Königin für neun Tage
erwartet uns zum Abendessen.«
Die Wärme in der Halle, die von zwei großen Feuern beheizt wurde, das reichhaltige Essen, der schwere dunkle Wein und die Gewissheit, endlich in Sicherheit zu sein, machten Antonia so müde, dass sie beinahe in ihrem Stuhl einschlief. Mit Verlangen dachte sie an das weiche Bett in ihrem Zimmer. Endlich in einem Bett schlafen! Antonia hatte das Gespräch zwischen den beiden Männern nicht verfolgt, sie wollte nur schlafen. Tagelang …
»Kannst du mir nicht antworten, Antonia?«, brüllte der Laird dicht neben ihrem Ohr.
»Was?« Antonia fuhr hoch und war hellwach.
»Ich fragte, seit wann ihr eigentlich verheiratet seid«, wiederholte Laurel Mercat und sah sie fragend an.
»Schon länger, Onkel, seit mehreren Monaten«, antwortete Norman an ihrer Stelle.
»Dann habt ihr euch vermählt, als Edward noch König von England war?«
»Ähem … ja …«
Norman war verwirrt. Was bezweckte der Laird mit diesen Fragen? Er sollte es gleich darauf erfahren, und Antonias Gedanken an einen ruhigen Schlaf schwanden augenblicklich.
»Dann, mein lieber Neffe, kann ich eure Ehe leider nicht für gültig ansehen. Ihr seid nach dem ketzerischen Glauben getraut worden. Wir befinden uns hier aber in einem katholischen Land, eure Ehe hat also keinen Bestand.«
»Aber Onkel, selbstverständlich sind wir von einem katholischen Priester getraut worden«, log Norman, ohne mit der Wimper zu zucken. »Im Herzen sind wir beide nämlich gute Katholiken. Die Zeremonie erfolgte natürlich in aller Heimlichkeit.«
Laurel Mercat lächelte, man sah ihm an, dass er kein Wort glaubte. »So, so, dann könnt ihr mir sicher die Worte wiederholen, die der Priester gesprochen hat, als er euch zu Mann und Frau vereinigte?«
»Äh … also ich … es ist so lange her …«, stotterte Norman.
»
Sis mortuus mundo, vivens iterum deo
«, sagte Antonia schnell.
Der Laird schlug laut lachend so fest auf die Tischplatte, dass sein Becher mit Wein umkippte und sich die rote Flüssigkeit auf den Fußboden ergoss.
»Antonia, du bist eine gebildete Frau, die des Lateinischen mächtig ist. Gut, gut, nur leider wage ich es in Zweifel zu ziehen, dass bei einer Trauung vom Tod gesprochen wird.«
Antonia biss sich auf die Unterlippe. Verflixt, sie hatte die falschen Worte gewählt, aber auf die Schnelle waren ihr keine anderen eingefallen, zumal sie nie einer katholischen Trauung beigewohnt hatte.
»Aber Onkel, es ist doch völlig gleichgültig …«, versuchte Norman die Situation zu retten, doch der Laird hatte offenbar eine Lösung parat.
»Nun, das ist kein Problem. Zum Glück beherberge ich einen Priester auf Inverleithen. Er wird euch gleich morgen früh erneut trauen, somit wird eure Ehe über jeden Zweifel erhaben sein.«
»Das ist wirklich nicht nötig!« Normans Augen drohten aus den Höhlen zu quellen. »Was bedeuten schon die Worte eines Priesters, wenn man sich von Herzen liebt?« Antonia wurde es bei dieser Lüge beinahe schlecht. »Ich glaube nicht, dass Antonia und ich …«
Die Augen des Lairds verengten sich, plötzlich war seine Freundlichkeit wie weggeblasen. Er stützte sich auf die Tischplatte und beugte sich so weit zu Norman hinüber, dass ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren.
»
Neffe
, wie du weißt, habe ich keine Verwandten und somit keinen Erben für den Besitz. Es ist dir sicher nicht entgangen, dass Inverleithen über einen gewissen Wohlstand verfügt. Ich bin geneigt, dir zu glauben, dass du mein einziger noch lebender Angehöriger bist, aber ich werde mein Hab und Gut nur einem Mann hinterlassen, dessen Ruf frei von allen Zweifeln ist. Du verstehst? Ich kann es nicht dulden, dass mein Neffe mit einer Frau das Bett teilt, mit der er nicht nach den Gesetzen der katholischen Kirche vermählt ist. Wenn du ablehnst, kannst du noch heute die Burg verlassen, und ich möchte dich niemals wiedersehen!«
»Das könnt Ihr nicht machen, Mylord!« Antonia sprang so schnell auf, dass ihr Stuhl polternd auf den Boden fiel. »Wir würden bei dem Wetter unweigerlich erfrieren.«
Laurel Mercat taxierte sie mit einem lauernden Blick, seine Stimme triefte vor Spott, als er sagte: »Ich habe nichts davon gesagt, dass
du
gehen sollst. Im Gegenteil. Wenn ihr nicht richtig verheiratet seid, besteht kein Grund, warum ich dich nicht freien sollte. Es ist an der Zeit, sich nach einer neuen Frau umzusehen, die mir mein Bett erwärmt.«
Antonia schnappte laut nach Luft und starrte Norman an, der ihrem Blick
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