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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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wird es schaffen.«
    »Und Durm?«
    Nix wandte sich dem ersten Gehilfen zu. »Wulf, hol Pother Tobin.« Zu den Stuhlträgern sagte er: »Bringt den Sekretär Seiner Hoheit in das grüne Gemach.«
    »Tobin?«, wiederholte Gar, während er zusah, wie Darran weggebracht wurde.
    »Nein. Ich möchte, dass Ihr...«
    »Tobin wird Euren Darran ordentlich versorgen, keine Bange«, erwiderte Nix.
    »Er hatte einen Herzkrampf, aber ihm droht keine unmittelbare Gefahr.«
    »Also schön«, sagte Gar nach einem kurzen Moment des Bedenkens. »Dann bringt mich zu Durm.«
    Nix schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    Unter dem wogenden Schmerz in Gars Augen flackerte ein hitziger Ausdruck auf. »Das war keine Bitte, Nix.«
    »Noch nicht«, wiederholte Nix halsstarrig. »Er braucht Ruhe, keine Gesellschaft.
    Denkt an ihn, Herr, nicht an Euch selbst.«
    Asher riskierte es, Gars starren, unverletzten Arm zu berühren. »Durm ist in guten Händen. Lasst Euch jetzt selbst versorgen. Ihr werdet hier jeden Moment Arsch über Kopf gehen.«
    Gars Blick war wie ein Peitschenschlag. »Habe ich dich gefragt?«
    »Nein«, antwortete Asher, ohne jedoch klein beizugeben. »Was nicht bedeutet, dass ich falsch läge.«
    Nix streckte die Hand aus. »Kommt, Eure Hoheit.« Seine Stimme war jetzt sehr sanft. Schmeichelnd. »Erlaubt mir, Euch zu heilen. Und dann werde ich mich um Durm kümmern.«
    Gar, der bereits Furcht erregend schwankte, kapitulierte und ließ sich wie ein fügsames Kind fortführen. Ungebeten folgte Asher den beiden.
    Nix ging voran in sein mit Büchern gesäumtes und vom Gestank der Kräuter durchdrungenes Sprechzimmer. Fröhliche Flammen tanzten in einem kleinen Kamin und erfüllten den Raum mit drückender Wärme.
    »Also schön«, sagte er und pflanzte sich zwischen seinem Schreibtisch und einer vernarbten Arbeitsplatte auf. »Jetzt, da wir unter uns sind und uns niemand mehr lästig fallen kann, lasst uns der Wahrheit ins Auge sehen, ja, Eure Hoheit?
    Zeit, sich auszuziehen, bitte, bis auf die Haut.«
    Zu zerschunden und erschöpft für weiteren Protest, ließ Gar sich von Nix und Asher aus seinen hastig angelegten Verbänden und seiner ruinierten, blutbefleckten Kleidung helfen. Eingedenk seiner eigenen, noch nicht allzu lange zurückliegenden Blessuren war Asher so sanft, wie er nur konnte, und zuckte zusammen, als das volle Ausmaß von Gars Verletzungen offenbar wurde. Gar, dessen Atem in kurzen, ungleichmäßigen Stößen ging, hielt den linken Arm mit der rechten Hand fest und wartete darauf, dass das Martyrium ein Ende fand.
    »Hmmpf«, sagte der Pother und untersuchte den Prinzen, wie ein Mann ein Pferd bei einer Auktion untersuchte. Seine buschigen, graugelben Brauen zogen sich zu einem finsteren Stirnrunzeln zusammen, während er die Oberfläche von Gars Körper abtastete und jeden Schnitt, jeden Kratzer, jede aufblühende Prellung registrierte. Als Nix die unregelmäßige Linie des gebrochenen Schlüsselbeins mit den Fingern leicht nachzog, stöhnte Gar mit zusammengebissenen Zähnen.
    Nix tastete Gars Schädel ab, nahm dessen Puls, lauschte auf 28
    Herzschlag und Atmung, überprüfte den Belag auf der Zunge und die Klarheit des Blicks. »Irgendeine Ahnung, wie lange Ihr ohne Bewusstsein wart?«
    »Nein«, antwortete Gar. »Ich erinnere mich ‐ ich glaube, mich daran zu erinnern ‐
    , dass ich durch die Luft geflogen bin. Ich bin auf dem Boden aufgeprallt, und ich weiß, dass ich zweimal erwacht bin. Ich habe versucht, aufzustehen, Hilfe zu holen... Ich konnte mich nicht einmal aufrichten.«
    »Es war spät am Vormittag, als Ihr aufgebrochen seid«, sagte Asher. »Und es dämmerte bereits, als ich und Matt Euch gefunden haben.«
    »Hmpf«, machte Nix. »Dann haben wir es hier mit einer ausgewachsenen Gehirnerschütterung zu tun. Ihr werdet den einen oder anderen Tag im Bett verbringen müssen, um Anfällen vorzubeugen.«
    »Im Bett?« Gar verzog das Gesicht. »Wohl kaum.«
    »Wusstet Ihr, dass ich eine hervorragende Kur für einen streitlustigen Patienten habe, Herr?«, fragte Nix mit schmalen Augen. »Dazu gehören Nadel, Faden und Mahlzeiten, die durch einen Strohhalm gesaugt werden müssen.«
    »Erspart mir Eure zweifelhaften Witze!«, gab Gar zurück. »Euer König ist tot und seine Erbin mit ihm! Jetzt fällt es mir zu, sein Vermächtnis fortzusetzen. Wollt Ihr behaupten, ich könne das vom Bett aus tun?«
    Plötzlich sehr blass und mit Tränen in den Augen, stach Nix Gar mit einem spitzen Finger in die Brust.

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