Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
einer Geste seiner Hand scheuchte er den Verwundeten fort. Dann legte er Owen den Arm um die Schultern. »Ich bin stolz auf dich.«
»Er war kaum der Mühe wert.« Owen musterte den Blutfleck auf seiner Klinge, bevor er das Schwert in die Scheide rammte. »Wie langweilig, keine echte Herausforderung zu haben.«
»Komm, die Gesandten haben die Steuern aus allen Winkeln des Reiches gebracht. Bevor ich mich darum kümmere, muss ich mit dir sprechen. Es gibt Gerüchte über Aufstände im Norden.«
»Im Norden leben nur Bauerntölpel und Hinterwäldler, die darauf warten, dass Draco seinen Berg verlässt.« Owen warf einen Blick auf den hohen Gipfel und schnaubte verächtlich. »Ein Bataillon Soldaten, das die Hütten niederbrennt und ein paar Hexen auf dem Scheiterhaufen röstet, dürfte ausreichen, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.«
»In den Gerüchten heißt es, die Prophezeiung solle sich erfüllen.«
Owen verzog den Mund und packte den Griff seines Schwertes. »Vielleicht muss man ein paar Leuten die Zunge herausschneiden. Das ist Hochverrat, der ausgemerzt werden muss. Das Volk darf nicht vergessen, dass Twylia nur einen König hat.«
»Das wird es auch nicht. Die Gesandten bringen neben den Steuern auch sechs gefangene Rebellen. Sie werden im Rahmen deiner Verlobungsfeierlichkeiten abgeurteilt und hingerichtet werden. Bis dahin wird das Gericht sie … befragen. Wenn es sich um mehr als vage Gerüchte handelt, werden wir sie zum Schweigen bringen.«
Sie betraten die Burg und schlenderten durch die große Halle. »Unterdessen gehen die Vorbereitungen für die Festlichkeiten weiter. Du musst dich innerhalb einer Woche entscheiden.«
Im Thronsaal angelangt, nahm sich Owen eine Pflaume aus einer Schale und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »So viele Pflaumen.« Er biss in die Frucht und lächelte. »So reif und so schmackhaft.«
»Du darf dich bei deiner Wahl nicht nur von einem hübschen Gesicht leiten lassen. Wenn dich nach einer verlangt, holst du sie dir eben in dein Bett. Du bist der Prinz und wirst König sein. Deine Lust kannst du mit jeder stillen, aber deine Königin muss dir Söhne gebären.«
Lorcan schenkte sich Wein ein und setzte sich ans Feuer, das eigens für ihn so früh am Tag entzündet wurde. »Starke Söhne, Owen. Deshalb musst du eine Frau wählen, die mehr als eine hübsche Hülle ist. Hat eine vor deinen Augen Gnade gefunden?«
»Eine oder zwei.« Owen zuckte die Achseln. »Die Neue interessiert mich. Ihr kecker Blick gefällt mir.«
»Sie würde eine reiche Mitgift in die Ehe bringen«, überlegte Lorcan. »Und die Ländereien ihres Vaters sind wertvoll. Jung und schön ist sie auch. Sie käme also in Betracht.«
»Die Ehe würde den Westen an uns binden. Utes Land grenzt im Norden direkt an die Berge, eine strategisch gute Lage.«
»Ja, durchaus.« Lorcan stützte nachdenklich das Kinn in die Hand. »Im Westen gibt es noch Nester, in denen sich das Reich der Magie hält. Zu viele Leute sprechen unbehelligt von Dracos Zauber und der Prophezeiung. Wir
müssen unser Auge auf den Nordwesten richten und Verrat im Keim ersticken, bevor ein Flächenbrand entsteht.«
»Lady Auroras Vater scheint leidend zu sein.« Owen biss erneut von seiner Pflaume ab. »Nach der Hochzeit könnte sich sein Gesundheitszustand verschlechtern. Wenn wir ein wenig nachhelfen, könnte ich in Kürze seine Ländereien, Festungen und Reichtümer erben.«
»Durchaus denkbar«, stimmte Lorcan zu. »Ich werde mir das Mädchen genauer ansehen. Wenn es mir zusagt, wird die Verbindung Ende der Woche beim Maskenball verkündet. Am nächsten Morgen findet dann die offizielle Verlobung statt.«
Owen zog eine Braue hoch. »So bald?«
»Zwei Wochen später heiratet ihr. Bis dahin müssen alle Untertanen ihren Beitrag zur Feier des großen Ereignisses liefern. Der Schäfer seine fettesten Hammel, der Bauer ein Viertel seiner Ernte, der Müller ein Viertel seines Korns und so fort, damit der Haushalt des Prinzen und seiner Braut auch ordnungsgemäß ausgestattet ist.«
Lorcan streckte seine Beine, an denen er immer noch Stiefel trug, in Richtung Feuer aus. »Sollte jemand weder Schafe noch Feldfrüchte noch Getreide besitzen, so muss er seinen ältesten Sohn oder seine älteste Tochter in den Dienst des königlichen Paares geben. Jeder Handwerker wird ein Jahr lang kostenlos arbeiten, damit dein Heim an der Westgrenze standesgemäß ausgestattet wird, wie es sich für deinen Rang geziemt.«
»Manche werden nicht
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