Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
Vom Netzwerk:
mit den scharlachroten und schwarzen Tupfern, den
dunklen Schlünden seiner Augen, den pechschwarzen Krallen
an Hand und Fuß und den dornigen Auswüchsen, die sich an
seinem Rücken bilden. Seht ihn spielen, laufen und lachen:
Er wirkt zu ungezwungen für einen Riss in der Welt, durch den
alle Feuer der Hölle lodern können.
Doch seht ihn brennen, und ihr werdet es glauben.

4
Vier Jahre zuvor
    In meinem vierzehnten Jahr nahm ich den Thron meines Onkels und fand, dass er mir gefiel. Ich hatte eine Burg, eine Gruppe von Dienstmädchen für meine Neugier, einen Hof mit Adligen – oder was im Hochland als Adel galt –, die ich unterdrücken konnte, und eine Schatzkammer, die es zu plündern galt. Während der ersten drei Monate gab ich mich diesen Aktivitäten hin.
     
    Ich erwachte schweißgebadet. Normalerweise erwache ich plötzlich, mit einem klaren Kopf, aber diesmal fühlte ich mich dem Ersticken nah.
    »Zu heiß …«
    Ich rollte herum, fiel aus dem Bett und prallte schwer auf den Boden.
    Rauch.
    Schreie in der Ferne.
    Ich fand die Nachttischlampe und drehte den Docht hoch. Der Rauch kam von der Tür, kroch nicht unter ihr hervor, sondern stieg von jedem Quadratzentimeter des verschmorten Holzes auf und bildete einen wogenden Vorhang.
    »Mist …« Bei lebendigem Leib zu verbrennen, war immer eine meiner Ängste gewesen. Nennt es eine persönliche Schwäche. Manche Leute fürchten sich vor Spinnen. Ich fürchte mich vor dem Verbrennen. Und auch vor Spinnen.
    »Gog!«, rief ich.
    Er war im Vorraum gewesen, als ich mich zurückgezogen hatte. Ich näherte mich der Tür, von der Seite her. Enorme Hitze strahlte mir entgegen. Entweder verließ ich das Zimmer durch die Tür, oder ich konnte versuchen, mich durch eine Lücke zwischen den drei Gitterstäben des Fensters zu quetschen, bevor ich mir Gedanken darüber machte, wie ich anschließend den Sturz dreißig Meter in die Tiefe überleben sollte.
    Ich nahm eine Axt aus dem Gestell und stand mit dem Rücken an der steinernen Wand neben der Tür. Meine Lunge schmerzte, und ich konnte nicht richtig sehen. Als ich die Axt schwang, fühlte sie sich so schwer an wie ein erwachsener Mann. Die Klinge bohrte sich ins Holz, und die Tür explodierte regelrecht. Orangefarbenes und weißes Feuer fauchte ins Zimmer, heiß wie ein Schmelzofen, eine große Flammenzunge, aus der kleinere flackerten. Und dann, fast ebenso plötzlich, erstarb das Lodern, ging zu Ende wie ein Hustenanfall und hinterließ nichts weiter als versengten Boden und ein brennendes Bett.
    Im Vorraum schien es noch heißer zu sein als in meinem Schlafzimmer. Alles war rußgeschwärzt, vom Boden bis zur Decke, und in der Mitte ruhte ein großes, glühendes Stück Kohle. Ich wankte in Richtung Bett zurück. Die Hitze verdampfte das Wasser in meinen Augen, und ich konnte besser sehen. Das Stück Kohle war Gog, wie ein Neugeborener zusammengerollt, voller Flammen.
    Etwas Großes brach durch die Tür des Wachzimmers. Gorgoth! Mit einer dreifingrigen Hand hob er den Jungen hoch
und gab ihm mit der anderen einen Klaps. Gog erwachte mit einem plötzlichen Schrei, und von einem Augenblick zum anderen verließ ihn das Feuer. Übrig blieb ein schlaffes Kind, die Haut rot und schwarz getupft, und der Gestank von verbranntem Fleisch.
    Wortlos wankte ich an ihnen vorbei und ließ mir von den Wachen helfen.
    Sie mussten mich praktisch bis zum Thronraum schleifen  – erst dort kam ich wieder zu Kräften. »Wasser«, brachte ich hervor. Als ich getrunken und mit dem Messer die verbrannten Enden meines Haars abgeschnitten hatte, hustete ich: »Bringt die Monstren her.«
    Makin polterte herein, noch damit beschäftigt, einen Panzerhandschuh überzustreifen. »Schon wieder?«, fragte er. »Noch ein Feuer?«
    »Ein schlimmes diesmal, ein regelrechtes Inferno«, sagte ich. »Wenigstens brauche ich nicht länger den Anblick der Möbel meines Onkels zu ertragen.«
    »Du darfst sie nicht in der Burg schlafen lassen«, sagte Makin.
    »Das ist mir gerade klargeworden«, erwiderte ich.
    »Bring die Sache zu einem schnellen Ende, Jorg.« Makin zog den Panzerhandschuh wieder aus. Immerhin fand kein Angriff statt.
    »Ihr könnt ihn nicht gehen lassen.« Coddin traf ein, mit dunklen Ringen unter den Augen. »Er ist zu gefährlich. Jemand wird ihn benutzen.«
    Und so hingen die Worte unausgesprochen in der Luft. Gog musste sterben.
    Es donnerte dreimal an der Haupttür, und dann kam Gorgoth mit Gog in den Thronraum, begleitet

Weitere Kostenlose Bücher