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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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jener ähnlich, die Antonia empfand, wenn sie mit Lifton einen Schwertkampf ausgetragen hatte. Alle Sinne Antonias waren geschärft, sie meinte niemals zuvor einen Tag so intensiv erlebt zu haben wie den heutigen.
Vor den Toren von Exeter legten sie eine kurze Mittagsrast ein, ohne die Stadt zu betreten. Die Sonne stand bereits tief, als Sir Norman befahl, nach einem geeigneten Lagerplatz für die Nacht Ausschau zu halten. Der Trupp hielt am Rande eines Waldes, an dem das klare Wasser eines Flusses sprudelnd über die Steine sprang. Obwohl Antonia das Reiten liebte, war sie froh, dass die heutige Etappe vorüber war. Nie zuvor hatte sie so viele Stunden am Stück im Sattel gesessen. Unauffällig rieb sie sich ihren verlängerten Rücken und lächelte insgeheim über ihre Vorstellung, in einem Stück nach Hampton zu reiten. Auch wenn sie voller Elan und Tatendrang war, ihr Körper zeigte deutlich, dass es auch für sie Grenzen gab. Ihre schweißgetränkte Kleidung klebte auf ihrer Haut, und sie sehnte sich nach einem Becher kühlen Biers, einem Bad und nach einem weichen Bett, um sich auszuruhen. Nun, wenigstens ihr erster Wunsch wurde kurz darauf erfüllt. Auf Sir Normans Geheiß verschwanden vier Männer im Wald, um Feuerholz und Wildbret zu besorgen. Nachdem die Pferde am Ufer getränkt und mit Hafer versorgt worden waren, reckte und streckte sich Norman Powderham ausgiebig. Die Männer kehrten zurück, am Gürtel des einen baumelten vier fette Kaninchen. Mit geübten Handgriffen wurde eine Feuerstelle eingerichtet und die Tiere für den Bratspieß vorbereitet.
Roger, ein älterer Begleiter Sir Normans, sah sich derweil interessiert in der Gegend um, seine Hand lag am Schwertknauf. »Wir müssen uns vor Strauchdieben und sonstigem Gesindel vorsehen«, sagte er, »obwohl ich kaum glaube, dass es jemand wagt, eine Gruppe von kräftigen Männern zu überfallen.«
Antonia schlenderte zum Flussufer, tauchte beide Hände in das kühle Wasser und wusch sich den Staub aus dem Gesicht.
»Es ist sehr heiß, nicht wahr?«
Sir Norman war neben sie getreten. Plötzlich löste er das Schwert, warf es achtlos ins Gras und zog sich das Hemd über den Kopf. Als seine Finger an den Verschlüssen seiner Hose nestelten, erhob sich Antonia und wich einen Schritt zurück.
»Was tut Ihr da?«, fragte sie entsetzt.
Norman Powderham grinste, während er die enge Hose über seine Hüften streifte. »Ich werde vor dem Essen ein Bad nehmen.« Er musterte Antonia von oben bis unten. »Dir würde es auch gut tun.«
»Nein!« Mit einem Schrei wich Antonia weiter zurück, denn Sir Norman streckte die Hand nach ihr aus, um ihr Oberteil zu lösen. Voller Schreck sah sie, wie er nackt vor ihr stand, und senkte schnell den Kopf. Sir Norman war ihr tiefes Erröten jedoch nicht entgangen.
»Warum so schamhaft?«, flachste er und watete ins Wasser. »Komm herein, das Wasser ist herrlich erfrischend!«
Langsam hob Antonia den Kopf und kam nicht umhin, die Kehrseite des Ritters zu bewundern. Seine Schultern waren breit und muskulös, über das rechte Schulterblatt zog sich eine daumendicke Narbe, wohl das Überbleibsel einer Verletzung. Die schmalen Hüften gingen in zwei feste Pobacken über. Obwohl sich Antonia vorhin noch nach der kühlen Erfrischung des Wassers gesehnt hatte, wäre sie jetzt am liebsten fortgelaufen. Ihre Beine schienen jedoch am Ufer angewurzelt zu sein, und sie sah den Badenden wie hypnotisiert an. Zum Glück tauchte Sir Norman jetzt vollständig in das Wasser ein, und Antonia fand ihre Fassung wieder. Zum ersten Mal hatte sie einen völlig unbekleideten Mann gesehen. Wie hatte sie jemals glauben können, auch sie wäre ein Mann? Verlegen wandte sie sich ab und setzte sich, mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, auf die Erde. Dabei konnte sie den Blick nicht von Norman lösen.
Ausgelassen winkte er ihr aus dem Fluss zu. »Na los, Anthony, komm herein! Es tut gut, sich den Staub der Straße abzuwaschen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich möchte nicht. Ich … ich passe auf Eure Kleider auf …«
Drei andere Männer hatten Sir Norman im kühlen Nass entdeckt und taten es ihm jetzt gleich. Antonia wusste nicht mehr, wohin sie ihren Blick wenden sollte. Da stieg Norman wieder aus dem Wasser und kam mit großen Schritten auf sie zu. Schnell senkte sie den Blick und zupfte an einem losen Faden an ihrem Hemd. Zu ihrem Entsetzen ließ sich Norman direkt neben ihr ins Gras sinken – immer noch nackt!
Antonia griff nach

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