Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
geheim halten?«
»Das werden wir nicht. Sie hat ein Recht, es zu wissen. Ich werde es ihr sagen, sie soll es von mir hören.« Hoffentlich fand sie die richtigen Worte.
Doch als sie auf der Suche nach ihrer Freundin in den Hof trat, begegnete ihr Owen.
»Lady Aurora.« Er beugte sich über ihre Hand. »Gerade wollte ich nach Euch schicken lassen.«
»Ich stehe stets zu Eurer Verfügung, Prinz.«
»Dann tut mir den Gefallen und reitet mit mir aus. Ich war den ganzen Morgen über mit Staatsangelegenheiten beschäftigt und sehne mich nach einem flotten Galopp und Eurer bezaubernden Gesellschaft.«
»Nichts wäre mir lieber. Kann ich Euch in einer Stunde treffen, damit mir meine Zofe beim Ankleiden behilflich sein kann?«
»Ich warte voller Ungeduld.«
Sie knickste, warf ihm ein bedeutungsvolles Lächeln zu und eilte davon. Cyra war in der Küche. Ihre großen Augen glänzten vor Begeisterung ob der Dinge, die sie in Erfahrung gebracht hatte.
»Ich brauche dich«, sagte Aurora kühl und wandte sich ab, sodass Cyra ihr nachlaufen musste.
»Ich habe alles herausgefunden, was …«
»Nicht jetzt«, warnte Aurora, für die anderen unhörbar. »Ich reite mit dem Prinzen aus«, verkündete sie sodann deutlich vernehmbar. »Dafür brauche ich mein rotes Reitkleid, und zwar schnell.«
»Ja, Herrin.«
Nur Aurora vernahm Cyras unterdrücktes Kichern, als sie zum Schlafgemach vorauslief. Hoffentlich hörte sie es nicht zum letzten Mal.
»Und zwar schnell«, äffte Cyra sie lachend nach, als Aurora die Tür geschlossen hatte. »Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht laut herauszuplatzen. Aurora, ich
habe jede Menge Dinge in Erfahrung gebracht. Die Küche ist ein fruchtbarer Grund.«
»Cyra, setz dich. Ich muss mit dir reden.«
Ihr Ton ließ Cyra, die Auroras rotes Kleid aus der Truhe geholt hatte, aufsehen. »Reitest du denn nicht mit Owen aus?«
»Nein. Das heißt, ja.« Aurora zerrte an ihrem Haar. »In einer Stunde.«
»Das ist knapp, wenn du richtig ausstaffiert sein willst. Eine Dame von deinem Stand trägt ihr Haar anders, wenn sie ausreitet, damit es zum Kopfputz passt. Wir fangen am besten gleich an und tauschen unsere Neuigkeiten aus, während ich dich frisiere. Oh, Aurora, meine Geschichte ist so romantisch.«
»Cyra.« Aurora nahm das Kleid und warf es beiseite, damit sie Cyras Hand nehmen konnte. »Ich habe von Eton gehört.«
»Eton? Was ist mit Eton? Er ist doch mit Gwayne im Norden, als Kundschafter.« Die rosige Farbe auf ihren Wangen erstarb, und ihre Finger zitterten in Auroras Hand. »Ist er tot?«
»Nein, aber verwundet.«
»Ich gehe zu ihm. Ich muss zu ihm.«
»Das kannst du nicht, Cyra.« Sie drückte ihre Freundin auf einen Stuhl und ging vor ihr in die Hocke. »Eton und fünf andere wurden von Lorcans Soldaten festgenommen. Er wurde dabei verletzt, wie schwer weiß ich nicht. Jetzt liegt er hier im Verlies.«
»Er ist auf der Burg? Jetzt? Und er lebt?«
»Ja. Sie werden ihn befragen. Weißt du, was das heißt?«
»Folter!« Cyra schloss die Augen. »Oh, mein Liebster.«
»Im Augenblick kann ich nichts für ihn tun. Wenn ich es versuche, könnten wir dabei alles verlieren. Es tut mir Leid.«
»Ich muss ihn sehen.«
»Das ist zu gefährlich.«
»Ich muss es riskieren. Die Küche schickt Essen für das Gericht und die Wärter ins Verlies, und die Gefangenen bekommen unsere Abfälle. Ich werde mit einer der Mägde tauschen. Wenn er mich sieht, wird er Hoffnung schöpfen, das wird ihm Kraft geben. Er würde dich nie verraten, Aurora, und ich auch nicht. Er ist stolz darauf, dir zu dienen, genau wie ich.«
Aurora traten Tränen in die Augen. Sie verbarg ihr Gesicht in Cyras Schoß. »Die Vorstellung, dass er dort liegt, ist mir unerträglich.«
»Dann denk nicht daran.« Cyra strich Aurora über das Haar und wusste, dass sie selbst an nichts anderes denken würde. »Ich werde für ihn beten. Du wirst eine gute Königin sein, weil du um einen Mann weinen kannst, wenn so viel von dir abhängt.«
Aurora hob den Kopf. »Ich habe solche Angst. Die Zeit ist nahe, und ich fürchte mich davor, dass ich versagen und sterben könnte. Dass andere für mich sterben könnten.«
»Wenn du keine Angst hättest, wärst du wie Lorcan.«
Aurora fuhr sich über die Augen. »Wieso?«
»Er kennt keine Furcht, weil er nicht weiß, was Liebe ist. Wer solchen Schmerz verursacht, kennt weder Angst noch Liebe. Seine einzige Triebfeder ist die Gier.«
»Cyra, meine Schwester.« Aurora nahm
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