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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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müsst allerdings noch viel lernen, wenn Ihr wollt, dass Laurel Mercat Euch in seinem Haus duldet.«
Mit weit ausholenden Schritten eilte er zur Tür und gab seinen Männern ein Zeichen, die Pferde bereit zu machen.
»Woher wollt Ihr das wissen?«, rief Norman ihm nach.
Er wandte sich um, und in seinen Augen blitzte es, als er sagte: »Weil ich der Laird von Inverleithen bin …
Neffe

    Der Burg von Inverleithen sah man an, dass sie laufend erweitert worden war. Der älteste Teil, ein wuchtiger Wohnturm, stammte aus dem elften Jahrhundert, darum herum gruppierten sich mehrere Gebäude aus den unterschiedlichsten Epochen. Schießscharten und schwarz glänzende Pechnasen ließen darauf schließen, dass die Burg mehreren Angriffen getrotzt hatte.
Das Zimmer, das der Laird ihnen zugewiesen hatte, ließ jeglichen Komfort vermissen. Auf dem Dielenboden lagen nicht ganz saubere Binsen, als Bettvorleger diente ein abgenutztes Fell. Im Kamin brannte jedoch ein Feuer, und die Fenster verfügten über Glasscheiben, so dass es in dem Raum warm und gemütlich war. Zwei Diener schafften eine Holzwanne herein, diese wurde mit heißem Wasser gefüllt, und nie zuvor hatte Antonia ein Bad so sehr genossen wie in diesem Augenblick. Erst als das Wasser abkühlte und sie zu frösteln begann, stieg sie aus der Wanne und hüllte sich in ein großes Laken. Im selben Moment öffnete sich die Tür, und Norman trat ein.
»Wie kannst du es wagen, ohne zu klopfen das Zimmer zu betreten?«, fauchte Antonia. »Ich habe gerade gebadet!«
Ihr nasses Haar glänzte wie schwarzer Samt und kräuselte sich im Nacken, wo ein einzelner Tropfen wie eine Perle herunter rann. Das Laken schmiegte sich eng an ihren Körper und enthüllte mehr, als es verbarg.
Norman schluckte trocken. Das Ziehen in seinen Lenden schob er auf die Tatsache, dass er seit Wochen bei keiner Frau mehr gelegen hatte, ein Zustand, der sich hier im Tal von Minchmuir, in dem der Besitz seines Onkels lag, wohl nicht ändern würde, denn sie befanden sich in völliger Einsamkeit. In der Burg gab es nur zwei Mägde, die beide dick, nicht mehr jung und von denen eine sogar pockennarbig war.
Norman seufzte und tauchte einen Finger in das Badewasser. »Es ist kalt«, stellte er enttäuscht fest. »Nun, egal.«
Antonia beobachtete stirnrunzelnd, wie er sein Hemd auszog und die Hose aufknöpfte. »Du kannst hier nicht baden! Das ist mein Zimmer!«
Norman grinste spöttisch und deutete auf das breite Bett. »Darf ich dich daran erinnern, dass das
unser
Zimmer ist? Mein Onkel glaubt schließlich, wir wären verheiratet.«
»Dafür kann ich nichts!«, gab Antonia zurück. »Warum hast du das bloß gesagt?«
Verwundert über diese Frage schüttelte Norman den Kopf. »Was, glaubst du, hätten die Männer mit dir getan, hätte ich dich nicht als meine Frau ausgegeben? Sie hätten dich für eine Hure gehalten, denn nur eine solche reist allein mit einem Mann durch die Gegend. Ich wollte dich lediglich beschützen und vergaß, dass du ja keinen Schutz brauchst und ihn offenbar auch nicht willst. Bitte, wenn du die Gesellschaft des alten Mannes der meinen vorziehst …«
Antonia schluckte in Anbetracht der Bitterkeit in Normans Worten. »Dann muss ich dir also dankbar sein, dass du mich in diese Situation gebracht hast?« Sie konnte nicht verstehen, was Norman daraufhin in seinen Bart brummte, und wandte sich schnell um, als er die Hose über die Hüften streifte und sich in die Wanne gleiten ließ. Auf dem Bett lag ein Kleid. Ein Diener hatte es gebracht und gesagt, es entstamme dem Besitz der letzten Herrin von Inverleithen. Antonia sprang auf das Bett und schloss die Bettvorhänge um sich, dann schlüpfte sie in das Kleid. Es war aus einfacher dunkelblauer Wolle ohne jeglichen Zierrat, um die Hüften zu weit und zwei Handbreit zu kurz. Dennoch war Antonia glücklich, wieder ein sauberes Gewand anzuhaben. Sie hörte Wasser plätschern, dann rief Norman: »Du kannst wieder vorkommen. Ich bin angezogen.«
Sie spähte durch die Vorhänge und fand seine Aussage zumindest zum Teil bestätigt. Auch Norman hatte eine neue Hose bekommen, die ihm allerdings viel zu eng war. Deutlich konnte Antonia das Spiel seiner Pobacken beobachten, um die sich das Beinkleid spannte. Schnell wandte sie den Blick ab. Norman beugte sich zu einem Spiegel vor und kratzte sich mit einem Messer den Bart ab. Als er fertig war, schlüpfte er in ein frisches Hemd, dann reichte er Antonia seinen Arm.
»Bist du fertig? Der Laird

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