Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
um den Mann, den sie liebte – waren zu Eis erstarrt. Sie schrie nicht vor Schmerz, obwohl die Qual nahezu unerträglich war. Denn sie war mehr als eine Frau, mehr als eine Zauberin.
Sie war die Königin.
Ihr Pferd stapfte mit sicherem Schritt durch den Schnee, treu wie der Mann, der schweigend neben ihr ritt. Und sie würde die Treue des braven Gwayne brauchen, denn sie wusste, was kommen würde, was sie nicht aufhalten konnte. Obwohl sie ihren geliebten Rhys nicht hatte sterben sehen, hatte sie gespürt, wie das Schwert des Thronräubers ihn niederstreckte. In ihrem kalten, zerschmetterten Herzen war sie bereit für das, was ihr bevorstand.
Sie unterdrückte ein Stöhnen, als der Schmerz ihren Körper schier zerriss, presste den fliegenden Atem durch die Zähne, bis die Pein nachließ und sie wieder sprechen konnte, um das Schweigen zu brechen. »Du hättest ihn nicht retten können. Und ich auch nicht.« Tränen brannten in ihren Augen,
die sie mit aller Macht unterdrückte. »Du hast ihm und mir gedient, indem du seinen letzten Befehl befolgt hast. Es tut mir Leid, dass ich es dir so schwer gemacht habe.«
»Ich bin ein Mann der Königin, Herrin.«
Sie lächelte ein wenig. »Und das wirst du immer sein. Dein König hat an mich gedacht, selbst in der Hitze der Schlacht galten seine Gedanken mir und unserer Welt. Und unserem Kind.« Sie presste eine Hand gegen ihren schweren Leib, in dem ein neues Leben heranwuchs. »Sie werden in Liedern von ihm erzählen, noch lange nachdem …« Der Schmerz ließ sie aufkeuchen. Unwillkürlich fasste sie sich an die Lenden.
»Ihr könnt nicht reiten, Herrin!« Gwayne griff ihr in die Zügel, um das Pferd zu beruhigen.
»Ich kann und ich werde.« Die grünen Augen in ihrem schneeweißen Gesicht funkelten grimmig entschlossen. »Lorcan wird mein Kind nicht finden. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Wir werden ein Licht sehen.« Erschöpft ließ sie sich auf den Hals ihres Pferds sinken. »Du musst nach dem Licht Ausschau halten und uns zu ihm führen.«
Ein Licht, dachte Gwayne, während sie durch den Wald ritten. Es dunkelte bereits, und sie waren meilenweit von der Stadt der Sterne, von jeder ihm bekannten Siedlung entfernt. In diesen Wäldern lebten nur Elfen und Kobolde. Was konnten diese Geschöpfe einer Frau nutzen, deren Stunde nahte, selbst wenn sie Königin war?
Und doch hatte sie ihm befohlen, sie in den Wald der Verlorenen zu führen. Zuerst hatte sie sich gewehrt, als er sie auf Befehl des Königs aus der Burg schaffte. Er hatte sie mit Gewalt auf ihr Pferd heben und dieses mit einem Peitschenhieb davonjagen müssen.
Sie flohen vor der Schlacht, vor dem Gestank des Qualms und des Blutes, vor den Schreien der Sterbenden. Und obwohl er auf königlichen Befehl handelte, kam er sich wie ein Feigling vor, weil er lebte, während sein König, seine Leute, seine Freunde starben.
Doch sein Schwert, sein Schild, sein Leben gehörten der Königin. Sie musste er schützen. Sobald sie in Sicherheit war, würde er umkehren, um den Mörder Lorcan zu töten, auch wenn es ihn selbst das Leben kosten sollte.
Ein Wispern lag in der Luft, doch es war nicht der Wind. Da es keine menschliche Stimme war, sorgte er sich nicht. Er fürchtete keine Zauberkraft, Menschen dagegen sehr wohl. Lorcan mochte sich bei seinem hinterhältigen Angriff der Magie bedient haben, aber die Ausführung hatten Menschen übernommen. Lügen und Hexerei hatten ihm die Türen geöffnet, ihm unter der Fahne des Verhandlungsführers den Weg in die Festung gebahnt.
Und während der ganzen Zeit hatten seine Männer – jene, die nicht weniger verderbt waren als er, und jene, die er von den Enden der Welt zu sich gerufen und bezahlt hatte, damit sie für ihn kämpften – das Blutbad vorbereitet.
Krieg konnte man es nicht nennen, dachte Gwayne bitter, wenn Männer Frauen die Kehle durchschnitten, Unbewaffnete rücklings erstachen, aus reiner Lust mordeten und brandschatzten.
Er warf einen Blick auf die Königin. Ihre Augen starrten geradeaus, aber sie schien ihn nicht zu sehen, als wäre sie in Trance versunken. Er fragte sich, warum sie die Täuschung, das Blutbad nicht vorhergesehen hatte. Zwar hielt er selbst nicht viel von Hexerei, aber hätte nicht jemand, in dessen
Adern das Blut des Zauberers floss, zumindest eine Vorahnung haben müssen?
Vielleicht hatte es etwas mit ihrem Zustand zu tun. Von schwangeren Frauen verstand er ebenso wenig wie von Magie. Er hatte nie geheiratet und es auch nicht
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