Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
Vom Netzwerk:
zugefallen, eine dumme Ziege vom Land, jetzt noch hübsch, doch von der Sorte, die zum Dickwerden neigt.«
    »Ich habe sie nicht aus der Nähe gesehen.«
    »Da ist Euch nicht viel entgangen«, sagte Gawain. »Sie hat mich mit ihrem Geschnatter halb verrückt gemacht. Mir sind reifere Damen lieber, die etwas von der großen Welt gesehen haben.«
    »So, ein Plappermaul war sie? Die Sorte kenne ich.«
    »Keinen Augenblick den Mund gehalten«, sagte Gawain. »Und dieser arme Kerl bildet sich vermutlich ein, er hätte sie mir abspenstig gemacht. Die Augen werden ihm schon noch aufgehen.«
    »Nun, das freut mich für Euch«, sagte der Ritter. »Ich habe ein hübsches kleines Gut mit Häusern nicht weit von hier. Kommt doch mit und nehmt bei mir über Nacht Quartier. Vielleicht findet sich ein Bauernmädchen, das Euch von dem Plappermaul ablenkt.«
    »Sehr gerne«, antwortete Gawain. Und unterwegs zur Behausung des Ritters sagte er: »Wenn Ihr hier in der Gegend lebt, könnt Ihr mir vielleicht sagen, was das für ein Ritter ist, der imstande war, mit einer einzigen Lanze zehn Gegner aus dem Sattel zu werfen, und sich dann ohne Gegenwehr von ihnen gefangennehmen und fesseln ließ.«
    »Ich kenne ihn gut«, sagte der Ritter. »Und ich kenne auch seine Geschichte. Möchtet Ihr sie hören?«
    »O ja«, sagte Gawain. »Mir hat das Herz für ihn geblutet.«
    »Er heißt Sir Pelleas«, sagte der andere, »und ist wohl einer der besten Ritter in der ganzen Welt.«
    »Das war daran zu sehen, wie er tjostete – zehn Ritter gingen durch eine einzige Lanze zu Boden.«
    »Ja, und er hat noch Größeres vollbracht. Als Lady Ettarde, die große Ländereien und eine Burg hier in der Nähe hat, ein drei Tage währendes Turnier ausrief, nahm Sir Pelleas daran teil, und obwohl sich fünfhundert Ritter um den Siegespreis bemühten, warf er alle aus dem Sattel, die gegen ihn antraten. Der Preis bestand aus einem schönen Schwert und einem Goldreif, den der Sieger der Dame seines Herzens schenken sollte. Es war keine Frage, wem der Preis zustand, doch als Sir Pelleas die Augen auf Lady Ettarde richtete, verliebte er sich in sie und überreichte ihr den Preis. Er erklärte sie zur holdesten Dame weit und breit, woran gewisse Zweifel bestanden, und forderte jeden, der das bestreiten wollte, zum Kampf auf Leben und Tod heraus. Doch diese Ettarde ist eine seltsam eitle und hochmütige Person. Sie wollte nichts von ihm wissen. Die Frauen werden mir immer ein Rätsel bleiben.«
    »Mir auch«, sagte Gawain. »Erst heute entschied sich eine Dame für einen Zwerg mit dem Gesicht einer Kröte.«
    »Da sieht man es wieder«, sagte der andere. »Auf der Burg gibt es viele ungleich schönere Damen als Ettarde, und keine einzige von ihnen hätte einen so schmucken und wohlgestalteten Ritter wie Sir Pelleas abgewiesen, zumal nicht nachdem er drei Tage lang seinen Heldenmut gegen fünfhundert Ritter demonstriert hatte. Doch Sir Pelleas hatte für keine andere Dame Augen. Er folgte Ettarde winselnd wie ein Hündchen, und je mehr er sie anflehte, desto mehr mißfiel er ihr, um so mehr kränkte sie ihn, wollte sie ihn forttreiben. Ich verstehe nicht, was er an ihr liebenswert fand.«
    »Wer kennt die Geheimnisse eines Männerherzens?« sagte Gawain. »Seine Liebe zu ihr muß sehr tief sein.«
    »Das kann man wohl sagen, Sir. Er hat erklärt, er werde ihr bis ans Ende der Welt folgen und ihr keine Ruhe lassen, bis sie seine Liebe erwidert.«
    »Das ist manchmal das Verkehrteste, was man tun kann«, sagte Gawain. »Vielleicht wäre es besser, ihr eine Kußhand zuzuwerfen und davonzureiten. Manche Damen wissen ihr Glück nicht zu schätzen.«
    »Es gibt keinen Zweifel, daß sie es ernst meint. Sie hat jedes Mittel versucht, um ihn loszuwerden. Aber er hat sich in einem Kloster in der Nähe einquartiert, reitet unter ihrem Fenster auf und ab, klagt laut über seinen Schmerz und fleht sie um Erbarmen an, bis Lady Ettarde nicht mehr ein noch aus weiß und Ritter gegen ihn losschickt. Dann besiegt er sie alle zu Pferde und läßt sich hinterher von ihnen gefangennehmen.«
    »Das hat er heute auch getan. Was ist der Grund?«
    »Es verschafft ihm die einzige Möglichkeit, sie zu sehen. Und obwohl sie ihn schmäht und ihn in jeder Weise herabsetzt, liebt er sie nur um so mehr. Er fleht sie an, ihn zu ihrem Gefangenen zu machen, damit er sie sehen kann. Dann läßt sie ihn aus der Burg hinauswerfen, und wieder reitet er unter ihrem Fenster auf und ab und winselt wie ein

Weitere Kostenlose Bücher