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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ebenfalls erwischt.«
      Sie erwiderte: »Das verstehe ic h nicht. Als ich hinein wollte, sagte der Mann am Tor, er müsse das erst mit dem Polizeipräsidium abklären.«
      »Ganz einfach. Die portugiesischen Justizbehörden haben einem Auslieferungsersuchen stattgegeben. In Sachen Hanna Winter, angeklagt wegen Mordes - dreifachen Mordes. Sie haben sich sogar bereit erklärt, die Angelegenheit beschleunigt zu behandeln.«
    »Aber Sie... Sie sind nicht die Polizei.«

      »O doch. Nicht gerade die portugiesische, aber immerhin... «Er sprach jetzt deutsch. »Sturmbannführer Kleiber vo m Gestapo-Hauptquartier Berlin. Mein Mitarbeiter, Scharführer Günter Sindermann.« Es war wie ein Alptraum, doch die Mattigkeit, die sie fühlte, war so überwältigend, daß nichts anderes mehr zu zählen schien. »Und was geschieht jetzt?« fragte sie dumpf.
      Kleiber knipste das Licht aus, so daß sie wieder im Dunkeln saßen. »Oh, wir werden Sie nach Haus bringen«, sagte er. »Zurück nach Berlin. Keine Sorge. Dort kümmern wir uns dann weiter um Sie...«
      Seine Hand lag plötzlich auf ihrem Knie, tastete sich über den seidenen Strumpf zum Oberschenkel.

    Das war ein großer Fehler, denn der Ekel, der nun in ihr aufstieg, erweckte sie wieder zum Leben. Sie suchte nach dem Türgriff, hielt den Atem an, als seine Hand höher glitt. Der Mercedes fuhr langsamer, damit ein Sprengwagen ungehindert vorbeikommen konnte. Sie schubste Kleiber mit aller Kraft zur Seite, stieß die Tür auf, ließ sich hinausfallen und überschlug sich zweimal.
      Der Schock war so groß, daß sie sich einen Augenblick lang an eine Hausmauer lehnen mußte, als sie wieder auf den Beinen war. Der Mercedes war ein Stück weitergefahren und setzte nun zurück. Sie hatte einen Schuh verloren, aber es war keine Zeit, ihn zu suchen. Sie schleuderte auch den anderen von sich, stürzte in die Gasse zwischen den nächsten beiden Häusern und fing an zu rennen.
      Bald war sie am Hafen. Es regnete immer noch stark, und vom Tejo stieg dichter Nebel auf, der von den wenigen Straßenlaternen kaum durchdrungen wurde. In diesem Viertel gab es offenbar keine Geschäfte und Wohnhäuser, nur noch schmale, verfallene Lagerhäuser. Der Nebel wurde immer dichter, und sie schien allein auf der Welt zu sein, bis sie aus einer schmalen Straße hinter sich die Schritte ihrer Verfolger hallen hörte.
      Sie begann erneut zu laufen, geräuschlos, auf bestrumpften Füßen. Sie fror schrecklich - und dann zeichnete sich auf der anderen Straßenseite, zum Fluß hin, ein schwacher Lichtschein ab. Ein roter Neonschriftzug: Joe Jackson's, und darunter: American Bar.
      Sie eilte hinüber, voll verzweifelter Hoffnung, aber drinnen brannte kein Licht, und die Glastüren waren verschlossen. In hilfloser Wut rüttelte sie daran. Neben dem Haus begann ein Pier, an der Seite war noch eine beleuchtete Tür: »Personal«. Sie probierte es auch dort, hämmerte mit den Fäusten daran, als Kleiber mit einer Luger in der linken Hand um die Ecke gerannt kam.
    »Du verdammte jüdische Hure«, rief er leise. »Ich werd's dir zeigen.« Als dann auch Sindermann erschien, drehte sie sich blitzschnell um und lief den Pier entlang in den Nebel.
      Joe Jackson hatte dunkles, gewelltes Haar, ein bleiches Gesicht, braungrüne Augen; sein Mundwinkel schien ständig zu einem kaum merklichen, ironischen Lächeln verzogen zu sein: das müde, abgeklärte Lächeln eines Mannes, der festgestellt hatte, daß das Leben noch mieser war, als er dachte.

      Er hatte montags immer geschlossen. Erstens bekamen so alle einen Tag frei, und zweitens war Anfang der Woche ohnehin wenig los. Und er konnte sich dann jeweils ungestört seinen Büchern widmen, was er gerade tat, als Hanna an der Vordertür rüttelte.

      Ein Betrunkener, dachte er, der noch ein Glas haben will, und wandte sich wieder seinen Belegen zu. Kurz darauf hörte er sie am Personaleingang. Er hörte flüsternde Stimmen, dann einen kurzen Schrei. Er zog die rechte obere Schublade seines Schreibtisches auf und nahm eine Browning-Automatik heraus, stand auf und ging schnell aus dem Büro. Er trug einen marineblauen Pullover und dunkle Hosen. Ein kleiner Mann, nicht mehr als 1,65 oder 1,67 Meter groß, mit relativ breiten Schultern.
      Er schloß den Nebeneingang auf und stand lauschend in der Türöffnung. Hinten am Pier erklang wieder ein erstickter Schrei. Er ging langsam, geräuschlos, auf bastbesohlten Sandalen in die Richtung,

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