Königsklingen (First Law - Band 3)
und zupften mit wild entschlossener Hingabe. Jezal unternahm einen vergeblichen Versuch, sie wieder einzufangen, aber Terez entschlüpfte ihm erneut und verwirrte ihn mit einem Rauschen ihrer Röcke, dem er kaum folgen konnte. Beinahe hätte sie ihn zu Fall gebracht, indem sie den Bruchteil eines Augenblicks ein Bein stehen ließ und es wegzog, bevor er es überhaupt richtig gesehen hatte, dann warf sie den Kopf herum und stach ihn fast mit ihrer Krone ins Auge. Die Großen und Mächtigen der Union sahen ihnen in verzaubertem Schweigen zu. Jezal selbst stellte fest, dass er selbst nur ein sprachloser Beobachter war. Es schien, als könne er nichts weiter tun, als sich ständig ungefähr an den richtigen Ort zu begeben, um dann von ihr lächerlich gemacht zu werden.
Er war sich nicht sicher, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte, als die Musik wieder langsamer wurde und sie ihm ihre Hand darbot, als ob sie ein kostbarer Schatz sei. Er drückte seinen Handrücken dagegen, und sie umkreisten sich, einander dabei immer näher kommend. Als die Instrumente den letzten Refrain seufzten, drängte sie sich an ihn, den Rücken an seine Brust gelehnt. Langsam drehten sie sich, immer langsamer, und seine Nase atmete den Duft ihres Haares. Mit dem letzten lang gezogenen Ton bog sie sich zurück, und er hielt sie fest, den Hals lang ausgestreckt, den Kopf geneigt, so dass ihr zerbrechliches Krönchen beinahe den Boden berührte. Und dann herrschte Stille.
Der ganze Saal brach in rauschenden Beifall aus, aber Jezal hörte ihn kaum. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, seine Frau anzustarren. Ihre Wangen waren nun leicht gerötet, die Lippen waren leicht geteilt und zeigten die makellosen Vorderzähne, und die Linie ihres Kinns, der ausgestreckte Hals und das zarte Schlüsselbein waren von Schatten erfüllt und mit funkelnden Diamanten besetzt. Darunter hob und senkte sich ihr Busen unter ihren schnellen Atemzügen gebieterisch in ihrem Mieder, und ein ganz dünner, faszinierender Schweißfilm ruhte sanft auf ihrem Ausschnitt. Jezal hätte nur zu gern ebenfalls dort geruht. Er blinzelte, und sein eigener Atem fuhr ihm hart durch die Kehle.
»Wenn Euer Majestät so freundlich wäre«, hauchte sie.
»Wie? Oh ... natürlich.« Er hob sie wieder auf die Füße, während der Applaus kein Ende nahm. »Sie tanzen ... ausgezeichnet.«
»Euer Majestät ist zu gütig«, antwortete sie mit der leisesten Andeutung eines Lächelns. Aber auch ein kleines Lächeln war ein Lächeln. Er strahlte sie mit idiotischem Gesichtsausdruck an. Seine Angst und seine Verwirrung hatten sich während nur eines einzigen Tanzes in angenehmste Erregung verwandelt. Ihm war ein kleiner Blick hinter den Eispanzer gewährt worden, und ganz offensichtlich war seine neue Königin eine Frau von seltener, brennender Leidenschaft. Eine verborgene Seite, auf deren weitere Erforschung er sich ausgesprochen freute. So sehr sogar, dass er sich zwingen musste, seine Augen von ihr abzuwenden und in eine Ecke zu starren, um mit gerunzelter Stirn verzweifelt an andere Dinge zu denken, damit seine engen Hosen ihn nicht vor der versammelten Gesellschaft blamierten.
Der Anblick von Bayaz, der mit grinsendem Gesicht an einem der Tische saß, war dazu genau das Richtige. Das kalte Lächeln des Alten kühlte Jezals Lust so schnell wie ein Kübel Eiswasser.
Glokta hatte Ardee in ihrem übermöblierten Wohnzimmer zurückgelassen, wo sie sich alle Mühe gegeben hatte, sich noch mehr zu betrinken, und seitdem war er in einer äußerst finsteren Stimmung.
Selbst für meine Verhältnisse. Es geht doch nichts über die Gesellschaft eines Menschen, der noch übler dran ist als man selbst, damit man sich besser fühlt. Das Problem ist nur, wenn man ihr Elend erleichtert, dann überfällt einen das eigene mit doppelter Kälte und Wucht.
Er schlürfte erneut einen halben Mundvoll klumpiger Suppe von seinem Löffel und verzog das Gesicht, als er sich zwang, die viel zu salzige Flüssigkeit die Kehle hinunterzuzwingen.
Ich frage mich, wie gut es wohl König Jezal gerade geht? Von allen gefeiert und bewundert, genießt er vermutlich das beste Essen und die beste Gesellschaft.
Er warf den Löffel in die Schüssel, sein linkes Auge zuckte, und er fuhr zusammen, als ein dünner Schmerz seinen Rücken und dann sein Bein hinunterlief.
Acht Jahre, seit die Gurkhisen mich freiließen, und dennoch bin ich heute noch ihr Gefangener und werde es immer bleiben. Gefangen in einer Zelle,
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