König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
gewickelt“, erklärte sie.
„Hui. Dann hoffen wir, dass sie auch heile bleibt“, gab Nathan zurück.
Er als einziger wusste von den harten Vorlieben, die Etienne so hatte. Und das auch nur, weil er Etienne mal mit einer Vampirin zusammen auf einem Klo erwischt hatte. In einer Kneipe. Soweit Nathan hatte sehen können, war die kleine Rothaarige hinterher total zerbissen und mit blauen Flecken übersät gewesen. Und das waren nur die Hautpartien ohne Bekleidung.
Nathan hatte nicht groß nachgefragt, Etienne hatte ihm trotzdem eine knappe Erklärung geliefert. Ich mach's nur so. Das hatte Nathan kommentarlos hingenommen.
„Mach dir keine Sorgen um Paulina, sie weiß, worauf sie sich eingelassen hat“, meinte Anna.
„Sie hat mit dir gesprochen?“
„Ja. Sie sagte, Etienne wollte sie schützen, vor sich.“
„Dann hat sie ihn anscheinend überzeugt, dass er sie nicht beschützen muss.“
„Hmm“, bestätigte Anna vielsagend.
„Und jetzt bringe ich die Tapete rüber ins Zimmer und du legst dich hin, du solltest dich ausruhen.“
„Nathan bitte, ich bin schwanger – nicht krank!“, meinte sie entrüstet.
Er drückte ihr im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange.
„Kleiner Wildfang, das weiß ich doch. Ich meine es nur gut“, sagte er sanft.
Anna sah ihm nach, wie er mit den Tapetenrollen auf den Armen den Flur entlang ging. Sie selbst ging ins Wohnzimmer, eine Runde Zocken wäre jetzt genau das Richtige!
Sie ahnte nicht, dass sie in ein paar Wochen jede Gelegenheit dankbar annehmen würde, in der sie sich setzen, oder hinlegen konnte.
Vierzehntes Kapitel
Die Zeit rannte nur so dahin. Die Einsatzgruppe wurde zum Glück immer weniger gebraucht. Anscheinend hatten sich die Völker mit dem Frieden abgefunden. Bis auf ein paar harmlose Schlägereien blieb es ruhig.
Julietta hatte den Verdacht geäußert, dass Eli sogar den Virus besiegt hatte, der das Eisfieber bei den Wölfen auslöste. Wenn das stimmte, war nicht nur den Wölfen geholfen, sondern auch den Vampiren und Menschen, wie man an Paulinas Beispiel sehen konnte.
Paulina und Etienne waren inzwischen unzertrennlich. Seit er von ihr überrumpelt wurde und sich für sie entschieden hatte, ließ er sie nicht mehr aus den Augen. Sie war momentan das Einzige, was er sah. Keine Visionen – ob zum Glück oder Pech vermochte er nicht zu sagen.
Heute war wieder eine Untersuchung für Anna fällig. Schon die zehnte.
Paulina sah Anna von der Seite an.
„Also wirklich, wenn deine Kugel noch weiter wächst, dann platzt du!“, meinte sie scherzhaft.
„Da muss ich ihr Recht geben“, bestätigte Eli lachend.
Annas Bauch war schon um einiges angewachsen, die Zwillinge wuchsen in rasendem Tempo. Wolfstypisch.
„Ich hoffe, die Schwangerschaft dauert wirklich nur so lange wie bei anderen Wölfinnen. Der Doc hat es vermutet, aber er kann es wirklich nicht genau sagen. Dann bleiben trotzdem noch neun Wochen“, stöhnte sie auf.
Schwerfällig stand sie vom Sofa auf. Ihr Umfang hatte letzte Woche bei achtzig Zentimetern gelegen, jetzt waren es sicher noch einmal zehn mehr.
Nathan kam ins Wohnzimmer geschlendert und beobachtete Anna bei ihrem mühsamen Aufstehen.
„Brauchst du Hilfe, meine süße Rumkugel?“, fragte er neckend.
„Geht schon“, gab sie pampig zurück.
Sie hasste es, wenn er sie so nannte.
Allerdings meinte er es wirklich nicht böse. Ganz im Gegenteil, er fand sie wundervoll mit dem Bauch. Er war fasziniert davon, rieb sie jeden Morgen und jeden Abend mit duftendem Öl ein. Und sehr häufig endete diese Wellnessmassage sehr erotisch.
Nathan beobachtete seine Frau. Für ihn war sie es, auch wenn sie im eigentlichen Sinne gar nicht verheiratet waren.
Obwohl sie dieses Gewicht zu tragen hatte, bewegte sie sich noch immer grazil. Fand er. Mit jedem Zentimeter, den sie zulegte, fand er sie sinnlicher. Und wie jede Woche freute er sich auf den Arzttermin, weil er dann seine Kinder sehen konnte.
Die Prozedur war jedes Mal gleich. So auch heute. Wiegen, Blutdruck messen, Bauch messen, Blut abnehmen. Dann die gynäkologische Untersuchung, die Anna furchtbar fand, wie Nathan wusste. Der Höhepunkt – der Ultraschall.
„Wollen wir doch mal sehen, ob sich die zwei heute zeigen“, bemerkte der Arzt und schmierte großzügig Gel auf Annas Bauch.
Seit zwei Wochen schon versuchte er das Geschlecht zu erkennen, doch die Zwillinge versteckten sich immer.
Anna sah zu Nathan, der den kleinen Bildschirm anstarrte.
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