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Königsallee: Roman (German Edition)

Königsallee: Roman (German Edition)

Titel: Königsallee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pleschinski
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Bauch.»
    «Bauch gewöhnt sich. Schnaps hinterher.»
    «Schnaps ist gut. Macht schön plemplem.»
    «Brutzeln kennst du nicht, aber plemplem.»
    «Anwar ist gescheit, aber weiß nicht alles von Deutsch.»
    «Red nicht von dir in der dritten Person. Das klingt affig. Oder willst du das liebe Inselkind hervorkehren? Anwar groß Durst . Du bist ich .»
    «Ah, fein, fein. Ich bin du. Beide eins. Mann sind ohnehin Brüder. Seit Geburt von Welt bis Schluß.»
    Klaus Heuser runzelte die Stirn. Bisweilen beschlich ihn das Gefühl, daß Anwar nicht nur über viele Situationen bestimmte – wann sie sich auf eine Parkbank setzten, um etwas zu bestaunen, und dann weitergingen –, sondern daß der geschmeidige Gefährte bis hin zur Einäscherung des einen oder anderen sehr präzise Daseinspläne verfolgte. Und es war kein Wunder, daß er, Klaus, sich jederzeit um Rat an den Jüngeren wenden konnte: Helles Hemd oder dunkles, Anwar? Sollen wir nach Hongkong oder nach Indien? Kennst du ein Hausmittel gegen Sonnenbrand? Ohne Anwar, unvorstellbar, sann Klaus Heuser, wollte er lieber tot sein. Bisweilen war das ostasiatische Biest aus unerfindlichen Gründen beleidigt und sprach tagelang keine Silbe, dann wieder hatte er in China schon zum ersten Advent einen Weihnachtsbaum enthusiastisch mit Papierdrachen und Reisgebäck geschmückt. Wahrscheinlich waren sie sich längst wechselseitig zum Schatten geworden. Wenn sie nicht nebeneinander einschliefen, glich das einer Amputation. Gegen gelegentliches Schnarchen, das mit den Jahren anscheinend unvermeidlich wurde, half ein mittlerweile ebenso wohldosierter wie routinierter Tritt. In schlimmster Bedrängnis der Griff hinüber und Zuhalten der Nase. Das mußte auch ein schnorchelnder, dann sich aufbäumender Mann aushalten können. Aber alles Kreatürliche blieb letztendlich eine Wonne und das sicherste Lebenszeichen. Nur Männer konnten einander vollständig erfühlen, das war ja klar angesichts ihrer Gleichheit, wie bei Frauen untereinander gewiß auch. Vermischungen bedeuteten, wie jeder wußte, Strapaze und Chaos über das ohnehin aufgebürdete Maß hinaus. Das leugnete niemand.
    Anwar drehte sich auf die Seite und studierte die deutsche Zeitung. Der Selbstmord des brasilianischen Präsidenten Getúlio Vargas füllte die Titelseite. Durch einen Pistolenschuß ins Herz war der Südamerikaner seiner Absetzung durchs Militär und weiteren Korruptionsvorwürfen gegen seine Familie zuvorgekommen. Kleiner war die Meldung, daß Mao Tse-tung in Peking in der Person des britischen Oppositonsführers Attlee erstmals mit einem führenden westlichen Politiker zusammengetroffen war. Traute der Westen dem kommunistischen Regime also Dauerhaftigkeit zu? Wahrscheinlich wollten die Briten Hongkong retten. Beide Politiker tranken aromatischen Tee, rauchten Zigaretten und aßen Gebäck. Mao, in grauer Uniformjacke, wirkte braun gebrannt, als wäre er viel an der Sonne gewesen . Solch ein Blatt war ideal, wollte man sich sprachlich verbessern, vor allem wenn die Artikelinhalte halbwegs geläufig erschienen. «Bru-t-sseln», memorierte der Indonesier: «Fett sprisst aus Fanne.» Klaus Heuser hörte nur halb hin. «Wieland Wagner insseniert Parssifal an Wien Staatsoper.» Anwar zuckte die Achseln. Anderes wirkte erheblicher und schien in Widerspruch zum britischen Höflichkeitsbesuch im roten Peking zu stehen: Der amerikanische Präsident Eisenhower verbot in den USA die kommunistische Partei und ging gegen die Gewerkschaften vor. – Eine eigentümliche Nachricht aus dem freiesten Land der Freien Welt. – Aha, sogar mit Bild: In der Stadt Frankfurt am Main sollte ein Tempel, beinahe eine Moschee, gebaut werden. Gläubige der Bahai Religion, aus Persien, planten in … «Eschborn» … ein Gotteshaus. Tausende Christen aller Sekten demonstrierten dagegen. Aber eine schöne Moschee konnte Deutschland vielleicht verkraften. – «Was ist EVG?», fragte der Asiate zum Gefährten am Frisiertisch hinüber. Klaus Heuser überlegte. «Einige Vereinte …? Ich weiß nicht. War zu lange fort.» – «EVG ist geplatsst, vorbei», las Anwar vor: «Frankreich weigert sich, der Europäischen Verteidigungs-ge-meinschaft – oh, ein Wort! – beizutreten … Frankreich will nicht, daß andere, Deutsche, über Frankreichs Armee mitbestimmen …»
    «Begreiflich. Aber dann waren sie hier offenbar schon fast soweit, endlich zusammenzuarbeiten. Erstaunlich, nur neun Jahre nach dem Blutbad.»
    «Gegen Osten ist alles

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