Koenig der Vampire II - Boeses Blut
konnte.
Also sprintete er die Treppe herunter. Gerade wollte er zur Tür heraus, als Etienne ihn rief.
„Was?“, fragte Dorian unbeherrscht.
„Wo willst du hin?“
„Hab was zu erledigen", gab er knapp zurück.
„Dauert das wieder die ganze Nacht?“
„Und wenn schon, was kümmert dich das?“, Dorian kniff die Augen zusammen und musterte Etienne.
„Ich frag ja nur!“, wehrte dieser sich.
„Dann lass es!", fauchte Dorian.
„Einen Rat, mein Freund. Manche Dinge kann man nicht wieder rückgängig machen", sagte Etienne und drehte sich um.
Dann tappte er bloßen Fußes die Treppe hinauf.
Dorian sah ihm nach.
Was sollte das denn jetzt?, fragte er sich.
Den Kopf schüttelnd zog er die Haustür hinter sich zu und fuhr zu Lisa.
Sie hatte ihm ihre Adresse auf sein Handy geschickt, er hoffte nur, dass sie auch stimmte. Allerdings konnte sie sowieso nicht davonlaufen. Er war sich sicher, er würde sie immer wieder finden. Und dann würde er sie an Vincent ausliefern. Auch wenn ihm bei dem Gedanken daran schlecht wurde.
Die Adresse stellte sich jedoch als richtig heraus, anscheinend zumindest. Lisa lehnte neben der Haustür. In Jeans und Bluse wirkte sie sehr gesittet im Vergleich zu ihrem Discodress. Die roten Haare hatte sie sich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Das Gesicht wurde teilweise von einer großen Sonnenbrille verdeckt und sie war nicht geschminkt.
Dorian hielt den Wagen am Straßenrand und stieß die Beifahrertür auf.
„Hallo", begrüßte er sie kurz.
„Hi“, gab sie zurück und stieg ein. „Es war dein Ernst, nicht wahr? Wir fahren zu einem Seelenklempner.“
„So ist es. Du hast mir nicht geglaubt, hm?“, gab er zurück.
„Ja, nein. Ach ich weiß nicht.“
Lisa sah aus dem Seitenfenster. Sie wollte ihn nicht ansehen müssen. Ihre Sucht war ihr peinlich. Und sie wusste nicht, ob sie bereit wäre, das aufzugeben. Clean zu werden. Weil es das Einzige war, dass ihr Innerstes zusammenhielt. Und sie wollte nicht zerbrechen.
Seit Dorian sie ertappt hatte, ging er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie war nie besonders vorsichtig, wenn sie sich einen Menschen schnappte. Durch die heiße Erinnerung, die sie ihnen in den Kopf pflanze, schützte sie sich vor dem entdeckt werden. Dass ein anderer Vampir sie beobachten würde, oder könnte, war ihr dabei nie in den Sinn gekommen. Und dass dann ausgerechnet diese Sünde von einem Kerl sie ertappt hatte, brachte sie um den Verstand. Er verkörperte alles. Macht, Kraft, Wissen, Sex.
Sie war schon ein Junkie, sich von einer weiteren Sucht einfangen zu lassen hatte sie nicht vor. Aber Dorian könnte ihr in dieser Richtung gefährlich werden. Abstand halten war zwingend geboten.
Lisa fragte sich, ob es gut war, dass ausgerechnet er sie ertappt hatte. Er gehörte zu den engsten Leuten, die König Vincent umgaben. Lebte mit ihm in einem Haus. War sie nun unter offizieller Beobachtung? Oder half Dorian ihr aus freien Stücken? Es könnte auch ein Test sein. Vermutlich würde sie dem König vorgeführt, wenn sie ihre Finger nicht von den Menschen lassen konnte. Und sie hoffte sehr, dass es nicht dazu kam. Auch wenn ihr Leben nicht gerade rosig war, hing sie doch sehr daran.
Dorian sah Lisa immer wieder an. Sie starrte aus dem Fenster, schien gänzlich in ihre Gedanken versunken. Wäre er gläubig, würde er für sie beten. Dass ihre Seele wieder heilte. Er kannte sie kaum, doch er befand, es sei ein unersetzlicher Verlust, würde er sie Vincent aushändigen. Er wollte gar nicht wissen, wie es ihr bei Albert, dem verräterischen Vampirfürsten, ergangen war. Anscheinend nicht gut, sonst wäre sie nicht davon gelaufen.
Er wollte sie aufheitern.
„Du solltest wissen, dass Vincent es genossen hat, Albert zu töten. Für seinen Verrat an unserem König hatte er diese Strafe mehr als verdient. Und sein Tod war nicht schön.“
Lisas Kopf fuhr herum.
„Der König hat ihn umgebracht?“
„Ja, das tat er. Mit Genuss. Albert hatte einen großen Plan gehabt, Vincent und seine Königin vom Thron zu stoßen, er wollte für sich selbst den Thron. Aber es gab eine Zeugin, die seine hinterhältige Tat beobachtet hatte, so ist er aufgeflogen. Für diesen Hochverrat verdiente er nur den Tod.“
Lisa atmete erleichtert auf. Weg! Albert war endgültig weg. Aber half ihr das?
„Es ist beruhigend, dass er nicht mehr lebt. Er hatte den Tod mehr als verdient“, und damit meinte sie nicht nur den geplanten Verrat.
Es gab noch viel mehr Gründe.
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