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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hinzulangen. Von den Läusen hätte ich jedoch erwartet, dass sie einen besseren Geschmack hätten.
    Eine schattenhafte Gruppe nahm währenddessen in der Dunkelheit hinter Glokta Gestalt an; einige trugen verhüllte Laternen. Ein Dutzend abgerissener Gestalten, dann noch ein Dutzend, und von ihnen ging schweigend ein Gefühl der Bedrohung aus wie Gestank von einem Kackhaufen. »Sind dies Ihre Leute?«
    Der Mann, der ihm am nächsten stand, hatte die vielleicht schlimmsten Eiterbeulen im Gesicht, die Glokta je gesehen hatte. Der daneben hatte nur eine Hand, während die andere von einem gefährlich aussehenden Haken ersetzt worden war. Als Nächstes kam ein großer, dicker Kerl, dessen blasser Hals von einem Durcheinander schlecht gezeichneter blauer Tätowierungen bedeckt war. Ein beinahe zwergenhafter Mann mit einem Rattengesicht, der nur ein Auge hatte, begleitete ihn. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich eine Augenklappe umzubinden, und die leere Augenhöhle gähnte offen unter seinem fettigen Haar. Die Liste der Schurken ging so weiter. Insgesamt waren es vielleicht zwei Dutzend der fiesesten Verbrecher, die Glokta je gesehen hatte.
Und mir sind schon einige zu Gesicht gekommen, über die Jahre. Leute, die offenbar nicht so gern baden. Nicht einer von ihnen vermittelt den Eindruck, als ob er nicht für eine Mark seine Mutter verkaufen würde.
»Sie erscheinen ein wenig unzuverlässig«, brummte er.
    »Unzuverlässig? Unsinn, Superior! Sie hatten in letzter Zeit kein Glück, das ist alles, und wir beide wissen, wie schnell es einem so gehen kann, oder? Es ist keiner darunter, dem ich nicht bedenkenlos meine Mutter anvertrauen würde.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Sie ist seit zwanzig Jahren tot. Was könnten sie ihr schon noch antun?« Cosca warf den Arm um Gloktas verdrehte Schultern und zog ihn zu sich heran, was ein heftiges Stechen in Gloktas Hüften verursachte. »Es tut mir leid, aber das Angebot ist derzeit nicht so üppig.« Sein warmer Atem roch stark nach Schnaps und korrupten Gedanken. »Jeder Mann, der nicht völlig verzweifelt war, floh aus der Stadt, als die Gurkhisen eintrafen. Aber was soll’s, nicht wahr? Ich habe sie für ihren Mut und ihre Muskeln angeheuert, nicht wegen ihres guten Aussehens. Verzweifelte Männer sind es ja gerade, die ich mag! Wir verstehen sie, nicht wahr, Sie und ich? Manche Aufgaben verlangen auch gerade die Verzweifelten, nicht wahr, Herr Superior?«
    Glokta warf einen kurzen, finsteren Blick über die Sammlung ausgemergelter, aufgedunsener, vernarbter und zerstörter Gesichter.
Wie konnte es nur dazu kommen, dass der viel versprechende Oberst Glokta, schneidiger Befehlshaber des Ersten Regiments der Königstreuen, heute eine solche Truppe von Galgenvögeln anführt?
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
Aber jetzt ist es nun einmal zu spät, um eine Gruppe gut aussehender Söldner zu finden, und ich denke, diese werden eine Grube ebenso gut zu füllen wissen wie andere, wenn nicht besser.
»Nun gut. Warten Sie hier.«
    Glokta sah zu dem dunklen Haus empor, als er mit der freien Hand das Tor aufschwang und hindurchhumpelte. Ein kleiner Lichtstrahl drang zwischen den schweren Vorhängen vor dem Fenster der Vorderseite hindurch. Er klopfte mit dem Griff seines Stocks. Erst geschah gar nichts, dann waren zögernde Schritte zu hören, die sich der Tür näherten.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin’s. Glokta.«
    Riegel wurden zurückgeschoben, und Licht drang in die Kälte hinaus. Ardees Gesicht erschien. Sie sah ein wenig spitz aus, grau um die Augen und rosa um die Nase.
Wie eine sterbende Katze.
    »Superior!« Sie grinste, als sie ihn am Arm fasste und beinahe über die Schwelle zog. »Was für eine Freude! Endlich einmal wieder etwas Unterhaltung! Ich langweile mich so schrecklich.« In einer Ecke des Wohnzimmers standen mehrere leere Flaschen, die rußige Kerzen und ein schwelendes Holzfeuer im Kamin zornig schimmern ließen. Der Tisch war mit dreckigen Tellern und Gläsern übersät. Die Wohnung roch nach Schweiß und Wein, abgestandenem Essen und frischer Verzweiflung.
Kann es eine traurigere Beschäftigung geben, als sich ganz allein zu betrinken? Wein kann einem glücklichen Mann gelegentlich die Freude erhalten. Einen traurigen macht er stets noch trauriger.
    »Ich habe noch einmal versucht, das verdammte Buch durchzulesen.« Ardee klopfte auf einen schweren Band, der aufgeklappt mit dem Rücken nach oben auf einem Stuhl lag.
    »Der Sturz des Meisterschöpfers«
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