Königsklingen (First Law - Band 3)
verdammter Hurensohn! Wie können Sie es wagen, mich anzufassen? Ladisla war ein Kretin, aber wenigstens hatte er reines Blut!«
Jezal stöhnte, eine Hand gegen das brennende Gesicht gelegt, und sein ganzer Körper war starr vor Schreck. Schwach streckte er die andere Hand nach ihr aus. »Aber ich – uff!«
Ihr Knie traf ihn mit gnadenloser Präzision zwischen den Beinen, presste ihm die Luft aus den Lungen und brachte ihn für einen atemlosen Augenblick ins Taumeln, dann knickte er zusammen wie ein Kartenhaus, auf das ein Schmiedehammer fällt. Als er sich erfüllt von jenem ganz besonderen Schmerz, wie ihn nur ein Tritt in die Nüsse hervorrufen kann, auf dem Teppich wand, war es ihm lediglich ein kleiner Trost, dass er recht gehabt hatte.
Seine Königin war ganz offensichtlich eine Frau von seltener, brennender Leidenschaft.
Die Tränen, die ihm so unwillkürlich aus den Augen quollen, zeugten nicht nur von Schmerz, schrecklicher Überraschung und kurzfristiger Enttäuschung, sondern immer stärker auch von wachsendem Entsetzen. Offenbar hatte er Terez’ Gefühle völlig falsch eingeschätzt. Sie hatte ihm für die Gäste zugelächelt, aber hier, hinter verschlossenen Türen, ließ sie erkennen, dass sie ihn und alles, wofür er stand, zutiefst verabscheute. Dass er als Bastard geboren worden war, würde er nie ändern können. Und nun sah es so aus, als müsste er seine Hochzeitsnacht auf dem königlichen Fußboden zubringen. Die Königin war eilig durch das Zimmer gehuscht, und nun waren die Vorhänge des Bettes fest zugezogen und sperrten ihn aus.
DER SIEBTE TAG
Die Ostländer hatten in der letzten Nacht erneut angegriffen. Waren in der Dunkelheit herangekrochen, hatten eine Stelle zum Hochklettern gefunden und einen Wachposten getötet. Dann hatten sie eine Leiter angelegt, und bis man sie entdeckt hatte, waren sie schon in großer Zahl in die Festung geschlichen. Die Schreie hatten den Hundsmann geweckt, der sowieso kaum geschlafen hatte, und er hatte sich in der Schwärze der Nacht wachzuschütteln versucht und sich dabei zunächst in seinen Decken verheddert. Feinde in der Festung, Männer rannten durch die Gegend und brüllten, Schatten im Dunkeln, alles roch nach Entsetzen und Durcheinander. Männer kämpften im Licht der Sterne und im Licht der Fackeln oder ganz ohne Licht, so dass die Klingen geschwungen wurden, ohne dass man wusste, wohin sie treffen mochten. Stiefel stolperten über das Gelände und ließen helle Funkenregen aufstieben, wenn sie in die ersterbenden Lagerfeuer traten ...
Am Schluss war es ihnen gelungen, die Ostländer zurückzuschlagen. Sie trieben die Feinde bis zur Mauer, und dort wurden viele erschlagen, bis dann nur noch drei übrig blieben, die ihre Waffen fallen ließen und sich ergaben. Ein böser Fehler, wie sich später herausstellte. In den letzten sieben Tagen waren viele Männer gefallen.
Jedes Mal, wenn sich die Sonne senkte, schien sie auf mehr Gräber. Niemand war jetzt noch in der Stimmung, Gnade walten zu lassen, nicht einmal die, die vorher einmal so gedacht hatten, und das war schon bei den wenigsten der Fall gewesen. Der Schwarze Dow band die drei oben an der Mauer fest, so dass Bethod und alle anderen sie gut sehen konnten. Band sie fest im harten Licht der blauen Morgendämmerung, als gerade die ersten Sonnenstrahlen über den schwarzen Himmel tasteten, und er begoss sie alle mit Öl und zündete sie an. Einen nach dem anderen. So dass sie sehen konnten, was auf sie zukam, und zu schreien anfingen, noch bevor sie an der Reihe waren.
Hundsmann gefiel der Anblick brennender Menschen nicht besonders. Er mochte weder ihre Schreie noch das Zischen ihres Körperfetts hören. Er lächelte nicht, wenn ihm der eklig süßliche Geruch ihres brennenden Fleisches in die Nase stieg. Aber er dachte dennoch nicht daran einzuschreiten. Es gab durchaus Zeiten, in denen man sich Milde leisten konnte, aber jetzt war dergleichen nicht angebracht. Milde und Schwäche sind im Krieg dasselbe, und es gibt keine Auszeichnung dafür, dass man zu anderen nett ist. Das hatte er von Bethod gelernt, vor langer Zeit. Vielleicht würden diese Ostländer jetzt zweimal darüber nachdenken, bevor sie sich wieder in der Nacht heranschlichen und allen das Frühstück versauten.
Und vielleicht trug es auch dazu bei, Hundsmanns Leuten ein bisschen Mumm in die Knochen fahren zu lassen, denn inzwischen wurden mehr als nur ein paar von ihnen nervös. Vor zwei Nächten hatten ein paar Jungs
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