Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
benahm wie ein zahmer Hund, während seine Mutter und Schwester an den Thron gekettet waren. Und hinter dem Glas war der Geist seiner anderen Schwester gefangen. »Nein, er konnte weder fortlaufen noch kämpfen. Nicht einmal um seiner eigenen Freiheit willen.«
»Und er hat es nie wieder versucht«, bestätigte Cyra, während sie den Zopf in Auroras Nacken zu einem dicken Knoten rollte. »Er spricht wenig mit anderen und bleibt bei seinen Pferden.«
»Er hat keine Freunde«, sagte Aurora leise, »bis auf ein Mädchen, das er nur aus seinen Träumen kennt, und einen alten Elf. Weil er eine Gefahr für jeden Freund wäre. Also bleibt er allein.«
»Es bricht mir das Herz.« Cyra wischte sich eine Träne von der Wange. »Sie halten ihn für geschlagen – Lorcan, Owen, alle. Aber ich glaube das nicht.«
»Nein.« Aurora erinnerte sich daran, wie sie ihn im Wald mit dem Schwert in der Hand gesehen hatte und wie das kalte Feuer der Kampfeslust in seinen Augen gebrannt hatte. »So ist es nicht. Er hat seinen Stolz begraben und fast sein ganzes Leben lang gewartet, aber er ist nicht geschlagen.« Sie griff hinter sich und nahm Cyras Hand. »Danke, dass du mir das erzählt hast.«
»Ein Mann, der sich um eines anderen willen demütigt, ist größer als der, der kämpft.«
»Stärker und aufrichtiger. Ich habe ihn falsch beurteilt, weil ich nur mit den Augen gesehen habe, nicht mit dem Herzen. Der Wolf ist nicht gezähmt, er belauert seine Beute. Das gibt mir neue Hoffnung.« Sie erhob sich und wandte sich um. »Geh und sieh nach Eton, aber sei vorsichtig, sehr vorsichtig. Wenn du kannst, sag ihm, dass es nicht mehr lange dauern wird. Drei, höchstens vier Tage, dann wird eine Flut die Stadt der Sterne überspülen, in der Lorcan untergehen wird.«
Als sie vor den Spiegel trat, war ihr Lächeln das Lächeln einer Kriegerin. »Nun werde ich mich vor dem Sohn des Teufels drehen und wenden. Mal sehen, wie er mir nutzen kann.«
In der Hoffnung, Thane einen Augenblick lang allein sprechen zu können, eilte Aurora zu den Ställen. Owens und ihr Pferd standen bereits gesattelt vor dem Stall, und Owens Leibwächter hielt den Hengst bereit.
Sie ging zu ihrem Pferd, als wollte sie Sattel- und Zaumzeug überprüfen.
»Du da!« Sie trat an die Stalltür und klatschte gebieterisch in die Hände. »Stalljunge!«
Als Thane nach draußen kam, hielt er den Kopf gesenkt, aber er hob den Blick. Die glühende Empörung, die darin lag, versengte ihr das Herz. »Herrin.«
Sie winkte Thane mit dem Finger auf die andere Seite ihres Pferdes, wo sie vor den Blicken des Leibwächters geschützt waren. Dann beugte sie sich vor, als wollte sie das Sprunggelenk inspizieren. Thane folgte ihrem Beispiel.
»Ich muss mit dir sprechen«, flüsterte sie ihm zu. »Heute Nacht im Stall.«
»Es gibt nichts mehr zu sagen. Du gefährdest uns beide.«
»Es ist dringend.« Sie strich mit den Fingern über seinen Handrücken. »Liebster.«
In diesem Augenblick hörte sie Rüstung und Schwert des Leibwächters klirren, als er Haltung annahm. Sie tätschelte ihr Pferd, richtete sich auf und wandte sich mit einem Lächeln zu Owen um.
»Hat dieser Tölpel Euch belästigt?«, erkundigte sich dieser mit einem verächtlichen Blick auf Thane.
»Durchaus nicht, Prinz. Mein Pferd schien zu lahmen, als wir hier ankamen. Ich wollte mich bei Eurem Burschen nur für die gute Pflege bedanken. Mein Pferd liegt mir sehr am Herzen.« Mit großer Geste griff sie in ihren Beutel und nahm eine Kupfermünze heraus. »Für deine ausgezeichnete Arbeit.« Damit reichte sie Thane die Münze.
»Danke, Herrin.«
»Ihr braucht ihm kein Geld zu geben. Und Eure Worte sind reine Verschwendung.«
»Ich finde, kleine Gaben sind ein Ansporn.« Unauffällig
stellte sie sich zwischen Thane und Owen und strahlte den Prinzen an. »Wie gesagt, mir liegt mein Pferd sehr am Herzen. Würdet Ihr mir beim Aufsteigen helfen? Ich freue mich schon auf einen richtigen Galopp.«
Owen schob den Aufsteigblock beiseite und legte Aurora die Hände um die Taille. Sie stützte sich auf seine Schultern und ließ sich mit einem koketten Lächeln in den Sattel heben.
»Wie stark Ihr seid!« Sie griff nach ihren Zügeln. »Für starke Männer habe ich eine Schwäche.« Noch ein Lächeln, dann schnalzte sie mit der Zunge und flog davon.
Es stellte sich heraus, dass Owen ein mittelmäßiger Reiter auf einem hervorragenden Pferd war. Sie zügelte ihr Tier, damit er mithalten konnte. Trotz der unangenehmen
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