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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ist?«
    Logen dachte darüber nach. Seine Frau und seine Kinder, sein Vater und seine ganzen Leute, alle waren sie wieder zu Schlamm geworden. Forley und Schwarzzeh, Dreibaum und Tul. Alles gute Leute, und alle tot, einige von Logens eigener Hand gefällt, andere durch seine Nachlässigkeit, seinen Stolz oder seine Dummheit umgekommen. Er konnte ihre Gesichter sehen, jetzt, da er an sie dachte, und sie sahen nicht glücklich aus. Die Toten tun das selten. Und das war, ohne dass er auf die dunkle und übellaunige Horde blickte, die dahinter lauerte. Eine Horde Geister. Ein zerstückeltes, blutiges Heer. All jene, die er mit Absicht umgebracht hatte. Schama Ohnherz, dem die Eingeweide aus dem aufgeschlitzten Bauch quollen. Schwarzzeh mit seinen zertrümmerten Beinen und den verbrannten Händen. Dieses Arschloch Finnius, mit einem abgehackten Fuß und der aufklaffenden Brust. Bethod sogar, ganz vorn in der ersten Reihe mit seinem zertrümmerten Schädel, das verzerrte Gesicht zur Seite gedreht, und Crummocks toter Sohn, der an seinem Ellenbogen vorbeilugte. Ein Meer des Mordens. Logen kniff die Augen zusammen und riss sie dann weit auf, aber die Gesichter blieben weiter am Rand seines Bewusstseins. Es gab nichts, was er hätte antworten können.
    »Dachte ich’s mir doch.« Hundsmann wandte sich von ihm ab, und das nasse Haar hing ihm tropfend ins Gesicht. »Man muss realistisch sein, hast du das nicht immer zu mir gesagt? Das muss man wohl.« Er marschierte davon, die Straße entlang, unter den kalten Sternen. Grimm blieb einen Augenblick an Logens Seite, dann zuckte er mit den feuchten Schultern und folgte mitsamt seiner Fackel dem Hundsmann.
    »Ein Mann kann sich ändern«, flüsterte Logen und wusste dabei nicht, ob er mit dem Hundsmann sprach oder mit sich selbst oder mit den leichenblassen Gesichtern, die in der Dunkelheit auf ihn lauerten. Überall um ihn herum stapften Männer rasselnd den Weg entlang, aber dennoch stand er einsam da. »Ein Mann kann sich ändern.«

FRAGEN
    Ein Streifen Herbstnebel hatte sich über der unruhigen See gelöst, als die Sonne über dem verwundeten Adua unterging, und verlieh der Nacht eine geisterhafte Kühle. In hundert Schritt Entfernung waren die Häuser kaum noch zu erkennen. In zweihundert waren sie nur mehr Schemen und die wenigen Lichter in den Fenstern wabernde Gespenster, verschwommen in der Dämmerung.
Gutes Wetter für böse Taten, und von denen liegen einige vor uns.
    Bisher hatten keine entfernten Explosionen die stille Dunkelheit erschüttert. Die gurkhisischen Katapulte schwiegen.
Zumindest für den Augenblick, und warum auch nicht? Adua gehört ihnen beinahe schon, und wieso sollten sie ihre eigene Stadt zerstören?
Hier, im Osten von Adua, weit weg von den Kämpfen, schien eine zeitlose Ruhe zu herrschen.
Beinahe, als seien die Gurkhisen nie aufmarschiert.
Und so kam es auch, dass Glokta unwillkürlich Unruhe verspürte, als er in der Dämmerung ein vages Rasseln wie von einer Schar bewaffneter Männer hörte und sich weiter in die Schatten einer Hecke am Straßenrand zurückzog. Schwache, schwankende Lichter durchdrangen die Dunkelheit. Dann zeigte sich der Umriss eines Mannes, dessen eine Hand lässig auf dem Griff eines Degens ruhte und dessen gemächlicher, schlendernder Gang ein äußerst übertriebenes Selbstbewusstsein verriet. Etwas Hohes schien von seinem Kopf aufzuragen und wackelte bei jeder Bewegung hin und her.
    Glokta spähte ins Dämmerlicht. »Cosca?«
    »Aber ganz genau!«, lachte der Styrer. Er trug ein schön gearbeitetes Barett aus Leder mit einer geradezu lächerlich langen Schmuckfeder und schnippte mit einem Finger dagegen. »Ich habe mir einen neuen Hut gekauft. Oder vielleicht sollte ich eher sagen, dass Sie ihn mir spendiert haben, was, Superior?«
    »Ich sehe schon.« Glokta betrachtete die lange Feder und den verschwenderisch vergoldeten Korb am Griff von Coscas Degen. »Ich dachte, wir hätten ›unauffällig‹ gesagt.«
    »Un...auf...fällig?« Der Styrer runzelte die Stirn, dann zuckte er die Achseln. »Ach, richtig, das war das Wort. Ich erinnere mich, dass da noch was vereinbart worden war, und ich wusste, dass ich das nicht verstanden hatte.« Er verzog das Gesicht und kratzte sich mit einer Hand im Schritt. »Ich glaube, ich habe mir von einer dieser Frauen in der Taverne ein paar Mitreisende eingefangen. Kleine Scheißer, die mich eigentlich gar nicht jucken sollten.«
Bäh. Die Frauen werden immerhin dafür bezahlt, dort

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