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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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da gibt es nicht viel zu entscheiden. Wenn Ihr es mir überlaßt, sage ich, laßt die Dame bestimmen, wer sie bekommen soll, und ich werde ihre Entscheidung verteidigen.«
    Die Dame zögerte nicht. Sie ging zu dem Zwerg mit dem Froschgesicht, streckte ihm die Arme entgegen, und er beugte sich aus dem Sattel, hob sie vom Boden auf und setzte sie vor sich aufs Pferd, und sie herzte und küßte ihn. Der Zwerg lächelte klug, verbeugte sich spöttisch zu den anderen hin und ritt in den Wald hinein, die Dame in seinen Armen.
    Der Ritter, der das Spiel verloren hatte, setzte sich untröstlich neben das steinerne Kreuz, und sie konnten alle zusammen nicht fassen, was sie eben gesehen hatten. Der alte Ritter stieg verdrossen auf sein Pferd und ritt fort, in Richtung auf sein Gutshaus.
    Nun kam ein anderer Ritter, voll gewappnet, auf die Lichtung geritten und rief: »Sir Gawain, ich erkenne Euch an Eurem Schild. Los, tjostet mit mir um Eure Ritterehre!« Und als Gawain zögerte, sagte sein Fräulein: »Ihr hattet einen Grund, es mit den anderen zehn Rittern nicht aufzunehmen, welchen Grund wollt Ihr angeben, daß Ihr es nicht mit diesem einzigen Mann aufnehmt, der Euch da zum Kampf auffordert?«
    Gawain erhob sich zornig. »Keinen. Ich nehme an.« Er stieg in den Sattel und ritt gegen seinen Herausforderer, und beide gingen zu Boden. Dann zogen sie umständlich ihre Schwerter und begannen zu Fuß einen langsamen, lustlosen Zweikampf, teilten ein paar Hiebe aus und hielten dann inne, als wären sie nicht bei der Sache.
    Unterdessen sagte an dem Steinkreuz der enttäuschte Ritter zu dem Fräulein: »Ich kann nicht verstehen, warum sie mit dem häßlichen Zwerg fortgeritten ist.«
    »Wer kann sagen, was auf das Herz eines Mädchens wirkt?« antwortete sie. »Eine Frau läßt sich vom Gesicht eines Mannes nicht irreführen. Wenn sie liebt, blickt sie tiefer.«
    »Das habt Ihr nicht nötig«, erwiderte er. »Euer Liebster ist einer der schmucksten Männer, die ich in meinem Leben gesehen habe.« Und dabei sah er zu den beiden Rittern hin, die auf der rasenähnlichen Grasdecke der Lichtung gegeneinander Scheinangriffe führten und sie parierten.
    »Das beweist ja, was ich sage«, bemerkte das Fräulein schüchtern. »Er ist nicht mein Liebster. Ich mag ihn nicht einmal. Euer Gesicht hat vielleicht nicht die arrogante Vollkommenheit seiner Züge, aber ich finde es männlicher.«
    »Wollt Ihr damit sagen, wenn Ihr wählen könntet, würdet Ihr Euch für mich entscheiden?«
    »Oh, was rede ich da?« Das Fräulein errötete. »Er ist ein Prahlhans. Er hält sich für besser als alle anderen zusammen. Er glaubte, eine Dame brauche ihn nur anzusehen und schon liebe sie ihn. Ein solcher Mann braucht einen Denkzettel.«
    Der Ritter sagte rasch: »Kommt, reiten wir davon, solange sie noch kämpfen.«
    »Es wäre unschicklich«, sagte sie.
    »Aber Ihr habt doch für ihn nichts übrig, wie Ihr gesagt habt.«
    »Das ist wahr. Ihr seid mir viel lieber.«
    »Ich werde für Euch sorgen und Euch mein ganzes Herz schenken.«
    »Er denkt immer nur an sich selbst.«
    »Meint Ihr, er würde uns verfolgen?«
    »Ich glaube nicht, daß er es wagen würde. Er ist ein feiger Narr.«
    Die beiden Ritter kämpften lange miteinander, und die Sonne brannte heiß auf ihre Rüstungen herab, so daß sie mehr Schweiß- als Blutstropfen vergossen. Schließlich trat der Herausforderer zur Seite, lehnte sich auf sein Schwert und sagte: »Ich für mein Teil finde, daß alles seinen gehörigen Gang gegangen ist und wir uns beide würdig betragen haben. Wenn Ihr keinen besonderen Groll gegen mich hegt, laßt uns Frieden schließen. Aber wohlgemerkt, ich bitte nicht um Frieden!«
    »Das ist mir klar«, sagte Gawain. »Es ist nichts Unehrenhaftes daran, wenn beide einverstanden sind, ja, wir haben beide sogar noch an Ehre gewonnen. Stimmt Ihr zu?«
    »Ich stimme zu«, sagte der Ritter, und sie nahmen ihre Helme ab, umarmten einander förmlich, gingen zu der Quelle, tranken mit tiefen Zügen daraus und wuschen sich das brennende Salz von den Augen. Dann blickte sich Gawain um und sagte: »Wo ist denn mein Fräulein? Als ich sie verließ, saß sie neben dem Kreuz.«
    »War sie Euer?« fragte der andere. »Ich sah sie hinter dem anderen Ritter davonreiten. Ich dachte, sie sei sein Fräulein.«
    Nun blickte Gawain einen Augenblick düster drein, und dann lachte er unsicher. »Es hört sich vielleicht ungalant an, aber ich bin froh, daß sie fort ist. Sie ist mir durchs Los

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