«, erläuterte Gawain. »Na schön, meine Liebe. Wenn Ihr es unbedingt so haben wollt.«
    Das Fräulein ging in ein kleines Zimmer, verzehrte allein sein Abendbrot, versperrte dann die Tür und gab keine Antwort, als Gawain sachte daran klopfte. Er ging zurück und setzte sich zu dem alten Ritter ans Feuer, und sie unterhielten sich über Pferde und Rüstungen und sprachen darüber, ob ein Schild flach oder gewölbt sein sollte, damit die Lanzen

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