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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Königreich, sollte der Wettermacher einen Faden durchtrennen...
    Morg öffnete die Augen und versuchte, sich daran zu erinnern, wie man atmete.
    Blinzelte und blinzelte und blinzelte abermals, bis die Wetterkammer wieder ihre vertrauten harten Linien annahm. Vor ihm pulsierte die Karte des Königreichs, ihr schlagendes, verletzbares Herz.
    Das zu zerquetschen er jetzt die Möglichkeit hatte.
    Da die gestohlene Wettermagie nur unvollständig war, würde er gezwungen sein, langsam vorzugehen. Folter! Nach endloser Wartezeit sehnte er sich danach, Barls Mauer mit Zähnen und Klauen in Stücke zu reißen. Seine Macht in ihre Gedärme zu schlagen und sie auszuweiden wie ein Kaninchen. Über die magiedurchtränkte Modellkarte herzufallen und sie mit den Fäusten zu zersplittern. Sie mit den Füßen zu zermalmen.
    Aber nein. Gefangen im Fleisch und ohne Zugang zu haben zu seinen uneingeschränkten Kräften und ihren vollständigen Beschwörungen, musste er nach wie vor warten. Er musste den Wandteppich seiner lieben Barl langsam, einen klebrigen Faden nach dem anderen, auseinanderzupfen. Musste noch ein Weilchen länger warten, bis er mit dem Besten und Größten seiner selbst wiedervereint wurde, jenem Teil seiner selbst, der jenseits der Mauer schwebte.
    Morg lächelte und besänftigte sich. Geduld... Geduld... Was bedeuteten nach diesen sechs Jahrhunderten noch einige weitere Wochen?
    Als die Stunde kam, das kleine Steinhaus zu verlassen und nach Dorana und zu Ashers Rettung aufzubrechen, war Dathne bei
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    nahe taub von Müdigkeit und Furcht. Erfüllt mit Übelkeit erregendem Grauen hatte sie an Timon Spake und die Orriswurzel gedacht, während sie in der Küche gesessen und Veira dabei beobachtet hatte, wie sie ihren giftigen Trank zusammenbraute. Sieben verschiedene Pflanzen wurden benutzt: Drögel, Hexenauge, Lanzin, Hundsgift und Blutkraut kannte sie; die anderen drei hatte sie noch nie zuvor gesehen, und sie wagte es auch nicht, danach zu fragen. Ein falsches Wort, und sie wusste, dass Veira sie aus der Küche verbannen würde.
    Und dies war etwas, das die alte Frau nicht allein tun sollte, obwohl sie keine Hilfe annehmen wollte und Dathne nur stumm und mitfühlend dasitzen konnte.
    Sobald das Gift gemischt war, goss Veira es vorsichtig in einen kleinen Krug, verschloss ihn mit einem Stöpsel und wickelte ihn in zwei Tücher, falls etwas von seinem Inhalt verschüttet wurde. Dann schaffte sie die Überreste der Pflanzen fort und brach abermals in den Wald auf. Da Matt noch immer draußen herumwerkelte und keine Hilfe benötigte, wie er sagte, ging Dathne wieder hinein, nahm sich ein Buch aus einem von Veiras überfüllten Regalen und zog sich damit in einen Sessel zurück.
    Aber sie konnte nicht lesen. Ihre Hand wanderte immer wieder zu ihrem Bauch, und ihre Gedanken konnten sich nicht von dem Wunder abwenden ‐ dem Fehler, was immer Veira auch sagen mochte ‐, das jetzt tief in ihr heranwuchs.
    Ein Baby... ein Baby... ein Baby...
    Was dachte die Prophezeiung sich nur?
    Was dachte sie?
    Als Jervales Erbin hatte sie nie damit gerechnet, Mutter zu werden. Nicht einmal Ehefrau, angesichts der Gefährlichkeit des Lebens, das sie führte. Die letzte verheiratete Erbin war vor fast zweihundert Jahren unglücklich gestorben; Dathne hatte sich diese Lektion zu Herzen genommen und geschworen, weder sich selbst noch ihre Pflicht jemals im Namen frivoler Liebe zusätzlich zu gefährden.
    Aber dann war Asher gekommen, und plötzlich war die Liebe nicht mehr so frivol erschienen. Die Liebe war ohne Vorwarnung so notwendig geworden wie Luft zum Atmen.
    Würde er sich freuen, wenn er entdeckte, dass er bald Vater wer 347
    den würde? Würde sie überhaupt die Chance haben, es ihm zu sagen? Wenn dieser Rettungsversuch scheiterte, wenn das Böse triumphierte ...
    Nein. Sie weigerte sich, sich von Zweifeln berühren zu lassen. Sie würden Asher unversehrt retten ‐ die Prophezeiung würde nichts anderes zulassen. Sie hatte ihn gesehen, und er würde ihr die Lügen und das Schweigen verzeihen, und wenn seine Arbeit für die Prophezeiung getan war, würden sie sich irgendwo niederlassen und in dem brandneuen Lur, bei dessen Schaffung sie geholfen hatten, eine Familie sein.
    Tränen brannten in ihren Augen und trübten ihre Sicht. Sie würde ein Baby bekommen.
    Draußen vor dem Haus wurden die Schatten länger. Die Abenddämmerung senkte sich über das Land. Matt kam auf der Suche nach etwas Essbarem herein.
    Sie stellte das Buch

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