Koenigin der Meere - Roman
mir noch sagen, wo du damals den Rubin versteckt hast«, flüsterte sie schläfrig.
»Ich habe ihn von der Kette gerissen und verschluckt, als ich an Deck kam und dich sah«, flüsterte Jean zurück.
»Und dann?« Anne war mit einem Mal wieder hellwach und griff nach dem Edelstein.
»Dann ist er auf natürlichem Wege wieder herausgekommen«, antwortete ihr Mann wahrheitsgemäß. Für den Bruchteil einer Sekunde war Anne sprachlos, dann lachte sie schallend.
»Du bist ja eine richtig gute Partie! Man stelle sich vor, ich habe einen Mann geheiratet, der Rubine sch…« Jean legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen.
»Madame de Vevre, ich muss doch sehr bitten! Sie sind nicht auf einem Piratenschiff! Hüten Sie Ihre Zunge!«
Epilog
»Man fragt ums Was und nicht ums Wie , Ich müßte keine Schiffahrt kennen, Krieg, Handel und Piraterie, Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.«
Johann Wolfgang von Goethe
Faust, der Tragödie zweiter Teil
1700 ließ Ludwig XIV. seinen Enkel Philipp V. als spanischen König ausrufen und bestätigte gleichzeitig dessen Anspruch auf den französischen Thron. Kaum war die Entscheidung des Sonnenkönigs öffentlich geworden, regte sich heftiger Protest in den Nachbarstaaten. England, die Generalstaaten und der Kaiser von Österreich verbündeten sich und erklärten Frankreich den Krieg.
Erst 1713/14 beendeten die Verhandlungen von Utrecht, Rastatt und Baden den Spanischen Erbfolgekrieg. Als die Friedensverträge unterzeichnet waren, wurden Hunderte hungriger Seeleute aus dem Dienst der Marine entlassen. Sklaverei und Fronarbeit machten es für die meisten ehemaligen Matrosen unmöglich, auf den Westindischen Inseln eine ehrliche Arbeit zu finden.
Während des Krieges hatten die Veteranen, ausgestattet mit Kaperbriefen, mit offizieller Genehmigung ihrer jeweiligen Monarchen, geraubt und getötet. Jetzt konnten die Regenten die Dienste der Freibeuter nicht mehr nutzen und drängten sie damit in die Illegalität.
Erstmals seit hundert Jahren segelten in der Karibik wieder die Schiffe der spanischen Schatzflotte. Die Region wurde zu einer
Pfründe für die Beutezüge der Seeräuber. Korrupte Gouverneure und ihre bestechlichen Beamten machten es den Männern leicht, die gestohlenen Waren an Land zu verkaufen.
Allein auf den Inseln Hispaniola, heute Haiti, und Tortuga vermuteten Zeitzeugen zwischen drei- und viertausend Piraten.
Keine andere Form der Räuberei hat die Phantasie so beflügelt wie die Piraterie, deren goldene Zeit Historiker zwischen 1690 und 1730 ansiedeln.
Die wirkliche Blütezeit dauerte jedoch nur eine Dekade. Es waren insbesondere die Jahre 1714 bis 1724, in denen die legendären Kapitäne Teach, alias Blackbeard, Bellamy, Roberts, Condent, Bonnet, Hornigold und Vane dem einträglichen Geschäft der Seeräuberei nachgingen.
Der erfolgreichste unter ihnen, Bartholomäus Roberts, plünderte zwischen 1719 und 1722 mit seiner Mannschaft vierhundert Schiffe.
In eben dieser Zeit behaupteten sich Anne Bonny und Mary Read in der meist von Brutalität und Alkohol geprägten Männerwelt der Piraten.
In den Spelunken und Tavernen der karibischen Häfen sprachen Seeleute aus aller Welt voller Bewunderung von ihren Abenteuern.
Die beiden furchtlosen Frauen erlangten eine solche Popularität, dass die Regierung von Jamaika ihnen später sogar eine Briefmarke widmete.
Zwischen 1818 und 1822 trieb an der Küste Südamerikas ein Pirat namens William Read sein Unwesen. Seine Schonerbrigg hatte den Namen Dear Mary. Bis heute ist nicht geklärt, ob es sich bei William Read um einen Nachfahren der Piratin Mary Read handelte.
Dank
Ein herzliches Dankeschön meinem Lektor, Christian Rohr, dessen Vorschläge und Anmerkungen wesentlich zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Meiner Agentin Karin Graf und ihrem Team möchte ich danken für die konstant engagierte Betreuung und wunderbare Zusammenarbeit. Ich weiß sehr zu schätzen, was ihr für mich tut!
Mein ganz besonderer Dank gilt Dir, lieber Josef, ohne Dich wäre das alles gar nicht möglich.
1. Auflage
Copyright © 2009 by C. Bertelsmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlaggestaltung:
R·M·E Roland Eschlbeck und Rosemarie Kreuzer
eISBN 978-3-641-05161-7
www.cbertelsmann.de
www.randomhouse.de
Weitere Kostenlose Bücher