Koenigsmoerder
wieder auf das Regal und gab Matt einige Karotten zu schälen. Veira kehrte mit zwei frischen Kaninchen zurück, die bereits ausgeweidet und gehäutet waren. Sie machte sich daran, sie in Butter und Salbei zu braten, und so brach die Nacht herein.
Nachdem sie gegessen und den Abwasch erledigt hatten, erklärte Veira, dass sie um Mitternacht aufbrechen würden, dann zog sie sich in ihr Schlafzimmer zurück. Matt ging ebenfalls in sein Zimmer. Dathne setzte sich abermals ins Wohnzimmer, um zu lesen, gab den Versuch auf und blies die Laterne aus, um ein wenig zu schlafen, bevor sie aufbrechen mussten.
Der Schlaf entzog sich ihr. Ob mit geöffneten oder geschlossenen Augen, sie konnte nur diese Giftflasche sehen und den Ausdruck auf Veiras Gesicht, als sie sie verschlossen hatte. Schrecklicher Kummer. Furchtbare Entschlossenheit.
Um Asher zu retten, musste jemand sterben.
Der Gedanke war entsetzlich und verfolgte sie so unbarmherzig, dass sie alle Hoffnung auf Schlaf aufgab und stattdessen in die Küche zurückkehrte.
Veira packte gerade Brot, Käse und Kekse in einen grob gewebten Korb. »Da bist du ja, Kind. Ich wollte dich gerade wecken. Matt ist draußen und schirrt Bessie an.«
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»Gut«, sagte sie und hielt Ausschau nach einem Becher. »Haben wir noch Zeit für eine Tasse Tee?«
Sie nahm einen Anflug von Zögern bei der alten Frau wahr, während Veira in der Schublade nach einem Brotmesser suchte. »Nicht für mich und Matthias. Wir müssen in der nächsten Viertelstunde aufbrechen.«
Sie blickte auf. »Das muss ich ebenfalls.«
Veira richtete sich, das Messer in der Hand, auf und schüttelte den Kopf. »Nein, Dathne. Du bleibst hier.«
»Hier? Ich denke, nicht! Ich soll allein bleiben, während du und Matt alle Risiken einer Rettung auf euch nehmt?«
»Du wirst nicht allein sein«, entgegnete Veira. »Du wirst die Schweine zur Gesellschaft haben. Und die Hühner ebenfalls. Vergiss nicht, sie zu füttern, oder sie werden mächtigen Lärm schlagen. Es gibt nur wenige Geschöpfe, die so reizbar sind wie Schweine und Hühner, wenn man sie zwingt, ohne ihr Abendessen ins Bett zu gehen.«
»Veira!«
»Es ist zu gefährlich, Kind. Du weißt, dass sie nach dir suchen werden.«
»Und nach Matt!«, protestierte sie. »Aber wenn er in die Stadt zurückkehrt, warum kann ich es dann nicht?«
Veira atmete tief durch und schob das Brotmesser in den Korb. »Es ist besser, wenn du hierbleibst. Ich habe ein kleines Kunststück eingeübt, um die Wachen daran zu hindern, Matthias zu entdecken. Aber ich bin nicht stark genug, um das für euch beide zu tun.«
»Dann zeig es mir, und ich werde es selbst tun!«
»Nein«, sagte Veira entschieden und packte weiter den Korb.
»Nein?«, wiederholte sie und spürte, wie Zorn in ihr aufbrandete. »Ich bin Jervales Erbin! Du sagst nicht >nein< zu mir, alte Frau!«
Die Küchentür wurde geöffnet, und Matt trat ein. »Hadere nicht mit ihr, Dathne.
Wenn sie sagt, dass du nicht mitkommen darfst, dann akzeptier es einfach.«
Sie drehte sich mit giftiger Miene zu ihm um. »Nicht ohne einen verdammt guten Grund!«
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Dies trug ihr einen sengenden Blick von Veira ein. »Ich sage es, und das ist Grund genug! Du magst Jervales Erbin sein, aber die Prophezeiung hat dich hierhergebracht, und hier habe ich das Sagen! Also halt den Mund, wenn du nichts Nützliches damit anzufangen weißt, und pack die restlichen Dinge in diesen Korb. Es ist eine lange Reise zurück in die Stadt, und wir werden keine Zeit haben, um unterwegs Halt zu machen.«
Nach diesen Worten stolzierte Veira aus der Küche. Leise fluchend warf Dathne Kekse und Früchtebrötchen aus ihrer Dose auf ein sauberes Tuch und dann in den Korb. Anschließend nahm sie die hartgekochten Eier aus dem Topf auf dem Herd und warf sie hinterher. Da ihr heiß bewusst war, dass man sie beobachtete, schaute sie auf und begegnete Matts verständnisvollem Blick.
»Veira hat Recht«, sagte er; er stand immer noch in der Tür und ließ die kalte Luft herein. »Sie ist die Hüterin des Zirkels. Wir müssen uns von ihr leiten lassen, ganz gleich, wie hart das ist.«
»Veira ist ein tyrannischer alter Besen, und versuch nicht, mir etwas anderes zu erzählen!«
Um seine Lippen zuckte ein winziges Lächeln. »Tatsächlich erinnert sie mich an dich.«
»Habe ich dich nach deiner Meinung gefragt?«
Er seufzte. »Nein. Also werde ich sie dir auch nicht geben. Und da der Wagen fertig beladen ist, gehe ich jetzt Bessie
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