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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Schlamm, Waffen und Rüstungen klapperten und rasselten, Männer schnauften und fluchten in der Dunkelheit. Ein paar von ihnen trugen flackernde Fackeln, um den schlammigen Weg ein wenig auszuleuchten, und der Schein, der sie umgab, zeigte den unablässigen Tropfenschauer. Der Regen fiel auch auf Logen, wie ein federleichter Kuss auf seine Kopfhaut, auf sein Gesicht, und prasselte leicht auf die Schultern seines alten Mantels.
    Das Heer der Union rückte auf allen fünf Straßen vor, die nach Osten führten, nach Adua, und zog einem Kampf entgegen, der nach einer ziemlich heftigen Abrechnung mit den Gurkhisen klang. Logen und seine Truppe waren auf der nördlichsten Straße unterwegs. In Richtung Süden sah er eine schwache Linie flackernder Lichter, die sich körperlos über das schwarze Land ringelte und in der Ferne verblasste. Noch eine Kolonne. Noch ein paar Tausend Männer, die sich fluchend durch den Matsch einer blutigen Schlacht entgegenmühten.
    Logen runzelte die Stirn. Er sah das Profil von Espes hagerem Gesicht ein Stück weiter vor sich im flackernden Licht einer Fackel, hart und verächtlich und mit einem schimmernden Auge. Sie blickten einander kurz an, dann wandte ihm Espe mit hochgezogenen Schultern den Rücken zu und ging weiter.
    »Der mag mich immer noch nicht besonders, und das wird sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern.«
    »Rücksichtsloses Niedermetzeln ist nicht gerade der beste Weg zu großer Beliebtheit«, sagte Hundsmann. »Schon gar nicht bei einem König.«
    »Aber der da hat vielleicht sogar den Mumm, was zu unternehmen.« Espe hegte einen Groll gegen ihn. Einen Groll, der sich weder durch den Lauf der Zeit noch durch Freundlichkeit oder gerettete Leben auflösen würde. Es gibt nur wenige Wunden, die vollständig verheilen, aber durchaus einige, die mit jedem Tag, der vergeht, mehr schmerzen.
    Hundsmann schien Logens Gedanken zu erraten.
    »Mach dir wegen Espe nicht allzu viele Gedanken. Er ist schon in Ordnung. Wir haben wahrscheinlich mit diesen Gurkhisen, oder wie die heißen, mehr Probleme.«
    »Hm«, brummte Grimm.
    Logen war sich da nicht so sicher. Die schlimmsten Feinde sind immer die im Nachbarhaus, das hatte sein Vater ihm früher schon gesagt. In der guten alten Zeit hätte er den Drecksack einfach umgebracht, wo er gerade ging oder stand, und damit wäre die Sache erledigt gewesen. Aber jetzt versuchte er schließlich, ein besserer Mensch zu werden. Er versuchte es wirklich.
    »Aber bei den Toten«, sagte Hundsmann nun. »Dann kämpfen wir jetzt also gegen braune Männer aufseiten der Union? Wie, zur Hölle, ist es bloß dazu gekommen? Wir sollten überhaupt nicht hier sein.«
    Logen holte tief Luft und ließ Espe davongehen. »Wildzorn ist wegen uns dageblieben. Ohne ihn hätten wir Bethod niemals erledigen können. Wir schulden es ihm. Es ist nur noch dieser eine letzte Kampf.«
    »Ist dir schon mal aufgefallen, dass ein Kampf meist gleich zum nächsten führt? Irgendwie ist es doch dauernd so, dass es immer noch einen letzten Kampf gibt.«
    »Hm«, brummte Grimm.
    »Diesmal nicht. Das hier ist der letzte, dann sind wir fertig.«
    »Echt jetzt? Und was kommt danach?«
    »Danach ziehen wir wieder in den Norden, denk ich mal.« Logen zuckte die Achseln. »Dann ist wohl Frieden, oder nicht?«
    »Frieden?«, knurrte der Hundsmann. »Aber was ist das denn eigentlich? Was macht man damit?«
    »Na ja, ich würde sagen ... wir bauen irgendwelche Sachen an oder so.«
    »Wir bauen irgendwelche Sachen an? Bei den verdammten Toten! Was wissen denn du oder ich oder irgendeiner von uns was davon, Sachen anzubauen? Was haben wir denn je in unserem Leben getan, außer töten?«
    Logen reckte beklommen die Schultern. »Man kann ja immerhin hoffen. Ein Mann kann doch auch was Neues lernen, oder nicht?«
    »Kann er das? Je mehr man tötet, desto besser wird man darin. Und je besser man beim Töten wird, desto weniger taugt man noch für andere Dinge. Mir kommt’s so vor, als hätten wir nur deshalb so lange gelebt, weil wir, wenn’s ums Töten gibt, die Besten sind, die’s gibt.«
    »Du bist in einer finsteren Stimmung, Hundsmann.«
    »Ich bin seit Jahren in einer finsteren Stimmung. Mir macht aber eigentlich viel mehr Sorgen, dass es dir nicht genauso geht. Hoffnung passt solchen Kerlen wie uns nicht so richtig, Logen. Sag mir mal das eine. Hast du je etwas angefasst, das dadurch nicht kaputt gegangen wäre? Und was hast du je besessen, das nicht irgendwann zu Staub zerfallen

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