Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
freiwillig geben wollen«, wandte Owen ein.
»Nein, aber wir werden sie dazu bringen, ihre Pflicht gegenüber ihrem König zu erfüllen. Gleichzeitig sorgen
wir dafür, dass sämtliche Gerüchte über irgendwelche Prophezeiungen im Keim erstickt und aufrührerische Kräfte zerstreut werden und stärken unsere Macht im Westen.« Er hob seinen Kelch und trank seinem Sohn zu. »Ja, so könnte es gehen.«
Mit demütig gebeugtem Haupt eilte Rohan an den Wachen vorbei, als müsste er einen dringenden Auftrag für seine Herrin erledigen. Sein Herz kochte vor Wut, in die sich nagende Sorge mischte. In der den Frauen vorbehaltenen kleineren Halle nahm Aurora mit den anderen Damen ihren Rosenblütentee ein und plauderte über die neueste Mode und den bevorstehenden Maskenball.
»Darf ich Euch einen Augenblick unterbrechen, Herrin?«
Wie es ihrer Rolle entsprach, warf Aurora ihm einen gelangweilten Blick zu. »Ich bin beschäftigt.«
»Ich bitte um Verzeihung, Herrin, aber die bestellten Spitzen sind eingetroffen.«
»Einen ganzen Tag zu spät.« Sie setzte ihre Tasse ab und erhob sich kopfschüttelnd. »Wahrscheinlich taugt die Qualität ohnehin nichts«, meinte sie zu den Frauen in ihrer Nähe. »Wir werden sehen, was sich damit anfangen lässt. Lass alles in meine Gemächer bringen, ich komme sofort.«
Sie folgte ihm, ohne das Wort an ihn oder Rhiann zu richten, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
»Spitzen.« Mit einem tiefen Seufzer schenkte sie sich einen Schluck Bier ein, um den süßlichen Geschmack des Rosenblütentees loszuwerden. »Wie tief bin ich gesunken!«
»Lorcans Gesandte sind heute mit den Steuern eingetroffen,
die sie in allen Gegenden des Landes eingetrieben haben.«
Aurora presste die Lippen zusammen. »Er wird sie nicht lange behalten.«
»Sie führen sechs Gefangene bei sich.«
»Gefangene? Was für Gefangene?«
»Angeblich Rebellen, aber vier von ihnen sind nur Bauern, von denen einer alt und verkrüppelt und ein weiterer noch ein halbes Kind ist. Die anderen beiden wurden erwischt, als sie Lorcans Leute ausspähen wollten. Einer davon ist Eton.«
Aurora ließ sich langsam auf einen Stuhl sinken, während Rhiann nur mühsam einen Aufschrei unterdrückte. »Unser Eton? Cyras Verlobter?«
»Eton ist verwundet und wurde wie die anderen Gefangenen ins Verlies geworfen.« Hilflos ballte er die Hände zu Fäusten. »Sie sollen verhört werden.«
»Gefoltert«, flüsterte Aurora.
»Es heißt, sie würden binnen einer Woche wegen Hochverrats hingerichtet. Zuerst ausgepeitscht und gebrandmarkt, dann gehängt.«
»Fasse dich, Rhiann«, befahl Aurora, als die Frau zu weinen begann. »So weit wird es nicht kommen. Warum wurden sie gefasst, Rohan? Und wieso wirft man ihnen Hochverrat vor?«
»Das kann ich nicht sagen. Unter den Dienstboten gehen Gerüchte um, dass sich die Prophezeiung erfüllen soll.«
»Und deswegen schlägt Lorcan zuerst zu.« Es hielt sie nicht mehr auf ihrem Stuhl, wenn sie an die Verliese dachte. Unruhig ging sie im Zimmer auf und ab. »Wir müssen sie herausholen, und das werden wir. Uns bleibt eine Woche.«
»Du kannst sie nicht eine Woche dort lassen.« Rhiann kamen erneut die Tränen. »Hunger und Folter würden sie umbringen.«
»Ich habe keine Wahl, solange wir nicht bereit sind für den Angriff. Wenn wir versuchen, sie jetzt zu befreien, gibt es keine Garantie dafür, dass uns das gelingt. Und selbst wenn wir erfolgreich wären, wäre Lorcan gewarnt.«
»Vielleicht ist Eton in einer Woche bereits tot«, fuhr Rhiann sie an, »oder schlimmer als das. Gehst du so mit deiner Familie um?«
»Wenn ich dieses Land regieren will, bleibt mir keine andere Wahl, so bitter es auch ist. Soll ich alles aufs Spiel setzen, um ihn zu schützen?«
»Nein«, erwiderte Rohan, bevor Rhiann antworten konnte. »Du tust ihm keinen Gefallen, wenn du ihm Schmerzen ersparst oder gar das Leben rettest und Lorcan deswegen an der Macht bleibt.«
»Versuche, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Er soll durchhalten, bis wir eine Lösung gefunden haben. Schick eine Depesche an Gwayne. Es ist Zeit. Sie sollen sich im Verborgenen bewegen und dürfen nicht gesehen werden. Wie lange werden sie brauchen? Drei Tage?«
»Drei oder vier.«
»Drei«, erklärte Aurora entschlossen. »Ich werde ihn bei seiner Ankunft um Mitternacht am Eingang des Tunnels im Wald erwarten. Bis dahin weiß ich, was zu tun ist.«
»Cyra.« Rhiann fühlte mit ihrer Tochter. »Wie sollen wir es vor ihr
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