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Königsallee: Roman (German Edition)

Königsallee: Roman (German Edition)

Titel: Königsallee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pleschinski
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gewiß nicht der Maßstab für Glück.
    Das Haus ist bereit, hatte Herr Merck geendigt. Tun Sie einfach, was Sie beruflich gelernt haben. Mit ein bißchen Schmiß und Know-how, wie man jetzt sagt, wird’s schon klappen. Jeder Mensch kann nur ein endliches Maß an Anforderungen stellen. Dieser Gast ist uns eine Ehre. Der Name des Breidenbacher Hofs soll mit ihm verknüpft bleiben. Ob die Tochter mitkommt, wissen wir noch nicht. Sie betritt deutschen Boden noch immer unter größten Vorbehalten. Im Fall des Falles gilt die Tochter als die nervöseste von allen – ich habe es aus Frankfurt erfahren –, doch das Heikle zu bewältigen, ist unsere Berufung. Falls er keine Phototermine wünscht – wir halten die Reporter fern. Falls die Gattin die Benrath-Suite moniert, bieten wir ihr die Jägerhofer an. Und wenn eine Tochter um drei Uhr früh die neuesten Zeitungen wünscht, rennt einer zum Bahnhof. Düsseldorf ist nicht Mettmann .
    Eingestimmt, aber nicht völlig beruhigt, hatte die Belegschaft das Büro des Chefs verlassen: Die Gäste sind an das Beste gewöhnt, weil sie es für das im Leben Wünschenswerte halten .
    Das leuchtete ein.
    Es mochte sich ohnehin alles abweichend gestalten. Gerüchte und Pläne waren noch nicht die Wirklichkeit. War denn das Paar überhaupt schon in Köln eingetroffen? Wie sprach man ihn an?
    Herr Senator. – Der Titel war möglicherweise nicht erblich.
    Herr Nobelpreisträger? – Einen Sportler nannte gleichfalls niemand Herr Weltrekordler.
    Herr Doktor. – Das klang angesichts von Literatur und Poesie spröde.
    Herr – und dann der Familienname. Nein. Es sei denn, man beachtete stets eine äußerst deutliche Pause zwischen beidem. Aber es war ruchbar, daß solche Anrede ihn leicht verstimmte. Womöglich weil ihr der Hauch eines Anflugs von Rohem und unangemessen erdschollig Wurzelknolligem anhaftete.
    Einfach Sie?
    Alles war schwierig.
    Es mußte eine Möglichkeit, eine schlichte, geben, um auf sein Wort, falls er es denn an einen richtete, zu reagieren. Oder wenn es unumgänglich war, sich an ihn zu wenden.
    An Thomas Mann.

Zwei Herren aus Fernost
    Lind umschmeichelte ein Wind die Platanen. Leichtes Wellengekräusel des Teichs verlor sich im Ufergrün. Weidenzweige hingen ins Naß. Ein Schwan wie aus einem phantastischen Lande Brabant ließ sich über den Wasserspiegel gleiten. Im Gras lag ein vergessenes Tuch. In der Ferne öffneten sich die unabsehbaren Baumreihen des großen Wegs, der Seufzerallee. Mit mittäglicher Augustkraft brannte die Sonne aus der Bläue. Vögel verharrten im Laubschatten. Unberührter Kies zwischen Rasenflächen schien zu knirschen. Die Gänseblümchen empfingen unverdrossen das heiße Licht. In den Hofgarten drang wenig Verkehrslärm. Das Dröhnen einer Dampframme war zur Pausenzeit verstummt. Eine alte krumme Frau in Schwarz tappte mit einem Bastkorb zum kühleren Gehölz. Auf ihren Gehstock gestützt, blieb sie stehen, setzte Schrittchen um Schrittchen ihren Weg fort. Der Korb an ihrem Arm schien kaum bepackt, wenn nicht leer zu sein. Sie grüßte einen Herrn mit sommerlichem Panamahut. Der nickte aus forschem Gang zurück. Sein Schuhwerk unter hellem Anzug glänzte weithin. Mit geschwinder Bewegung tupfte er sich über die Stirn. Der Eilige entschwand über die Brücke an einer geringfügig schiefen Steinvase vorbei in die Stadt.
    Ihn fröstelte. Er zog den Mantel zusammen. Klaus Heuser fror seit vier Tagen und der Ankunft in Europa. Die Finger waren gewiß nicht bläulich, aber die feinen Lederhandschuhe behielt er übergezogen. In Shanghai kletterte das Thermometer den vierzig Grad entgegen. Dort sägten die Ventilatoren durch die schwüle Luft, die mit Omnibuslärm, Dämpfen der Straßenküchen und der Flußfeuchte des Huangpu durch die offenen Bürofenster hereinsickerte. Zur Lunchzeit, jetzt, wenn man die Zeitverschiebung hintanstellte, legte jeder Angestellte der East Asiatic Company, mit Firmenzentrale in Kopenhagen, den Griffel beiseite, klappte den Deckel über die Schreibmaschine und ließ die Import-Export-Angelegenheiten der mittelgroßen Firma während der glühendsten Stunden ruhen. Weiße und Chinesen versorgten sich im Menschengewühl vor dem Geschäftshaus an den Garküchen mit einem Imbiß – die gefüllten Reisklöße der greisen Shu Zhiang aus Jing’an waren würzig und bekömmlich – und zogen sich in den Park oder in ihre Bleibe zurück, falls sie nicht in einem fernen Viertel lag. Er selbst hatte es nicht weit, um seine

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