König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
auskommen, nicht wahr?“
„Natürlich“, gab Paulina zurück.
Die Geste fand sie überraschend, erwiderte die Umarmung jedoch.
Anna schmunzelte.
„Also, wenn ich jemanden als Begleitung zum Shopping suche, wende ich mich an euch beide“, meinte sie und tätschelte Paulina die Schulter.
„Klar! Ich brauche noch Ballettschuhe“, erklärte Paulina dann.
„Ja. Ich glaube deine haben wir liegen gelassen. Und die Reinigungsmannschaft, die Vincent geschickt hat, wird nichts übrig gelassen haben. Offiziell seid ihr übrigens weggezogen, Paulina“, erklärte Eli und löste sich von ihr.
„Habt ihr meine Eltern beerdigt?“
Vincent räusperte sich.
„Nein, nicht in diesem Sinne. Das Virus von dem Wolf war in ihnen. Daher mussten sie verbrannt werden. Die Asche haben wir im Wind verstreut, entschuldige.“
Paulina sah ihn erstaunt an.
„Tja, das ist genau das, was die beiden immer wollten. Sie haben mir immer gesagt, wenn sie einmal sterben, dann wollen sie kein Grab, das gepflegt werden muss. Sie wollten verstreut werden. Also habt ihr, ohne es zu wissen, ihrem Wunsch entsprochen“, erklärte sie.
„Da bin ich ja beruhigt“, meinte Vincent.
„Du sagtest, du brauchst neue Schuhe. Ich möchte meine Wohnung ausräumen. Dann können wir beides zusammen erledigen“, wendete sich Anna an Paulina.
„Ja. Ich komme gerne mit. Ich kann auch tragen helfen, auch wenn ich nicht so aussehe“, sagte sie lächelnd.
„Das glaube ich gerne. Du bist wahrscheinlich um einiges stärker, als vorher. Als du noch ein Mensch warst“, sagte Eli zu ihr.
„Etwas zum Anziehen wäre auch nicht schlecht. Ich habe nur das, was ich gerade trage“, gestand sie.
Und das war nicht wirklich alltagstauglich. Leggins, ein enges Shirt, Strickweste. Keine Socken. Sie war ja vom Training gekommen, als das alles passiert war.
Fünfzehn Minuten später saßen die drei Frauen in Nathans Nitro und machten sich auf den Weg. Eli hatte sich ihnen angeschlossen. Sie war nun für Paulina verantwortlich, daher würde sie ihr eine komplette Garderobe kaufen. So wie Vincent es für sie getan hatte. Doch zuerst fuhren sie zu Annas Wohnung. Eli hatte Paulina eine ihrer Sonnenbrillen gegeben und die drei gaben ein komisches Bild ab. Paulina mit dem Sportdress, die große verspiegelte Brille auf der Nase passte überhaupt nicht dazu. Eli trug Jeans und eine Bluse. Mit der tiefschwarzen Brille sah sie geheimnisvoll aus, besonders da ihr blondes Haar das halbe Gesicht verdeckte. Anna trug auch eine Sonnenbrille, da sich viele vor ihren dunklen Augen fürchteten. Ihre Kleidung bestand aus einer schwarzen Stoffhose und einem cremefarbenen Pullover.
Sie parkte vor dem Mietshaus und hoffte, sie würden nicht allzu sehr auffallen. Zum Glück schien tatsächlich die Sonne. Bei einem wolkenverhangenen Himmel sahen die Leute einen immer komisch an, wenn man eine dunkle Brille auf der Nase trug.
„Hier wohnst du also. Oder besser, hast gewohnt“, meinte Eli und sah sich das Haus an.
„Ja. Diese Wohnung war mein Rückzugsort. Perfekt zum Nachdenken. Ich möchte euch warnen. Erstens gibt es nicht viel, dass ich mitnehmen könnte und zweitens ist es stockduster da drin.“
Als Anna die Wohnungstür aufschloss und vorausging, um einige Kerzen anzuzünden, warteten die beiden an der Tür.
„Ihr könnt jetzt reinkommen!“, rief Anna ihnen zu.
„Wow!“, meinte Paulina. „Das ist ja eine richtige Höhle.“
„Den Eindruck habe ich auch“, stimmte Eli zu.
„Hey, ich bin eine Wölfin“, rief Anna aus dem Nebenzimmer.
Es fühlte sich eigenartig an, zu wissen, dass sie nun zum letzten Mal hier war. Und vor allen, das Wissen, was sie mit Nathan hier erlebt hatte.
Ihr Magen schlug Purzelbäume. Anna presste die Hand auf den Mund und rannte ins Bad. Das wenige Mittagessen, das sie bei Julietta zu sich genommen hatte, landete in der Kloschüssel.
Eli kam zu ihr und strich ihr über den Rücken, reichte ihr ein Tuch.
„So schlimm? Sein Leben umzukrempeln, und alles auf den Kopf zu stellen, ist schon schwierig, was?“, fragte sie.
Anna atmete tief durch. Ihr drängte sich ein Verdacht auf. Doch das konnte wohl kaum möglich sein. Oder, natürlich konnte es möglich sein. Nur weil es das noch nie gegeben hatte, hieß es nicht, dass es nicht wahr sein konnte.
Sie ließ sich auf den Hintern plumpsen und sah Eli an.
„Eli, ich glaube, das ist nicht der Grund.“
Die Königin der Vampire sah sie an, zuerst fragend, dann zeichnete sich
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