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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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durch meine Hände gegangen sind.«
    »Er hat nie etwas von Euch gesagt.«
    »Was wundert’s Euch? Welcher Mann in dieser Männerwelt könnte zugeben, daß er seinen letzten Schliff einer Frau verdankt? Es war nie nötig, irgendeinem meiner Ritter ein Schweigegelöbnis aufzuerlegen.«
    »Wollt Ihr damit sagen, daß Ihr sie unterweist?«
    »Ich unterweise und lehre sie, bilde sie aus, stähle sie, nehme ihnen ihre Prüfung ab, und erst dann lasse ich sie als ein vollkommenes Kampfinstrument auf die Welt los. Das ist meine Rache und mein Triumph.«
    »Wohin geht es jetzt mit uns? Werden wir Abenteuer erleben, Madame?«
    »Wir reiten zu meinem Lehnsgut, das in den walisischen Hügeln versteckt liegt. Abenteuer wird es für Euch geben, sobald Ihr dafür gerüstet seid, eher nicht.«
    »Aber ich bin doch eigentlich auf einer Ausfahrt.«
    »Ist eine Ausfahrt schlecht genutzt, wenn man nach ritterlicher Vollkommenheit strebt? Sagt ja, und ich lasse mich vom Pferd gleiten, gehe zurück, um auf einen anderen jungen Kandidaten zu warten, und Ihr könnt Euer Leben lang wie ein Kaninchen Purzelbäume schlagen.«
    »Nein, das nicht!« sagte Ewain. »Nein, Madame.«
    »Unterwerft Ihr Euch dann meinem Gesetz und Regiment?«
    »Ja, Madame.«
    »Braver Junge«, sagte sie. »Es wird nicht einfach für Euch werden, aber hinterher werdet Ihr froh sein.«
    »Aber was soll ich sagen, wenn ich zurückkehre, ohne Abenteuer bestanden zu haben?«
    »Zehn Monate lang werdet Ihr üben und lernen«, antwortete sie. »Und danach, das verspreche ich Euch, werdet Ihr mehr und lohnendere Abenteuer erleben, als die beiden anderen in allen zwölf Monaten. Reitet weiter, die Schule beginnt, die Schule der Waffen.« Und dann nahm ihre Stimme einen gebieterischen Befehlston an. »Eure Steigbügel hängen zu hoch. Wir werden sie tiefer hängen. Eure Füße müssen möglichst weit unten sein, so daß Ihr gerade eine Haaresbreite über dem Sattel schwebt, wenn Ihr Euch in den Steigbügeln aufstellt. Zu hoch hängende Steigbügel machen einen gepanzerten Mann oberlastig. Sitzt locker, die Schultern zurück! Nehmt die Bewegung in den Schenkeln und im Rücken auf. So, jetzt laßt die Füße frei hängen.«
    »Madame«, sagte er, »ich reite seit frühester Jugend.«
    »Es ist schon vorgekommen, daß Männer ihr ganzes Leben lang schlechte Reiter blieben. Das trifft auf die meisten zu. Deswegen steht ja ein richtiger Reiter turmhoch über den anderen Männern.«
    »Aber mein Lehrer, Madame, hat gesagt …«
    »Schweigt! Jetzt bin ich Euer Lehrer. Je lockerer Ihr im Sattel sitzt – nicht schlampig, sondern entspannt, so daß Ihr dem Pferd keinen Widerstand bietet –, um so leichter macht Ihr es Eurem Roß. Und beim Traben hebt Euch abwechselnd in den Steigbügeln, mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Es entlastet den Rücken Eures Pferdes. O ja, ich weiß, viele, die einen ganzen Stall voller Pferde besitzen, erschöpfen sie, reiten sie lahm, so daß nach einem einzigen Jagdtag nur noch keuchende Kadaver übrig sind. Ihr werdet so etwas nicht tun. Ihr werdet nur zwei Pferde zureiten, aber sie schulen, wie Ihr Euch selber schult, und Ihr werdet sie hegen und pflegen. Ich sage Euch, ein gutes Roß ist mehr wert als eine gute Rüstung. Ein Reiter bildet mit seinem Pferd eine Einheit, ist mehr als nur ein Mann, der auf einem Tier sitzt wie ein Hahn auf seiner Stange. Ihr werdet es Eurem Pferd behaglich und angenehm machen, ehe Ihr Euch um Euer Wohl kümmert, ihm Futter geben, bevor Ihr eßt, vor Euren eigenen erst die Wunden Eures Pferdes untersuchen. Und wenn Ihr es dann braucht, werdet Ihr in ihm zugleich ein Instrument und einen Freund haben. Versteht Ihr, was ich sage?«
    »Ich höre Euch zu, Madame.«
    »Ihr werdet mehr tun als nur zuhören. Jetzt zu Eurer Rüstung. Wir werden sie irgendeinem ahnungslosen Narren verkaufen.«
    »Es ist eine ganz vorzügliche Rüstung, Madame. Von einem großen Künstler in den Bergen Deutschlands geschmiedet. Sie hat ein Vermögen gekostet.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Bei einer Parade zieht sie alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Damen verdrehen verzückt die Augen und schmachten sie an, als ob die Kleidung den Mann trüge, was allerdings oft vorkommt, doch zum Kämpfen taugt sie jämmerlich wenig.«
    »Was ist denn verkehrt daran? Sie kommt aus Innsbruck.«
    »Das will ich Euch sagen. Sie ist zu massiv und zu schwer. Metall kann niemals Könnerschaft ersetzen. Eures schützt Körperpartien, die keines

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