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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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einen Augenblick, bis der Engel sich beruhigt hatte.
    „Wenn du verstanden hast, warum du noch immer hier sein musst, warum tust du dann nichts dagegen?“, warf sie dann leise ein.
    „Wie soll ich denn?“, brach es erneut aus Asasel heraus. „Ich habe Jahrtausende lang meinen Hass gegen euch Menschen genährt. Und nun verlangt Gott von uns, dass wir all das von einem Tag auf den anderen vergessen und den Menschen mit Freundlichkeit begegnen. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie es in mir aussieht?“
    Eleanor schüttelte betreten den Kopf.
    „Sieh mich doch an!“, zischte Asasel. „In mir liegt der Zorn von Tausenden von Jahren. Er hat sich in mir festgefressen, er nagt in mir, er lässt mir keine Luft zum Atmen. Hass ist ein Gefühl, dass schnell zu wachsen vermag, aber nur langsam stirbt. Ich habe euch Menschen so lange für meinen Schmerz verantwortlich gemacht, dass ich nicht einmal mehr weiß, wie sich das Leben ohne Hass anfühlt!“
    Eleanor schluchzte bei diesen Worten auf. Wie Asasel so vollkommen zerrissen vor ihr stand und seine Gefühle in Worte zu fassen versuchte, empfand sie Mitleid mit ihm. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie streckte unwillkürlich die Hand nach ihm aus.
    Mit einem grollenden Fauchen und Kreischen wich Asasel vor Eleanors Hand zurück. Sein Gesicht war zu einer Maske des Zorns und der Boshaftigkeit verzerrt, während er noch immer ihre Hand anstarrte.
    „Sag mir, wie du das gemacht hast“, grollte er schwer atmend. „Wie hast du Samael befreit? Wie hast du den Hass der Jahrtausende von ihm genommen?“
    Eleanor blickte ihn voll Entsetzen an. „Ich weiß es nicht“, sagte sie schließlich. „Ich kann es dir nicht sagen.“
    Asasel stutzte. „Was soll das heißen?“, keuchte er.
    „Ich glaube nicht, dass ich etwas getan habe“, flüsterte Eleanor. „Ich denke, dass Samael von allein erkannt hat, was zu tun ist. Als er sich aus freiem Willen auf Raphaels und meine Seite stellte, hat er sich wieder zu dem bekannt, wofür Gott steht.“
    Asasel gab ein Geräusch von sich, als würde er würgen und angewidert ausspucken. „Wie soll ich das tun, wenn ich nicht so empfinde? Ihr Menschen seid alles andere als der Schöpfung Krone. Ich habe nur Verachtung für euch übrig. Ich stelle mich nicht auf die Seite eines so schwachen Wesens.“
    „Siehst du? Das ist dein Problem“, warf Eleanor trotz ihrer Angst ein. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott Unterschiede zwischen der Liebe zu seinen Geschöpfen macht. Warum tust du es also?“
    „Weil ich nicht Gott bin!“, stieß Asasel hervor. Dann wandte er sich von Eleanor ab. Von einem Augenblick auf den anderen war er verschwunden, doch Eleanor glaubte noch einige Sekunden lang das Schlagen riesiger Flügel zu hören, während sie noch immer verwirrt die leere Wand anstarrte, an der Asasel eben noch gestanden hatte.
     
    Raphael fand Eleanor auf ihrem Bett kauernd. Sie hatte die Knie angezogen und die Arme um die Beine gelegt. Sie schien ihn kaum wahrzunehmen, als er den Raum betrat und starrte unverwandt an die gegenüberliegende Wand, so als glaubte sie dort noch immer den Engel sehen zu können, der sie besucht und hier zurückgelassen hatte.
    „Was hast du?“, flüsterte Raphael besorgt, während er auf sie zueilte, vor ihr auf die Knie ging und sanft ihre Hände ergriff.
    „Er war hier. Asasel“, hauchte Eleanor.
    Raphael versteifte sich. Eine Weile sagte keiner von beiden ein Wort. Schließlich war es Raphael, der die Stille durchbrach.
    „Was ist geschehen? Hat er dich bedroht?“
    Eleanor runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    „Er… er wollte wissen, wie ich Samael befreit habe. Ich konnte es ihm nicht sagen. Ich habe versucht ihm zu erklären, dass Samael sich selbst befreit hat, als er die Wahrheit um Gottes Prophezeiung und seine Rolle in all diesen Geschehnissen erkannte. Ich wollte ihm klarmachen, dass Samael sich von allein gegen den Hass gewehrt hat, der ihn zerfraß. Doch das hat ihm nicht gereicht.“
    „Nicht gereicht? Wie meinst du das?“
    Endlich blickte Eleanor Raphael an und ihr Gesicht war voll Sorge und Mitleid. „Er hat vollkommen verstanden, was ihn von Gott und dem Himmel trennt. Aber er kann sich nicht davon frei machen. Sein Hass auf die Menschen ist so übermächtig, dass er nicht dagegen ankommt.“
    „Was hast du erwartet?“, warf Raphael mit seltsam brüchiger Stimme ein. „Asasel war schon immer einer der fanatischsten Menschenhasser unter den gefallenen

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